Wozu brauche ich Pythagoras?
Studie untersuchte, wie man auch im Teenageralter die Lust auf Mathe nicht verliert
Erinnert ihr euch noch an die Zeit, als ihr klein wart? Wart ihr nicht riesig stolz darauf, bis 100 zählen und so schnell wie möglich, Zahlen zusammenrechnen zu können? Kaum ist man in der achten der neunten Klasse angekommen, wird man urplötzlich zum Mathemuffel. Kommt euch das bekannt vor? Warum bei vielen Teenagern die Lust auf Mathematik sinkt, war das Thema einer Studie in 82 Gymnasialklassen der 9. Jahrgangsstufe; Ziel war es, herauszufinden, wie sich diese Lust wieder steigern lässt. Das Ergebnis stimmt hoffnungsvoll, denn Neuntklässler_innen lassen sich relativ einfach für Mathematik motivieren, wenn man ihnen den vielseitigen Nutzen von Mathe verdeutlicht. Das stellten Wissenschaftler der Graduiertenschule LEAD und des Hector-Instituts für Empirische Bildungsforschung an der Universität Tübingen fest und veröffentlicht ihre Studie „Motivationsförderung im Mathematikunterricht“ (MoMa) jetzt in der internationalen Fachzeitschrift Developmental Psychology.
Dass die Motivation für ein Fach stark damit zusammenhängt, wie nützlich man es findet, ist schon länger aus der Bildungsforschung bekannt. Deshalb vermittelten die Wissenschaftler den Schüler_innen im Rahmen der Untersuchung in einem kurzen Vortrag den Nutzen von Mathematik für Studium und Beruf. Anschließend erteilten sie den Klassen unterschiedliche Arbeitsaufträge. Ein Teil sollte einen kurzen Aufsatz zum Nutzen der Mathematik für ihr Leben schreiben, der andere Teil beurteilte Zitate von jungen Erwachsenen zum selben Thema.
Das Ergebnis: Beide Versuchsgruppen fanden Mathematik sechs Wochen und auch fünf Monate nach dem Besuch der Wissenschaftler_innen nützlicher als ihre Parallelklassen, die herkömmlichen Mathematikunterricht genossen hatten. Schüler_innen, die die Zitate beurteilt hatten, profitierten dabei noch etwas mehr vom Besuch der Wissenschaftler als ihre Kolleg_innen, die einen Aufsatz geschrieben hatten. Sie erkannten nicht nur den Nutzen des Faches für Schule und Leben, sondern waren auch mit mehr Spaß bei der Sache und schnitten bei einem Leistungstest in Rechnen am besten ab.
*Vorbilder motivieren*
„Dass sich Zitate als besonders wirksame Methode zur Motivationssteigerung erwiesen haben, könnte mit ihrem Identifikationspotenzial zusammenhängen. Wenn eine Psychologiestudentin erzählt, wie wichtig Mathe für ihr Studium ist, macht das auf Neuntklässler gleich einen ganz anderen Eindruck. Maßnahmen zur Motivationsförderung müssen also auch immer an die Altersgruppe angepasst sein“, sagt Hanna Gaspard, die mit der Studie an der durch die Exzellenzinitiative geförderten Graduiertenschule LEAD promovierte.
„Ob unsere Unterrichtseinheit den gleichen Effekt hat, wenn der eigene Lehrer sie durchführt, wollen wir in weiteren Studien untersuchen“, sagte Professor Benjamin Nagengast, einer der Leiter der Studie. „Wir sehen aber jetzt schon, dass bereits mit geringem Kosten- und Zeitaufwand viel bewirkt werden kann.“
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Autorin / Autor: Redaktion / Pressemitteilung