Kinderarbeit - eine Existenz in Würde?
Heute ist Welttag der arbeitenden Kinder
Wenn wir Waren aus sogenannten Dritte-Welt-Ländern kaufen, denken wir inzwischen schon fast automatisch "Besser nicht - wer weiß, ob da nicht Kinderarbeit drin steckt?" Doch das pauschale Verbot von Kinderarbeit scheint nicht unbedingt die Ausbeutung von Kindern und Jugendlichen zu beenden: Trotz dieser Verbote sind nämlich nach Schätzungen der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) weltweit rund 211 Millionen Kinder unter 15 Jahren und 141 Millionen Heranwachsende im Alter von 15 bis 17 Jahren damit beschäftigt, Geld für sich und ihre Familien zu verdienen. Sie arbeiten in der Landwirtschaft, in Haushalten, Fabriken, Werkstätten oder auf der Straße, und das in teilweise extrem ausbeuterischen Verhältnissen: z.B. im Bereich der Prostitution oder in Bergwerken. Die weitaus meisten arbeiten ohne Arbeitsvertrag. Allerdings könnten viele Familien ohne die Arbeit der Kinder gar nicht überleben.
Gerechter Handel unterstützt arme Kinder
Statt einem generellen Verbot von Kinderarbeit schlagen die Christliche Initiative Romero (CIR) und der Verein zur Unterstützung arbeitender Kinder und Jugendlicher (ProNATs) vor, einen gerechten Handel mit Waren aus Kinderhand zu betreiben. - Für uns Deutsche erstmal eine eher ungewöhnliche Sichtweise. - Am heutigen Welttag der arbeitenden Kinder wollen die beiden entwicklungspolitischen Organisationen für eine neue, differenzierte Sicht auf die Arbeit von Kindern werben. Ihre Forderung: Einrichtungen des Fairen Handels in Deutschland sollen bewusst Erzeugnisse aus Kinderhand vertreiben - und damit arbeitenden Kindern und Jugendlichen in Ländern des Südens zu einer Existenz in Würde verhelfen.
Verbot der Kinderarbeit treibt Kinder in die Illegalität
Ein Verbot und vehemente Erklärungen gegen die Kinderarbeit würden zwar das Gewissen der Wohlhabenden dieser Welt beruhigen, vielen arbeitenden Kindern allerdings schaden, erklärt Johanna Fincke von der Christlichen Initiative Romero. Die internationale Ächtung der Kinderarbeit zwinge die kleinen ArbeiterInnen in die Illegalität und mache sie dadurch noch leichter ausbeutbar. Die Alternative zum Kinderarbeits-Verbot seien kindgerechte, menschenwürdige Arbeitsbedingungen sowie eine Vereinbarkeit von Schule und Arbeit. Vom Fairen Handel in Deutschland wünschen sich die MenschenrechtlerInnen, dass er hierbei eine Vorreiterrolle einnimmt, indem er die Kinder darin unterstützt.
Der Begriff ,Kinderarbeit' vernebelt uns die Hirne
"Der belastete Begriff ,Kinderarbeit' vernebelt uns die Hirne. Der Kauf fair gehandelter Produkte aus Kinderhand ist ganz klar als Beitrag zur Stärkung arbeitender Kinder zu sehen." sagte der Soziologe Liebel, Mitbegründer und wissenschaftlicher Leiter des "European Network of Masters in Children's Rights" in der Presserklärung zum heutigen Tag.
Produkte aus Kinder-Kooperativen
In den Ländern wie Peru, Kolumbien, Benin, Burkina Faso, der Elfenbeinküste oder Kenia existieren sogenannte Kinder-Kooperativen, die arbeitenden Kindern einen Rahmen böten, in dem sie ohne Ausbeutung, selbstbestimmt und sicher arbeiten - und zur Schule gehen können. Ihre Produkte verkaufen sie an AbnehmerInnen, die einen fairen Preis zahlen.
Während sich die Dritte-Welt-Läden in Deutschland bislang sträuben, solche Produkte zu verkaufen und darauf stolz sind, dass ihre Waren das Gütesiegel ,garantiert ohne Kinderarbeit' besitzen, untertützen die Akteure des Fairen Handels in Italien, Luxemburg und Spanien bereits die Kinder-Kooperativen. Thomas Krämer-Broscheit, CIR-Geschäftsführer fordert auch vom Fairen Handel in Deutschland, sich dort einzuklinken, "um den arbeitenden Kindern und Jugendlichen eine würdige Perspektive zu bieten". Die Christliche Initiative Romero selbst verkauft seit 2007 fair gehandelte Weihnachtskarten aus Kinderkooperativen, um symbolisch für einen neuen Umgang mit dem Thema zu werben.
Der Welttag der arbeitenden Kinder wurde 2006 auf Initiative arbeitender Kinder und Jugendlicher etabliert. Sie nutzen seither diesen Tag, um auf ihr Anliegen hinzuweisen.
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Autorin / Autor: Quelle: PM Christliche Initiative Romero vom 07.12.2009 - Stand: 9. Dezember 2009