Was tun gegen braune "Kameraden"?

Rechtsextremismus beginnt im Alltag!

Das Hakenkreuz an der Wand der Turnhalle. Nur ein Graffiti unter vielen? Rassistische oder antisemitische Sprüche im Unterricht, und der Lehrer schweigt. Erscheinungen, wie sie an deutschen Schulen täglich zu beobachten sind. Was du und deine Mitschüler gegen rechte Tendenzen in Schule und Freizeit unternehmen können, erfährst du hier...

Einen "Aufstand der Anständigen" hatte Bundeskanzler Gerhard Schröder im Sommer 2000 gefordert, als eine Reihe rechter Gewalttaten gegen ausländische Mitbürger und jüdische Einrichtungen die Nation erschütterte. Was sperrig klingt, lässt sich auf eine einfache Formel reduzieren: Zivilcourage ist gefordert! Wir dürfen nicht einfach wegsehen und den Rechten das Feld überlassen. Denn dieses Schweigen wird von ihnen nicht selten als Zustimmung gewertet.

*Argumente gegen rechts*
Versucht gemeinsam, mit den Rechten ins Gespräch zu kommen. Dazu braucht ihr natürlich ein wenig Mut - aber als Gruppe seid ihr stark. Fragt sie, warum sie so denken, und versucht, ihre Sicht der Dinge zu widerlegen. Gebt ihnen in jedem Fall ruhig und klar zu verstehen, dass ihr ihre Haltung nicht richtig findet. Nur so kann man der schleichenden Normalisierung rechtsextremer Denk- und Verhaltensweisen Einhalt gebieten.

Wir liefern ein paar praktische Tipps für den Umgang mit rechten Parolen:

*Nachfragen*
"Glaubst du das wirklich? Wie kommst du zu dieser Meinung?" - Einfaches Nachfragen hat oft eine erstaunliche Wirkung. Es zwingt dein Gegenüber, über seine Ansichten nachzudenken und diese auch zu begründen. Konsequentes Fragen nach dem Ursprung einer Bemerkung bietet oft Anknüpfungspunkte für eine wirkliche Diskussion. Du kannst auch fragen, was ein bestimmtes Vorurteil mit der Nationalität zu tun hat. Oftmals sind Verhaltensweisen eher an Alter und Geschlecht gebunden als an Herkunft.

*Fremde sind nicht für die eigenen Probleme verantwortlich*
Manchmal verbergen sich hinter rassistischen Parolen Gefühle wie Frust, Einsamkeit, Hilflosigkeit und Unzufriedenheit mit dem eigenen Leben. Rassismus bietet die Möglichkeit, diese Probleme auf andere zu schieben, z.B. Ausländer oder Juden. Das Erkennen dieser versteckten Botschaften bietet eventuell einen Ansatzpunkt für eine Diskussion. Allerdings: Eine Erklärung ist keine Rechtfertigung! Mach deutlich, dass Fremde nicht für die eigenen Probleme verantwortlich sind.

*Gegenbeispiele liefern*
In manchen Fällen entstehen rassistische Ansichten aus schlechten Erfahrungen, die verallgemeinert werden. Versuche, die Hintergründe der Negativ-Meinung zu erkunden. Im Gespräch ist es wichtig, die realen Erfahrungen deines Gesprächspartners nicht herunterzuspielen. Zugleich solltest du ihn aber darauf hinweisen, dass seine Verallgemeinerung nicht zutrifft und Gegenbeispiele liefern.

*Emotionen zeigen*
"Ich finde deine Bemerkung unmöglich" - Die eigene Wut oder Entrüstung zu äußern, kann andere zum Nachdenken anregen. Dabei am besten möglichst ruhig bleiben. Beschimpfungen tragen meist dazu bei, dass die Situation eskaliert. Der andere sollte die Chance bekommen, seine Äußerungen zu erklären oder zurückzunehmen. Natürlich gibt es auch Fälle, die eine eindeutige Abfuhr erfordern.

*Distanzieren*
In manchen Situationen kann es notwendig sein, sich zu distanzieren ohne eine Diskussion anzufangen - zum Beispiel, wenn die Rechtsextremen in der Überzahl sind. Es ist dann aber wichtig, zu einem späteren Zeitpunkt und in einem anderen Rahmen auf das rassistische Verhalten zurückzukommen. Unter vier Augen redet es sich leichter.

*Argumentieren*
Argumente können Wirkung zeigen: Hintergründe erläutern, Fehlinformationen korrigieren, Widersprüche aufzeigen. Dabei stößt man nicht selten an Grenzen: Sachliche Diskussionen verwandeln sich schnell in emotionale Auseinandersetzungen. Außerdem beruhen rechtsextreme Denkweisen selten nur auf einem Mangel an Information. Viele Rechtsextreme vereinfachen und provozieren gerne - bewusst oder unbewusst.

*Rechtliche Schritte*
Wenn deutlich wird, dass das Verhalten einer Person oder Gruppe purem Rassismus oder Rechtsextremismus entspringt, kann man auch rechtliche Schritte unternehmen, wie z.B. eine Anzeige wegen "Volksverhetzung". In jedem Fall solltest du rechtsextreme Gewalttaten der Polizei melden.

*Rechte Gewalt*
Wenn du Zeuge einer rechten Gewalttat wirst, solltest du Folgendes beachten: Spiele nicht den Helden und verwende keine Waffen. Sie können gegen dich selbst gerichtet werden. Rufe per Handy die Polizei, oder hole Hilfe. Erzeuge Aufmerksamkeit durch lautes Rufen und bitte andere Zuschauer direkt um Hilfe: "Sie in der blauen Jacke, können Sie bitte die Polizei rufen". Provoziere die Täter nicht durch Beleidigungen, und lasse dich auch selbst nicht provozieren. Beobachte genau und merke dir Gesichter, Kleidung und Fluchtweg der Täter.

*Aktiv werden*
Natürlich gibt es auch andere Möglichkeiten, aktiv zu werden: Sprich deine Lehrer an und bitte sie, das Thema im Unterricht zu behandeln. Schreibe Artikel für eure Schülerzeitung, gründe eine Arbeitsgemeinschaft oder problematisiere den Umgang mit den Neonazis bei Projekttagen. Auch Ausflüge zu den Orten deutscher Naziverbrechen und schulexterne Projekte wie Konzerte, Demonstrationen und Aktionstage im örtlichen Jugendclub sorgen für Aufklärung und Aufmerksamkeit. Am besten tut ihr euch zu mehreren zusammen.

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Autorin / Autor: Björn Bossmann, www.mitmischen.de - Stand: 11. Februar 2005