Computerspielsucht unter 1 Prozent
Neue Studie zu Chancen und Risiken von digitalen Spielen
Ein Computerspiel, das grundsätzlich abhängig macht, gibt es nicht
Hinsichtlich der exzessiv-problematischen Nutzung betont Prof. Dr. Uwe Hasebrink, Direktor des Hans-Bredow-Instituts: „Ein Computerspiel, das grundsätzlich abhängig macht, gibt es nicht. Entscheidend ist vielmehr, wie zeitliche Anforderungen eines Spiels mit den Zeitstrukturen des eigenen Alltags in Einklang gebracht werden können.“
*Persönliche Lebenssituation und soziales Umfeld wichtig*
Laut den SpieleforscherInnen hat das exzessive Computerspielen und die damit verbundenen Probleme meist mit der persönlichen Situation der SpielerInnen und ihrem sozialen Umfeld zu tun. Gefährdet seien besonders Jugendliche ohne stabiles soziales Umfeld. Würden Halt und Anerkennung durch Familie und Freunde wegfallen, werde nach einem Ausgleich in den virtuellen Welten gesucht, sei bei einem Online-Rollenspiel wie „World of Warcraft“ oder bei „Farmville“, wo es um den Aufbau eines virtuellen Bauernhofs geht. Beliebt sind offenbar vor allem Spiele, deren besonderer Reiz durch die Kommunikation und den Austausch mit anderen SpielerInnen entsteht. Problematisch wird es, wenn der virtuelle Freundeskreis den Kontakt zur realen Welt ersetzt. Wer in Familie, Schule oder der Ausbildungsstelle Außenseiter sei, tendiere eher dazu, diese sozialen Misserfolge durch übermäßiges Computerspielen auszugleichen.
*Aussagen zu positiven Potentialen von Spielen*
Neben den möglichen Risiken untersuchte die Studie auch die positiven Potenziale von Computerspielen. Um ein Süpiel mit seinem Anforderungen bewältigen und Spielziele erreichen zu können, müssten ComputerspielerInnen schon einige Fähigkeiten aufweisen, die sie sich auch in anderen Situationen zu Nutze machen könnten. Geschicklichkeitsspiele erforderten zum Beispiel Reaktionsfähigkeit, Strategiespiele das Bewältigen komplexer Entscheidungssituationen und Onlinespiele ein Organisationstalent für das soziale Miteinander. Für die meisten Computerspieler steht das allerdings nicht im Vordergrund, sondern eher der Aspekt der Unterhaltung, der Spaß am Spiel und der Kontakt mit dem Freundeskreis.
Eltern, die sich um ihre Kinder sorgen, empfehlen die ForscherInnen, dass sie ihre Kinder beim Spielen (wie auch bei jedem anderen Hobby) nicht alleine lassen, sondern sich mit dem Spiel auseinandersetzen sollten, um ein Verständnis für die Mechanismen der komplexen digitalen Spiele zu entwickeln. Mitverfasser Prof. Dr. Jürgen Fritz von der FH Köln fordert: „Die Spielehersteller müssen die Bindungsfaktoren der Spiele transparenter machen, also erklären, was die Anziehungskraft eines Spieles ausmacht. Es sollte zudem mehr Angebote geben, die Eltern in die Lage versetzen, die Computerspielnutzung ihrer Kinder besser einschätzen und begleiten zu können. Nur dann können die Potenziale von Computerspielen wirklich ausgeschöpft werden.“
Was würdet ihr sagen: Ab wann ist man spielsüchtig?
Autorin / Autor: Redaktion/Pressemitteilung, - Stand: 23. Februar 2011