Flucht aus Lumiria

Wettbewerbsbeitrag von Luca2603, 18 Jahre

Natara bückt sich und hebt das heruntergefallene Messer auf, mit dem sie kurz zuvor den Dieb niedergestochen hat, der ihre Tasche stehlen wollte. Sie rennt auf den um Hilfe schreienden Mann zu, tritt ihm mit ihren hohen Absätzen ins Auge. Sie beugt sich vor, und ohne, dass ein menschliches Auge es sehen könnte, schneidet sie ihm die Kehle durch. Es wird still, die Schreie verstummen. Eine fast alltägliche Situation für die junge Natara, die seit Jahren ohne Familie auf diesem schrecklichen Planeten, Lumiria überleben muss.

Als Kind wurde sie auf diesem Planeten ausgesetzt, ihre Eltern konnten sie nicht ernähren und mussten sie loswerden. Seitdem muss sie sich alleine durchschlagen. Natara leckt ihr blutverschmiertes Messer ab und macht sich auf den Weg zum Bahnhof. Wie immer zündet sie sich eine Zigarette an. «Ist das Leben lebenswert, wofür lebe ich?», fragt sich Natara. Sie wirft die Kippe auf den Boden, steigt in den Zug und fährt zehn Stationen. Sie steigt aus und muss gegen den Gedanken ankämpfen, der sie schon die letzten Male verfolgte, nämlich vor den fahrenden Zug zu springen. Zu Hause angekommen, weiß sie nicht, wie es weitergehen soll, was sie als nächstes tun soll. Verzweifelt, ohne einen einzigen Anhaltspunkt, sucht sie seit Jahren nach einem Weg, diesen grausamen Planeten zu verlassen. Zu grausam ist es, hier zu leben, mit all den schrecklichen und brutalen Bewohnern. Wäre es nicht schön, all den Schmerz und das Leid hinter sich zu lassen? Und nächste Woche ist es endlich so weit, dass sie versuchen kann zu fliehen. Das Jahrestreffen der Intergalaktischen Föderation findet dieses Jahr auf Lumiria statt. Die Föderation will die grausamen Lebensbedingungen auf ihrem Planeten verbessern. Von überall her kommen die Weltraumpiloten mit ihren großen Schiffen und tagen eine Woche lang in der Hauptstadt. Natara will diese Gelegenheit nutzen, um sich auf einem Raumschiff zu verstecken und zu fliehen. Die Mitglieder der Föderation kommen alle von guten Planeten und wollen die Galaxie friedlicher machen.

Hundemüde fällt Natara in einen unruhigen Schlaf. Sie träumt von einem blauen Planeten, auf dem sauberes Wasser fließt und grüne Wiesen voller Blumen und Bäume stehen. Singende Kinder tanzen mit ihren Eltern und sind glücklich. Doch plötzlich überfällt sie eine Horde räuberischer Banditen und tötet alle. Schweißgebadet wacht Natara auf, selbst in ihren Träumen verfolgt sie das Grauen von Lumiria. Bis zur Eröffnung der Konferenz versucht sie, so wenig Ärger wie möglich zu bekommen und sich ruhig zu verhalten. Am Tag vor der Konferenz trifft sie sich mit ihren Freunden Kelvin und Riton, sie haben die Flucht gemeinsam geplant und alles besprochen. Noch einmal gehen sie ihren Plan Punkt für Punkt durch. Das Schwierigste wird sein, an den Wachen und Sicherheitskontrollen vorbeizukommen, ohne erwischt zu werden.
Sie haben extra Miniaturen des Hangars gebastelt, wie im Film, um sich auf alles vorzubereiten. Am nächsten Tag gehen sie als Sicherheitsbeamte verkleidet und mit gefälschten Ausweisen, die sie sich vorher von einem Freund haben machen lassen, zur Konferenz. Durch die riesige Menschenmenge, die begeistert die Gäste aus anderen Galaxien begrüßt, gelangen sie ohne Probleme in die Hangar Halle, in dem das Raumschiff steht, mit dem die drei fliehen wollen. Kaum haben sie es von weitem gesehen, hören sie plötzlich eine Stimme von rechts und drehen sich um.
«Hey, ihr da, was wollt ihr hier? Sofort stehen bleiben, ihr habt hier nichts verloren!»
Natara sprintet, ohne zu zögern los. Sie versteckt sich hinter einem der vielen Raumschiffe. Durch die Scheibe kann sie sehen, wie der Mann, der vorhin nach ihr geschrien hat, Riton am Kragen packt, ihn durchsucht und dann abführt. Sie kann noch hören, wie der Mann in sein Mikrofon spricht und um Verstärkung bittet.
Natara ist am Boden zerstört: «War die ganze Planung, das jahrelange Warten umsonst?», fragt sie sich. Verzweifelt sucht sie nach Kelvin, der ebenfalls entkommen konnte. Nachdem sie ihn gefunden hat, besprechen sie kurz, was sie jetzt tun sollen. Was auch immer sie tun, es muss schnell gehen. Sie haben keine Zeit mehr, keine Zeit mehr für den eigentlichen Plan, für den Plan, den sie jahrelang geschmiedet haben. Sie entscheiden sich für den einfachsten Weg. Sie brechen die Tür des Raumschiffs auf, hinter dem sie sich verstecken, und steigen ein. Natara, die in den letzten Jahren intensiv Raumschifftechnik studiert hat, um heute zu fliehen, kann das Schiff ohne Probleme starten. Sie heben ab und können ihr Glück kaum fassen. Doch die Freude währt nicht lange, denn schon bald trauern sie um Riton, der für die beiden mehr als nur ein Freund war: Er hatte Natara das Leben gerettet, als sie als kleines Kind auf dem Planeten ausgesetzt worden war. Natara war kurz davor, Lichtgeschwindigkeit zu erreichen und zu fliehen. Plötzlich näherte sich ein Verfolgungsschiff der Intergalaktischen Föderation. Sie scheinen ihre Flucht bemerkt zu haben und schicken Verstärkung. Natara wird nervös und weiß nicht, wie sie die Verfolger ablenken soll. Die Verfolgung wird immer heftiger. Sie verlassen die Atmosphäre und fliegen in die unendlichen Weiten des Weltalls. 

Schließlich gelingt es ihnen, das Verfolgerschiff abzuschütteln. Mit Lichtgeschwindigkeit. Die beiden atmen tief durch und sehen sich an, ein Gefühl der Erleichterung und Aufregung erfüllt sie. «Wir haben es geschafft», flüstert Kelvin. Natara lächelt und sagt: «Ja, wir haben es geschafft».
Natara und Kelvin sind glücklich, dass sie nie wieder auf ihrem schrecklichen Planeten leben müssen. Natara schaut aus dem Fenster und betrachtet die Millionen von Sternen, die an ihnen vorbeiziehen. Ihr Blick geht nach unten, ihr Lächeln verschwindet plötzlich. Sie dreht sich um und schaut Kelvin an, der erschöpft auf einem Stuhl im hinteren Teil sitzt. «Kelvin, wie... Wir haben kein... kein Treibstoff mehr», stammelt sie und sie hören das Zischen des Raumschiffs, das kurz davor ist, den Geist aufzugeben…

Alle Infos

Die Über All Lesung

Lasst euch von sieben der Preisträger:innen des Wettbewerbs Über All in ferne Welten entführen

Die Über All-Preisträger:innen

Vielen Dank an alle Teilnehmenden für diese spannenden Exkursionen ins All und herzlichen Glückwunsch den Preisträger:innen

Die Über All Jury

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