Wir hören nicht die Schreie in der Nacht
Beitrag zum Wettbewerb green poems von Maria Pielsticker, 16 Jahre
Flammen und Hilferufe erwecken die Nacht
da nach langer Dürre wieder ein neues Feuer entfacht
Jungvögel, Koalas, jung und alt, die um ihr Leben rennen, ihr Zuhause zerstört
Hilfeschreie werden durch das Knistern der Flammen überhört
So viele Menschen werden oftmals nicht direkt konfrontiert, denken deshalb nicht
doch es gibt genug Betroffene, bei denen schon wieder ein Waldbrand ausbricht
Tiere, Lebewesen, die von einem Moment auf den anderen gezwungen sind, umzuziehen
die plötzlich gezwungen sind, alles stehen und liegen zu lassen und zu fliehen
Die Luft stickig, dicht gefüllt mit einengendem Rauch
die Flammen greifen einen Baum nach dem anderen an, bis zum kleinsten Strauch
Unheimlich oranger Himmel, durchzogen von grellen Funken
jeder Atemzug, als wäre man bereits in einem Meer aus Rauch und Flammen ertrunken
An so vielen Orten dieser Welt ist es die Realität – die Welt brennt
und nur weil man nicht sieht, wie die Familie gerade um ihr Leben rennt
Es ist so einfach, diese Probleme zu verdrängen
einfach ignorieren, dass Menschen überm Abgrund hängen
Denn wir hören nicht die Schreie in der Nacht
von der Mutter, die wegen Überschwemmungen erwacht
vergeblich versucht, ihr Kind aus der Überflutung zu retten
eine Situation, die wir mit mehr Achtsamkeit verhindert hätten
Wir hören nicht den Obdachlosen, wie er vor den Trümmern seines alten Hauses sitzt und weint
denn inmitten von Schutt und Asche ist da keine Hoffnung mehr, die scheint
wie er vergeblich versucht, die Urne seiner Oma zu finden
doch die hat es geschafft, zwischen kaputten Ziegelsteinen und Möbeln zu verschwinden
Woche für Woche, Tag für Tag, die Nachrichten werden überschwemmt
ein neuer Mensch starb, wurde verletzt, zwischen Trümmern eingeklemmt
und trotzdem wird es immer noch geleugnet, nicht richtig ernst genommen
die Menschheit soll aufwachen, zu sich kommen
Es ist kein Spaß, keine Dystopie, sondern die bittere Realität
denn für irgendjemanden ist es wieder bald zu spät
die Waldbrände, Überschwemmungen, die den Lebewesen ihr Zuhause stehlen
also hört auf es zu leugnen, denn Tag für Tag sterben unschuldige Seelen