Einsendungen zum Schreib- und Bilderwettbewerb im Wissenschaftsjahr 2012 - Zukunftsprojekt Erde,
von Mareen, 15 Jahre
Hi,
ich bin Samanda aus dem Jahr 2099. Ihr fragt euch sicher, warum ich euch schreibe und erst Recht, warum per Brief, wo es doch im Jahr 2099 keine Post mehr geben dürfte. Nun, wir haben heute in der Schule erfahren, dass ihr aus dem Jahr 2012 euch schrecklich viele Gedanken darüber gemacht habt, wie wir leben werden und was ihr zu beachten habt, damit wir es noch gut haben.
Da euch scheinbar so viel an unserem Leben lag, habe ich beschlossen, euch diesen Brief als kleinen Einblick in unsere Welt zu schreiben.
Ihr habt Recht, Post nutzt bei uns keiner mehr, Internet geht doch viel schneller. Ich finde es schade und weil es so eine Rarität ist, heute einen Brief zu schreiben und man nicht alle Tage an seine Vormenschen schreibt, dachte ich mir, wäre das der richtige Weg.
Wo wir doch gerade beim Internet sind, ihr würdet vor Neid erblassen, wie schnell doch unser Internet nun ist. Schreiben mit Tastatur gehört auch der Vergangenheit an- Windows 35 hat Spracherkennung. Das ist äußerst praktisch, du kannst Hausaufgaben machen und dabei E-Mails an Freunde schreiben. Für Computer braucht man Strom, womit wir bei der Stromversorgung wären. Nun das ist bei uns wie bei euch ein großes Problem. Wir können zwar mehr Energie mit erneuerbaren Energiequellen erzeugen, das ganze Meer steht voller Windkraftanlagen, aber dafür geht die Kohle zu Neige. Damit alle Häuser optimal genutzt werden, muss sich an oder auf jedem Haus eine Solaranlage befinden. Auch auf der Garage hat jeder- sogar freiwillig- eine Solaranlage, um damit sein Elektroauto zu betanken. Alle fahren nur noch elektrisch, wegen der Umwelt. Überhaupt will der Mensch von heute wieder zurück zur Natur, was in den riesigen vollgebauten Städten kaum möglich ist, doch es wird versucht, jede Straße säumen Alleen von Bäumen, in jeder Stadt gibt es min. einen riesigen Stadtpark und Deutschland forstet auf, es werden wieder mehr Wälder. Dabei werden nur noch Mischwälder angepflanzt. Und als ob das nicht genug wäre, fast jeder besitzt auf seinem Dach einen Garten, den man über eine Treppe im Haus erreichen kann. Dort kann man vielerlei Sachen, je nach Lage des Hauses anbauen. Die Pflanzen wachsen erstaunlich prima hier, sogar Südfrüchte gedeihen. Nur gießen muss man ziemlich oft, wegen der vielen Sonne, aber dafür haben viele befestigte Rasensprenger installiert. Das Wasser kommt übrigens aus Regenwasserzisternen, die auf dem Dachboden. Auch diese sind Pflicht, um den Regen optimal auszunutzen. Gärten, die sich nicht in luftiger Höhe befinden, gibt es kaum noch, weil jedes Stückchen Platz zum Bauen oder zum Pflanzen von Wäldern bzw. Parks benötigt wird. Ausnahme sind die kleinen Vorgärten, welche den Menschen nahezu heilig sind. Dabei gibt es eine eiserne Faustregel: in den Vorgarten die Blumen, auf das Dach die Nutzpflanzen! Für euch muss das sicherlich befremdlich aussehen, Tomaten und Kohl auf den Dächern wachsen zu sehen, doch bei uns ist das längst Normalität geworden.
Auch wenn wir heutzutage sehr heimatverbunden sind, ja, ob ihr es glaubt oder nicht, das Sächsische ist wieder auferstanden und einheimischer Dialekt gibt es als Unterrichtsfach, fahren wir gern mal in den Urlaub. Dabei setzten viele jedoch auf Fahrradurlaub bzw. kürzer entfernte Reiseziele. Natürlich schaut man auch mal über den Tellerrand, aber nicht mehr so oft, wie ihr es vielleicht tut, auch wenn die Flugzeuge schon abgasfreier geworden sind.
Doch wo Urlaub ist, ist auch die Arbeit nicht weit, ja arbeiten gehen müssen wir immer noch. Die Faulen der Gesellschaft, welche bei euch leicht zu Hause bleiben konnten, müssen bei uns auch mit ran, ob sie wollen oder nicht. Warum sollen die Einen arbeiten und die anderen faul herumlungern? Es ist auch nötig, dass diese arbeiten, sonst bekämen die Rentner wohl gar kein Geld mehr, trotz wieder steigender Kinderzahlen.
Nun, mehr Kinder heißt mehr Leute, was wiederum wohl noch mehr Abfall bedeutet, doch es wurde schon viel getan, um die „Wegwerfgesellschaft Deutschland“ verschwinden zu lassen. Lebensmittelhersteller und Supermärkte haben Studien durchführen lassen, welche ihnen zeigen, wie viele Lebensmittel in den Läden liegen bleiben. Von diesen wird nun weniger hergestellt. Die Leute versuchen auch, nicht mehr so viele Lebensmittel umkommen zu lassen, weil sie verstanden haben, dass es nicht selbstverständlich ist, dass man Essen im Überfluss hat. Auch in unserer Zeit sind die Unterschiede zu uns und der 3. Welt noch sehr groß, fast unüberbrückbar. Wir gehen zwar sparsamer mit den Lebensmitteln um, wenn allerdings doch etwas übrig bleibt, kommt es nun zur Tafel oder nach Afrika.
Dennoch fällt immer noch ein Haufen Müll an, Verpackungen, Papier, Biomüll. Da unsere Ressourcen immer knapper werden, wird nahezu alles recycelt. Verpackungen, Flaschen, Getränkedosen werden wieder zudem, was sie vorher waren. Papier wird wieder zu Papier und Pappe, es gibt quasi kein nicht schon einmal verwendetes Papier mehr, nur noch Recyceltes. Biomüll kommt auf riesige Kompostanlagen. Restmüll wird nach Möglichkeit auch wiederverwertet. Aus Holz vom Sperrmüll werden neue Möbel.
Es wird versucht, so wenig wie möglich Bäume zu fällen. Zudem gibt es Leute, die in den Wald gehen und umgefallene Bäume suchen, die sich noch für Bretter, Spanplatten oder zur Papierherstellung nutzen lassen. Alte Haushaltsgeräte, Handys und Computer kann man abgeben, bekommt manchmal sogar noch ein bisschen Geld dafür. Sie werden vollständig auseinander gebaut, in die verschiedenen Bauteile, welche z. B. in neuen Geräten wieder verwendet werden. Genauso bei Autos und nicht mehr zu nutzender Kleidung, sowie Schuhen. Kurzgesagt, so gut wie alles wird wieder verwendet, Deutschland ist zum Recycelstaat geworden!
Alles in allem leben wir sehr gut hier, vielleicht sogar besser als ihr. Außerirdische sind noch nicht gekommen, dafür machen uns Haushaltsroboter den gesamten Haushalt. Sogar die Eisbären leben noch, und die Gletscher wachsen wieder, dank dessen, dass fast ganz Europa und auch die USA ähnlich lebt wie wir, eben umweltbewusst.
Vielleicht könnt ihr euch ja schon mal ein Beispiel an uns nehmen. Wenn ihr wollt, erzähle ich euch gern mehr Geschichten aus der Zukunft. Mich würde es auch interessieren, wie ihr so lebt.
Ich freue mich schon auf euren Brief!
Liebe Zukunftsgrüße
Eure Samanda