Der ewige Kreis

Einsendungen zum Schreib- und Bilderwettbewerb im Wissenschaftsjahr 2012 - Zukunftsprojekt Erde
von Jana und Bianca, 17 Jahre

Auszug aus dem ersten Eintrag in das Logbuch EXiduS

Mittwoch, der 07.12.2016

…die Mitglieder der EXiduS Operation haben sich nach langen Diskussionen für die wohl radikalste Lösung entschieden. […] Mit Hilfe eines genetisch veränderten Pockenvirus, soll die Menschheit auf etwa ein Drittel ihrer derzeitigen Anzahl reduziert werden…

*Auszug aus dem 21. Eintrag in das Logbuch EXiduS*
Donnerstag, der 23.02.2017

…Nachdem der Tag X des Virusausbruches auf den 17.04.2017 festgelegt wurde, beginnen wir nun mit der Umsetzung aller weiteren Maßnahmen. […] In speziell ausgewählten Laboren wird nun das Antivirus vervielfältigt, um danach an zufällig ausgewählte Menschen aller sozialen Schichten verabreicht zu werden. […] Auch der Bau der Gärten Eden hat begonnen. In diesen Reservaten werden später alle Ausgewählten leben. […] Endlich ist auch die neue menschliche Lebensweise fertig entwickelt worden. So wird statt verschiedener Götter in Zukunft nur noch die Erde selbst als Göttin Gaia verehrt werden…

*47. Eintrag in das Logbuch EXiduS*
Montag, der 17.04.2017

Dies ist mein letzter Eintrag in das Logbuch. In weniger als einer Stunde wird das Virus, als Naturkatastrophe getarnt freigesetzt werden. Dann wird sich zeigen, wer überlebt und wer sterben muss.
Dieses Logbuch stellt die Aufzeichnung einer geheimen Operation dar, deren Aufgabe es war, die Erde zu beschützen. Deshalb wird dieses Buch vorerst verschwinden.
Ich hoffe, dass man eines Tages, wenn diese Aufzeichnungen wiedergefunden worden sind, verstehen kann, wieso wir auf diese Weise gehandelt haben.

Wir wünschen der Nachwelt viel Glück!
Dr. Dominik Schwerz

Am 17.04.2017 um 16:00 Uhr wurde das Pockenvirus Gamma freigesetzt.

Am 20.04.2017 begann die neue Zeitrechnung.

Am 17.04.200 nach neuer Zeitrechnung tauchte auf mysteriöse Weiße das Logbuch EXiduS auf. An diesem Tag wurde die neue Zeit nach Schwerz benannt.
Der 17.04. wurde zu einem Festtag erkoren.


„Wer weiß, wieso die Organisation EXiduS diese Entscheidung getroffen hat?“, fragte Frau Dominique ihre Klasse.
Sofort schoss die Hand einer ihrer fleißigsten Schülerinnen in die Luft.
„Ja Adriane?“
„Weil die Erde verseucht war und zu ersticken drohte.“
„Und was war der Grund dafür? Benedikt?“
„Weil alle Pflanzen gestorben sind und es keinen Sauerstoff mehr gab!“
Frau Dominique lachte. „Ganz so war es vielleicht nicht, aber wir waren auf dem besten Weg dahin. Der Sauerstoff wurde knapper, weil viele der Pflanzen durch Vergiftung und Verschmutzung vernichtet wurden. Dr. Schwerz und sein Team waren diejenigen, die das große Problem erkannten und einen, wenn auch drastischen, Ausweg fanden.“ Sie sah ihre Klasse an. „Und findet ihr, dass sie richtig gehandelt haben?“
„Ja, natürlich!“, kam die verwirrte Zustimmung von ihren Schülern.
„Naja wisst ihr, es war keine leichte Entscheidung. Der Plan sah schließlich vor, dass zwei Drittel der Menschen sterben mussten.“
Es läutete zum Stundenende. Mit gerunzelter Stirn sah Frau Dominique auf die Uhr und wandte sich dann wieder an ihre Klasse: „Bis zur nächsten Stunde denkt ihr bitte darüber nach, wie die Situation damals gewesen ist, warum es eine schwere Entscheidung war und wie sich das Leben der Menschen danach geändert hat.“ Sie lächelte. „Ihr könnt gehen.“

Gemütlich schlenderte Adriane gemeinsam mit ihren beiden Freundinnen Terry und Pia aus dem Schulgebäude. In ein angeregtes Gespräch über die letzte Unterrichtsstunde vertieft, verließen die drei das Dorf, in dem sie zur Schule gingen und machten sich auf den Weg nach Hause.
„Was Frau Dominique wohl damit gemeint hat, als sie uns gefragt hat, ob Dr. Schwerz und sein Team richtig gehandelt haben?“, fragte Terry.
„Das weiß ich auch nicht“, antwortete ihr Pia schulterzuckend, „Naja, man sieht sich später. Tschüss“ Und schon war sie auf und davon in Richtung ihres Hauses.
„Weg ist sie“, sagte Terry, „dass sie immer so stürmisch ist. Aber du bist heute auch extrem still Adriane? Ist alles in Ordnung?“
Doch noch bevor diese ihr antworten konnte, war auch Terry mit einem „Wir sehen uns morgen in der Schule, ciao Adriane“, zu ihrer großen Schwester gelaufen, die sie gerufen hatte.

‚Und schon bin ich alleine’, dachte Adriane, aber auch mich lässt der Gedanke an die vielen Toten nicht los. Ist es denn wirklich so schwer für die damaligen Leute gewesen, zu akzeptieren, dass etwas sterben muss, damit etwas Anderes leben kann? Muss nicht jeder einmal sterben? Was ist so schlimm daran zu Gaia zurück zu kehren.’
Wie alle Menschen dieser Zeit war auch Adriane fest mit der Natur und somit auch mit Gaia selbst verbunden. Jeder Mensch spürte, wenn Pflanzen oder Tiere litten. Daher war es auch nicht verwunderlich, dass alle Menschen auf die Natur und ihre Bewohner Acht gaben. Alle versuchten möglichst im Einklang mit ihr zu leben. Natürlich gab es auch elektrische Geräte und es wurde Strom, mit Hilfe der Natur und ohne ihr zu schaden, hergestellt. Aber der Umgang mit allem war viel bewusster. Die Verehrung von Gaia, war mehr mit einer Lebenseinstellung und weniger mit einer Religion vergleichbar. Die Bindung an die Natur wurde von Generation zu Generation immer enger und schließlich entwickelte jeder Mensch eine spezielle Bindung zu einer bestimmten Tierart oder Pflanzengattung. Sie selbst fühlte sich besonders den Greifvögeln verbunden. Und speziell ihre Bindung war etwas ganz besonderes. Es kam selten vor, dass dieses Band so stark ausgeprägt war wie bei Adriane. Eine Priesterin hatte es bei ihr entdeckt, als sie noch ein kleines Mädchen gewesen war und hatte ihr erklärt, dass sie von Gaia auserwählt worden war, um Priesterin zu werden.

Auch heute war sie nach der Schule wieder auf dem Weg zum Tempel. Diese Strecke war ihr in den letzten Jahren so vertraut geworden. Adriane beschleunigte ihre Schritte. Sie sollte sich beeilen, denn heute stand zusätzlich zu ihren üblichen Pflichten noch ein größeres Ereignis an.
Als sie im Tempel ankam, zog sie sich als erstes um. Ihr Gewand war eine Art weißer Kimono mit roter Schärpe, die denen der Japanischen Mikos nachempfunden waren. Dann machte Adriane sich auf, um ihre Pflichten zu erledigen. Dazu gehörte unter anderem für alle Pflanzen auf dem Gelände zu sorgen, den Außenhof zu fegen und sich schließlich mit Oberpriesterin Lilli um anstehende Zeremonien zu kümmern. Adriane beeilte sich, alle ihre Aufgaben mit der nötigen Sorgfalt zu erledigen und begab sich dann auf die Suche nach Priesterin Lilli, um mit ihr die letzten Vorbereitungen für die heutige Beerdigung zu treffen.

Adriane fand sie im Innenhof, wo sie gerade frisches Wasser aus dem Brunnen schöpfte. Als Lilli Adriane auf sich zukommen sah, hielt sie inne und lächelte: „Schön dich zu sehen, Adriane. Sag, bist du bist schon mit all deinen Aufgaben fertig?“
Die Angesprochene nickte eifrig: „Ja, das bin ich.“
Die Priesterin lachte: „Du bist wohl schon aufgeregt, weil das heute deine erste Beerdigungszeremonie ist, was?“
Adriane wurde rot. „Na los, lass uns mit anfangen.“, erwiderte Lilli und bedeutete dem Mädchen ihr zu folgen.

Das letzte Licht des Tages bahnte sich seinen Weg durch das Blätterdach und ließ das Wasser des Flusses glitzern. Adriane stand da und sah gedankenverloren dem Boot hinterher, das den Toten flussabwärts in Richtung Meer trug. Sie verstand nicht, wieso es für die Menschen früher so ein schrecklicher Gedanke gewesen war zu sterben. Natürlich war es traurig, einen Nahestehenden zu verlieren, aber die Seele kehrte doch zu Gaia, der großen Mutter, zurück. Es war der Lauf aller Dinge zu entstehen, zu blühen, Früchte zu tragen und wieder zu vergehen. Der ewige Kreislauf von Leben und Tod, an dem niemand etwas zu ändern vermochte, ganz egal wie sehr er es auch versuchte.

Und plötzlich war Adriane froh in dieser Zeit zu leben, in der jeder diesen Kreislauf achtete. Lächelnd wandte sie sich vom Fluss ab und lief zurück zum Tempel, in dem nicht nur Lilli sondern auch Gaia auf sie warteten.

Alle Infos zum Wettbewerb

Un-endlich wertvoll - Die Siegerehrung

Endlich ist es so weit!

14. November 2012

Die Jury

..zum Wettbewerb Un-endlich wertvoll im Wissenschaftsjahr Zukunft der Erde

Die Einsendungen

... zum Wettbewerb "Un-endlich wertvoll"  im Wissenschaftsjahr Zukunft der Erde

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