Geduld, Respekt & Verständnis
Über die Arbeit im Altenheim
Als ich das erste Mal eine sehr enge Bekannte meiner Eltern im Altenheim besuchte, muss ich schon zugeben, dass mich ein eigenartiges Gefühl überkam. Denn einige ältere Leute werden einfach nur abgegeben, man bezahlt zwar die Heim-Kosten, doch besucht werden sie selten oder fast nie. Und das ist etwas, was mir Unbehagen bereitet hatte. Ich muss gestehen, dass auch etwas Angst dabei war. Vielleicht hatte ich auch Angst, das Schicksal dieser - ja, man könnte fast sagen verlassenen - Leute in später Zukunft zu teilen, ich weiß es nicht genau…
Ich suchte unsere Bekannte auf und begab mich zu ihr ins Zimmer. Meine ersten Versuche, mit ihr zu reden schlugen fehl, sie ist sehr alt und war oft nicht im Stande, alles zu verstehen oder zu hören. Es brauchte viel Zeit und Geduld, einen Satz so oft wiederholen, bis sie ihn verstand und mir eine Antwort gab. Es war für mich ziemlich ungewohnt, und als man mich aufforderte, ihr von meinen Urlaub zu erzählen, wollte ich mich schon fast weigern, denn ich wusste nicht, wie ich mich verständlich machen sollte. Oft fühlte ich mich, als ob ich mit einer Wand spreche, weil keine Antwort, keine Regung des Verstehens von der alten Dame kam. Schon am nächsten Tag besuchten wir sie wieder, diesmal zur Mittagszeit. Besucher können in diesem Altenheim ihren Verwandten beim Essen helfen, damit die Pfleger die anderen älteren Leute schneller verpflegen können. Ich sollte das auch versuchen. Das erste Mal fühlte ich mich lächerlich, und mir war es auch irgendwie unangenehm, einen Menschen, der so viel älter war in dieser Verfassung zu sehen und ihm beim Essen zu helfen. Es kam mir vor, als ob mein vor dem Alter Respekt verschwinden würde…
Mein "ersten Schritte" als freiwillige Helferin
Alle Bewohner einer Etage aßen in einem großen Raum, vier Personen saßen dabei im Rollstuhl an einem geräumigen Tisch. Und so begann mein Einstieg in das freiwillige Engagement im Altenheim. Eine ältere Frau starrte vor sich hin, ohne ihr Essen angerührt zu haben, wahrscheinlich wartete sie auf jemanden, der ihr beim Essen half. Ich fragte sie nach langem Beobachten, ob ich ihr helfen sollte. Da blickte sie zu mir auf und antwortete mit so viel Entzücken: „Ja, mein Liebes, bitte!“ Dieses Ereignis machte mich so mutig, dass ich mich traute, auch andere Leute zu fragen, ob sie meiner Hilfe bedürften, auch wenn ich oft mit einer schroffen Antwort von sehr alten Personen, die nur allzu oft nicht ganz bei Sinnen waren, abgewiesen wurde.
Das Gefühl, geholfen zu haben
Es war ein tolles Gefühl, nach den paar Stunden, die ich im Altenheim mit Basteln, Reden, beim Essen helfen und anderen Dingen zusammen mit den älteren Leuten verbracht hatte, nach Hause zu gehen mit dem guten Gefühl der soeben geschehen Hilfeleistungen und dem Gedanken, geholfen zu haben. Und nicht selten habe ich viel Spaß gehabt!
Sehr wichtig ist es, trotz der Lage und dem Verhalten von älteren Personen den Respekt vor ihnen immer bei zu behalten. Den kann man nämlich sehr schnell verlieren, genauso, wie man häufig wenig Respekt vor kleinen Kindern hat. Denn oft verhalten sich die sehr alten und/oder kranken Menschen genauso. Was aber oft ohne Absicht ihrerseits oder überhaupt ohne deren Wissen geschieht. Wenn man ihnen zum Beispiel beim Essen hilft, da rutscht ab und zu das Wörtchen „Ahm!“ oder „hmm!“ aus dem Mund, was so oft beim Füttern kleiner Kinder geschieht.
Wie schon gesagt, wenn man sich entschließt, im Altenheim auszuhelfen, dann sollten folgende Charaktereigenschaften dir eigen sein: In erster Linie *Respekt* vor diesen Alten Leuten, *Geduld und Verständnis* für ihre Lage. Leuten, die all diese Eigenschaften besitzen und die sich eventuell für einen Freiwilligenjob im Altenheim interessieren, kann ich nur dazu raten, dort zu arbeiten! *Es ist ein schönes Gefühl, Leuten die deiner Hilfe bedürfen, zu helfen.*
Autorin / Autor: janatschka - Stand: 28. Januar 2005