Arbeiten mit Wasser

Was kann man beruflich machen, wenn Wasser das bevorzugte Element ist? Tina ist Wasserbauerin und erzählt im Interview von ihrem Beruf und ihrem Weg dorthin.

Bild: WAS Rhein (Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt Rhein) / ABz. Neuss (Außenbezirk Neuss)

Was macht eine Wasserbauerin genau, wo arbeitet sie?

Wasserbauerinnen arbeiten entweder an Flüssen, Kanälen oder an der Küste. In der Ausbildung lernt man über alle Bereiche etwas, je nachdem besucht man nach der Ausbildung weiter Lehrgänge, z. B. um eine Schleuse zu bedienen. Je nach Einsatzort unterscheiden sich die Aufgaben sehr. An Kanälen gibt es Wehre und Schleusen, die bedient und gewartet werden müssen. An Flüssen, wie z. B. dem Rhein, steht die Aufrechterhaltung der Schiffbarkeit im Vordergrund, z. B. durch Peilen und ggfs. Ausbaggern der Fahrrinne. An der Küste stehen Küstenschutzmaßnahmen im Vordergrund; an kleineren Flüssen und Bächen finden Renaturierungsmaßnahmen statt.

Anmerkung der Redaktion: Ein Wehr ist ein Absperrbauwerk und kann den Zufluss oder Abfluss eines Gewässers regeln. Eine Schleuse ist zur Überbrückung einer Fallstufe da. Beim Peilen wird die Wassertiefe gemessen, um zu schauen, ob genug Wasser da ist, damit Schiffe fahren können. Bei einer Renaturierung von Gewässern werden diese wieder in einen naturnahen Zustand zurückversetzt.

Was fasziniert dich an Bauwerken des Wasserbaus im Gegensatz zu Bauwerken in Städten?

Die unterschiedlichen Arten von Schleusen finde ich interessant, genauso wie die flussregelnden Bauwerke, wie z. B. Buhnen. Buhnen sind meist aufgeschüttete Wasserbausteine, die in den Flussquerschnitt gebaut werden, um diesen zu verringern und dadurch die Fließgeschwindigkeit zu erhöhen und die Sedimentation zu lenken, beides ist vorteilhaft für die Schifffahrt.

Anmerkung der Redaktion: Sedimente sind Ablagerungen von Gesteinsmaterial und Stoffe die durch einen natürlichen Prozess abgelagert werden und die es im jedem Gewässer gibt.

Bild: WAS Rhein/ ABz. Neuss

Was bedeutet es eigentlich solche Bauwerke (Schleuse, Wehr etc.) zu warten?

Bauwerke werden in bestimmten Intervallen inspiziert. Es gibt verschiedene Prüfungen, die teilweise jährlich, teilweise alle zwei Jahre stattfinden. Alle sechs Jahre werden Schleusen komplett entleert, um diese zu reinigen, gründlich zu inspizieren und zu warten.

Wie wird man Wasserbauerin?

Wasserbauerin wird man durch eine dreijährige duale Ausbildung im Betrieb und der Berufsschule beim Bund in Koblenz oder Kleinmachnow. Betriebe können die Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes, Wasserverbände der Länder oder seltener auch private Unternehmen sein.

Bild: WAS Rhein/ ABz. Neuss

Was war deine Motivation für diesen Beruf?

Nach meinem Studium wollte ich noch etwas Praktisches lernen. Ich habe mich dann nach handwerklichen Ausbildungen umgeschaut und bin auf den Beruf des Wasserbauers gestoßen. Da ich am Rhein groß geworden bin, dachte ich: Das passt!

Was macht dir am meisten Spaß in deinem Job, und was ist eher etwas öde?

Eigentlich machen mir alle Arbeiten Spaß, Hauptsache ich bin in Bewegung. Am besten finde ich die Arbeit nach Hochwassern, dann gibt’s viel zu tun: z.B. Baumstämme aus dem Wasser bergen oder Schifffahrtszeichen kontrollieren und austauschen. Öde ist es nur, wenn es nichts zu tun gibt, aber eigentlich findet man immer Etwas, was man machen kann.

Was war dein bisher aufregendstes Erlebnis oder die lustigste Anekdote?

Das aufregendste Erlebnis war ein Auszubildendenprojekt nach der Flutkatastrophe an der Ahr. Dort haben wir einen Teil des Uferbereichs mit naturnahen Bauweisen gestaltet und für die Bevölkerung wieder nutzbar gemacht.

Bild: WAS Rhein/ ABz. Neuss

Wie funktioniert die Ausbildung?

Die Ausbildung findet im Betrieb und blockweise in der Schule statt, da es nicht überall in Deutschland unterrichtet wird. Neben der Berufsschule gibt es noch die überbetriebliche Ausbildung, in der genau wie im Betrieb handwerkliche Fähigkeiten vermittelt werden, wie z. B. Mauern, Pflastern, Holzbau und das Arbeiten mit der Motorsäge. Nach der Ausbildung kann man verschiedene Lehrgänge besuchen, um sich weiter zu spezialisieren.

Gab es in der Ausbildung viele Frauen?

In meiner Klasse waren wir sechs Frauen von insgesamt 20 Leuten.

Bild: WAS Rhein/ ABz. Neuss

Welche besonderen Vorkenntnisse, Fähigkeiten und Interessen braucht man für diesen Beruf?

Man muss einen Nachweis erbringen, dass man schwimmen kann. Während der Ausbildung konnte man das Deutsche Rettungsschwimmabzeichen Bronze machen. Man sollte schon ein gewisses Maß an mathematischem Verständnis haben, da in der Schule viel gerechnet wird. Außerdem sollte man körperlich fit sein, kein Problem damit haben, bei Wind und Wetter draußen zu arbeiten und sich schmutzig zu machen.

Was wünschst du dir für die Weiterentwicklung dieses Berufs und für deine persönliche berufliche Karriere?

Für meine persönliche berufliche Karriere wünsche ich mir, dass ich noch den Meister machen kann.

Bist du selbst gerne auf Gewässern unterwegs?

Privat bin ich oft mit dem Kanu unterwegs, dann aber eher auf Seen und kleineren Flüssen.

Vielen Dank für das Interview!

Quellen:

Mehr Infos zu tollen Berufen in der Wasserwirtschaft findet ihr in der Broschüre

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Autorin / Autor: Bild: WAS Rhein (Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt Rhein) / ABz. Neuss (Außenbezirk Neuss) - Stand: 22. August 2024