Besser keine halben Sachen!
Studie: Nur die ganze Wahrheit erleichtert das Gewissen
Nur die halbe Wahrheit zu erzählen, ist anscheinend wenig befriedigend. Stattdessen sollte man lieber voll und ganz zu einem Fehler stehen. Das meinen zumindest ForscherInnen um Eyal Pe'er von der Carnegie Mellon University.
In fünf Experimenten mit insgesamt 4.167 TeilnehmerInnen haben sie getestet, wie Halb-Wahrheiten ankommen und wie sich die Testpersonen selbst beim Beichten oder Verschweigen fühlen. Nur einen Teil der Schuld einzugestehen, scheint für viele Menschen verlockend, denn sie erwarten, dass sie dadurch glaubwürdiger rüberkommen und sich weniger schuldig fühlen, als wenn sie gar nicht beichten, schreibt der Hauptautor der Studie, Eyal Pe'er im Fachmagazin Journal of Personality and Social Psychology. Doch die Studienergebnisse zeigen genau das Gegenteil.
Alle Experimente wurden online durchgeführt. Dabei ging es beispielsweise ums Münzwerfen. So sollten die Testpersonen bei zehn Münzwürfen raten, auf welcher Seite die Münze liegen bleibt. Anschließend hielten die Teilnehmenden in einem Bericht fest, wie oft sie richtig lagen. Für jede richtige Einschätzung bekamen sie einen 10-Cent-Bonus - selbst wenn sie falsche Angaben gemacht hatten.
Rund 35 Prozent der Teilnehmenden schummelten und gaben an, mehr Münzwürfe richtig vorausgesagt zu haben als dies tatsächlich der Fall war. Davon wiederum gaben 60 Prozent jede einzelne Falschangabe zu, 40 Prozent wiederum gaben nur einen Teil ihrer Schummelei preis. Natürlich wollten die ForscherInnen von den Testpersonen wissen, wie sie sich vor und nach ihrem Beschluss, ihr Flunkern zu beichten, fühlten. Und siehe da: Diejenigen, die nur teilweise gestanden, äußerten mehr negative Gefühle wie Angst, Scham oder Schuld als denjenigen, die entweder ihre gesamte Schuld zugaben, gar nicht beichteten oder gar nicht schummelten.
In einem weiteren Experiment versetzten sich die Teilnehmenden in eine Situation, in der sie nur teilweise oder ganz ihre Schuld eingestanden. Und auch hier: Diejenigen, die nur Teilgeständnisse beschrieben, fühlten sich anschließend schlechter als diejenigen, die komplett zu einem Vergehen standen. Letztere fühlten sich erleichtert, gestanden zu haben. Die Teilgeständigen hingegen fühlten sich später eher schuldig – anscheinend, weil sie nicht die komplette Verantwortung für ihr Fehlverhalten übernommen hatten.
Auch hier gilt wohl das Motto „entweder ganz oder gar nicht“. Wer sein schlechtes Gewissen erleichtern möchte, sollte besser bei der ganzen Wahrheit bleiben ;-).
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Autorin / Autor: Redaktion / Pressemitteilung - Stand: 30. Januar 2014