Daddeln bis zur Abhängigkeit?
Drogen- und Suchtbericht: Jugendliche rauchen weniger, sind aber häufiger internetabhängig
Immer weniger Jugendliche greifen regelmäßig zur Zigarette, zum Alkohol oder zum Joint. Das ist die gute Nachricht, die der aktuelle Drogen- und Suchtbericht der Bundesregierung zu bieten hat. Dafür breite sich eine ganz andere Sucht weiter aus: die Spiel- und Internetsucht. Schätzungen sprechen davon, dass etwa 250.000 der 14- bis 24-Jährigen mittlerweile als internetabhängig gelten, 1,4 Millionen als problematische Internetnutzer. Suchtberatungsstellen verzeichneten in den letzten Jahren eine steigende Nachfrage, diese Störung zu behandeln. Schaut man sich das Kapitel im Drogenbericht aber näher an, wird diese Aussage relativiert, denn es sei noch nicht abschließend geklärt, wann tatsächlich von Abhängigkeit zu sprechen ist. "Die Nutzungszeit allein ist kein belastbares Kriterium, um einen pathologischen Internetgebrauch festzustellen. Es müssen noch andere Faktoren hinzukommen: Es muss so exzessiv gespielt werden, dass die Betroffenen die Anforderungen des täglichen, sozialen und beruflichen Lebens völlig vernachlässigen und die Internetnutzung nicht einschränken können, obwohl sie um den schädlichen Gebrauch wissen." Außerdem seien Menschen mit krankhafter Internetabhängigkeit oft auch anderweitig psychisch krank. Sie leiden oft gleichzeitig unter Depressionen, ADHS, oder sind abhängig von Alkohol oder Nikotin.
Die Drogenbeauftragte Mechthild Dyckmans ist dennoch alarmiert: „Es bedarf weiterer Anstrengungen zur besseren Aufklärung der Menschen über einen verantwortungsvollen Computer- und Internetgebrauch und zur Verbesserung der Hilfsangebote.
Doch das Daddeln scheint nicht nur in den eigenen vier Wänden „in“. Auch an öffentlichen Glücksspielautomaten tummeln sich immer mehr junge Menschen. Laut dem Drogenbericht hat das gewerbliche Glücksspiel bei Jugendlichen (16-17 Jahre) und bei jungen Erwachsenen (18-20 Jahre) stark zugenommen. Dies sei mit einem höheren Suchtrisiko für diese Altersgruppe verbunden. Dyckmans will die Zahl der Glücksspielautomaten in Gaststätten drastisch reduzieren. Zu diesen haben nämlich trotz gesetzlicher Bestimmungen, die dies verbieten sollten, meist auch Jugendliche unter 18 Jahren unkontrollierten Zugang.
Weniger RaucherInnen
Der Tabakkonsum von Jugendlichen hat im Jahr 2011 dagegen einen erneuten Tiefststand erreicht. Die Zahl der rauchenden Jugendlichen im Alter von 12 bis 17 Jahren ist 2011 auf unter 12 % gesunken. Auch beim regelmäßigen Alkoholkonsum Jugendlicher gibt es einen rückläufigen Trend (2001: 17,9 %; 2011: 14,2 %). Beim Cannabiskonsum geht der Anteil Jugendlicher und junger Erwachsener, die mindestens einmal im Leben Cannabis probiert haben, ebenfalls weiter zurück. Er fiel von 15,1 % im Jahr 2004 auf 6,7 % im Jahr 2011.
Dagegen ist das Rauschtrinken bei älteren Jugendlichen und jungen Erwachsenen immer noch weit verbreitet. Die alkoholbedingten Krankenhauseinweisungen sind weiter gestiegen. Auch der regelmäßige Alkoholkonsum von jungen Erwachsenen (18-25 Jahre) ist unverändert hoch und lag 2001 wie 2011 bei knapp 40 %.
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Autorin / Autor: Redaktion/ Pressemitteilung - Stand: 23. Mai 2012