Der Roman „Die Gefallenen“ von Peter Liney ist der zweite Teil des erfolgreichen Vorgängers „Die Verdammten“. Die Geschichte handelt von dem alten Clancey, der gemeinsam mit seiner erblindeten Freundin Lena und ihren Bekannten von einer Insel fliehen, auf welche man sie jeweils vor einigen Jahren verdammt hat, weil sie aufgrund unterschiedlicher Aspekte angeblich keinen Beitrag mehr zur Gesellschaft leisten konnten.
Die Flucht von der Insel erweist sich als sehr schwierig und es ist ein Wunder, dass die gesamte Gruppe um Clancey überlebt. Doch auf dem Festland angekommen, müssen sie fest stellen, dass sich dort während ihrer Abwesenheit einiges verändert hat. Clancey und seinen Freunden wird bewusst, dass sie mit ihrer Verdammung auf die Insel besser dran gewesen waren als auf dem Festland.
„Die Gefallenen“ spielt in einer Welt, die noch nicht existiert. Sie stellt eine Dystopie dar, eine gescheiterte, nur scheinbar perfekte Welt, die von Armut und Krankheit, auf der anderen Seite jedoch ebenso von technischen Innovationen und grausamen neuen Waffen auf der anderen Seite gezeichnet ist. Ein schockierender Kontrast, der den Leser voll und ganz in seinen Bann zieht.
Liney nimmt einen mit in eine Welt, die kurz vor ihrem Untergang steht und könnte dieses Szenario nicht packender beschreiben.
Dieses Buch fesselt einen bereits ab der ersten Seite und man möchte es nicht mehr aus der Hand legen. Die Art und Weise, wie Liney die "Infinity"-Menschen, die an der Regierungsspitze sitzen und größtenteils für die negative Entwicklung des Landes verantwortlich sind, und das Festland detailliert schildert, schockiert den Leser. Die Grausamkeiten, die Clancey und seinen Freunden widerfahren, mag sich der Leser kaum ausmalen.
Charakteristisch für den Thriller ist vor allem, dass man mit keinem der Protagonisten tatsächlich sympathisiert, weil die Identifikation mit ihnen schwierig ist. Selbst Clancey, der zu Beginn des Romans beim Leser zwar noch am ehesten Empathie erweckt, stellt nicht den Helden des Buches da, welcher er zu sein vermag. Vielmehr sind alle Charaktere als Anti-Helden zu definieren. Figuren, die gescheitert sind und in dessen Haut man nicht gerne stecken würde. Trotz den eigenartigen Figuren, liest sich dieses Buch jedoch wie im Fluss, was wohl vor allem darauf zurück zu führen ist, dass Liney einen mit seiner Erzählweise, wie zuvor bereits erwähnt, schockiert. Clanceys Welt erscheint einem sehr realitätsfern.
Dahinter steckt jedoch auch eine Intention, die alles andere als weit entfernt vom Hier und Jetzt ist: „Die Gefallenen“ übt, wie eine klassische Dystopie, Kritik an unserem jetzigen System, an den Datenüberwachungen, der Machtausübung verschiedener politischer Regime, der Ungleichverteilung der Güter und Nahrungsmittel auf der Welt und vor allem dem Größenwahn bezogen auf Technik und Waffen. Liney nimmt einen dabei mit auf eine Reise in eine Zeit, in der alles möglich sein wird – Laserstrahlen und raumschiffartige Hubschrauber, die zwar technisch auf einem Hochniveau sind, wie man es noch nicht kennt, jedoch auch dafür sorgen, dass den Menschen diese Waffenflut zum Kopfe steigt und sie dadurch alles, was sie haben, in Schutt und Asche legen.
Dabei erinnert „Die Gefallenen“ besonders in Textzeilen, in denen von der Überwachung der Bürger und der Propaganda der Medien die Rede ist, stark an Orwells „1984“, welches ebenso eines der bekanntesten Dystopien der literarischen Geschichte darstellt und ähnliche Aspekte wie Liney kritisierte.
*Fazit:* Meiner Meinung nach ist „Die Gefallenen“ eine packende und spannende Dystopie, die so anschaulich und kreativ untermalt ist, dass sie einen beim Lesen in eine völlig neue Welt eintauchen lässt. Ich würde den Roman allerdings nur Jugendlichen über 16 Jahren ans Herz legen (ist auch die angegebene Altersempfehlung), da er aufgrund vieler oftmals auch brutal geschilderter Szenarien für Kinder jenseits dieser Altersgruppe meiner Meinung nach eher unpassend ist.