Die neuen Tricks der Netz-Beschmutzer
jugendschutz.net stellt Jahresbericht 2012 vor
Kaum ein/e Jugendliche/r ist heutzutage noch offline unterwegs, und durch Handy und Smartphone sind fast die Hälfte der Kinder und Jugendlichen auch außerhalb der schützenden "Home@Zone" online. Neben all den lustigen und nützlichen Apps und Programmen sind aber leider auch immer mehr gewaltverherrlichende Spiele und indizierte Filme - vor allem auf illegalen Downloadportalen - frei verfügbar. Auch auf Plattformen wie iTunes oder Google Play besteht das Risiko, mit Pornografie, Naziinhalten oder Gewaltdarstellungen konfrontiert zu werden. Dies stellt die Organisation jugendschutz.net in ihrem aktuellen Jahresbericht fest.
*Rund 11.000 Verstöße dokumentiert*
jugendschutz.net drängt auf die Einhaltung des Jugendschutzes im Internet und sorgt dafür, dass Anbieter problematische Inhalte rasch ändern, löschen oder für Kinder und Jugendliche sperren. Im letzten Jahr ist jugendschutz.net gegen 10.809 Verstöße vorgegangen, das waren 7 Prozent mehr als 2011. Vier Fünftel der festgestellten jugendgefährdenden und entwicklungsbeeinträchtigenden Inhalte fanden sich dabei auf ausländischen Servern (81 %, 2011: 73 %, 2010: 62 %), worin sich auch die zunehmende Dominanz internationaler Plattformen widerspiegelt. Die stärksten Zuwächse waren im Bereich unzulässiger Communityprofile zu verzeichnen.
*Drei von vier Jugendschutzverstößen schnell beseitigt*
In dreiviertel der Fälle konnte jugendschutz.net 2012 aber - dank direkter Kontakte zu Providern im In- und Ausland - erreichen, dass unzulässige Inhalte schnell gelöscht oder geändert wurden. Im Social Web konnte sogar in 86 % der Fälle bewirkt werden, dass Verstöße beseitigt wurden.
*Sexuelle Gewalt gegen Kinder und Pornografie am häufigsten*
Die häufigsten Verstöße bei den bearbeiteten Fällen waren Darstellungen des sexuellen Missbrauchs von Kindern und einfache Pornographie. Dies machte etwa ein Drittel der Fälle aus. Direkt danach folgten rechtsextreme Propaganda (14 %) und entwicklungsbeeinträchtigende Inhalte (11 %). Schwere Verstöße wie Kinderpornografie, Hasspropaganda oder extreme Gewalt waren weiterhin vor allem im Ausland zu finden. Über so genannte Teen-Modelsites oder in Angeboten aus der Boy- und Girllover-Szene stellt jugendschutz.net regelmäßig Darstellungen von Minderjährigen in aufreizenden Posen fest. 90 % der gesichteten Posenangebote lagen vorwiegend auf US-amerikanischen (42 %), russischen (25 %) und niederländischen (12 %) Servern.
*Politischer Extremismus*
Immer häufiger werden Soziale Netzwerke wie Facebook, YouTube und Twitter von Extremisten gezielt eingesetzt. 2012 registrierte jugendschutz.net so viele rechtsextreme Webangebote wie nie zuvor. Im Social Web waren es etwa 50 % mehr Beiträge als im Vorjahr. Die Akteure gestalten ihre Angebote jugendaffin und unverdächtig und versuchen, aktuelle Themen für rassistische Kampagnen zu instrumentalisieren. Dabei platzieren sie QR-Codes im öffentlichen Raum, um Smartphonenutzer auf Webangebote der Szene zu locken, was in der Tat zu sehr hohen Klickraten führt. "Vor
allem die so genannten Identitären nutzten 2012 multimediale Auftritte im Social Web, um jugendliche Anhänger zu ködern. Ihre rassistische Ausrichtung kaschierten sie mit zukunftsorientierten Aussagen und suchten inhaltlich Anschluss an ein breites gesellschaftliches Spektrum", heißt es im Bericht von jugendschutz.net.
*Pro-Ana, SSV und Suizidforen*
Erfreulich ist, dass die Zahl an Angeboten, die Magersucht verherrlichen, kontinuierlich rückläufig ist. Allerdings entstand 2012 eine Strömung, die Magersucht zwar nicht offen verherrlicht, aber unter dem Deckmantel „With-Ana“ ins positive Licht stellt. Sie gebe vor problembewusst zu sein, bestärke aber letzlich die Betroffenen ihrem zerstörerischen Verhalten, so der Bericht.
Bei Angeboten, die selbstverletzendes Verhalten (SSV) propagieren, stellten die Jugendschützer dagegen eine Zunahme fest: Mit 36 Fällen wurden drei Mal so viele dokumentiert wie im Vorjahr. Auch Foren, in denen sich Mitglieder über ihre Selbsttötungsabsichten austauschen, namen drastisch zu. Fast doppelt so viele Foren wie im Vorjahr wurden dokumentiert. 80 Prozent davon stellten sogar detaillierte Anleitungenvon Suizidmethoden vor und in 12 Fällen fand jugendschutz.net User, die ihre Selbsttötung ankündigten oder nach Suizidpartnern suchten. Zum Glück konnten die benachrichtigten Polizeidienststellen die User finden und den Selbstmord verhindern.
*Mehr Beiträge im Social Web überprüft*
Während die Sichtung von klassischen Websites um ein Fünftel abgenommen hat (16.592), ist die Zahl überprüfter Beiträge im Social Web (z.B. Profile, Video-Clips, Kommentare, Tweeds) dagegen stark gestiegen (36.161). So zeigte sich zum Beispiel, dass Google+ und Facebook das Mindestalter ihrer User nicht ausreichend prüfen und bei Verstößen nicht umfassend oder schnell genug reagieren. Facebook wies vor allem Defizite beim Schutz privater Daten auf, reagierte aber umfassender bei Meldungen. Seit Oktober 2012 stellt die Plattform seinen Usern transparentere Meldemöglichkeiten zur Verfügung und verpflichtet sich, Beschwerden innerhalb von 48 Stunden zu bearbeiten.
*Tipps für Eltern, pädagogische Fachkräfte und Jugendliche*
jugendschutz.net nutzt seine Erkenntnisse auch, um Kindern, Jugendlichen und Eltern Hilfen an die Hand zu geben, wie sie die Chancen des Internets nutzen und Risiken vermeiden können. 2012 war die länderübergreifende Stelle auch an der Entwicklung des KinderServers beteiligt, einer Schutzlösung, die Eltern einfache Möglichkeiten gibt, den Surfraum ihrer Kinder auf sichere Seiten zu begrenzen.
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Autorin / Autor: Redaktion/ Pressemitteilung - Stand: 5. Juni 2013