Zum Heulen!
Studie: Facebook-Nutzung macht neidisch und unzufrieden
Ach, wie schön, die Tine hat ihre Fahrprüfung bestanden, Felix freut sich über die gelungene Party letzte Nacht, Kathi zeigt sich braungebrannt am Strand in Thailand, Lisa (woher kenn‘ ich die nochmal?) ist frisch verliebt und soooooooo glücklich. Juchuuu! Eigentlich sollte man sich so etwas nicht antun. Warum nur lassen sich die meisten von uns mit den Statusmeldungen von Freunden und Bekannten bombardieren? Glücksgefühle ruft das nur selten hervor. Im Gegenteil: Facebook macht neidisch und unzufrieden. Das zumindest zeigt eine aktuelle Studie der Humboldt-Universität und der Technischen Universität Darmstadt unter 600 Facebook-Nutzern. Das soziale Online-Netzwerk rufe starke negative Emotionen hervor.
Das Forscherteam befragte Facebook-Mitglieder nach ihren Gefühlen während und nach der Nutzung von Facebook. Das Ergebnis: Über ein Drittel der Befragten empfand vornehmlich negative Gefühle wie Frustration. Als wesentlichen Grund für dieses Ergebnis haben die ForscherInnen Neid auf die „Facebook-Freunde“ ausgemacht. „Obwohl Nutzer zögern, Neidgefühle auf Facebook zuzugeben, vermuten sie oft bei ‘anderen‘ Neid als Ursache für deren Frustration – ein deutliches Zeichen für das Vorkommen dieser Emotion auf Facebook. In der Tat begünstigt der Zugang zu vielen positiven Nachrichten und Profilen von vermeintlich erfolgreichen ‘Freunden‘ einen sogenannten sozialen Vergleich, der leicht Neid erzeugt. Soziale Online-Netzwerke setzen ihre Nutzer einer nie dagewesenen Menge dieser Informationen aus – offline ist es viel schwieriger, Informationen zu passenden Vergleichspersonen zu finden“, erklärt die Projektleiterin Dr. Hanna Krasnova. Vor allem wer in sozialen Netzwerken selbst kaum aktiv kommuniziert, sondern eher Informationen konsumiert – also beispielsweise Posts von Freunden liest, News Feeds und Fotos durchklickt – ist besonders häufig diesen schmerzvollen Emotionen ausgesetzt.
*Wenn sich die „Neidspirale“ in Gang setzt*
In der Studie zeigte sich zudem, dass ein Fünftel aller Ereignisse (online und offline), die in letzter Zeit Neid bei den Befragten hervorriefen, im Facebook-Kontext stattfanden – dies verdeutlicht den immensen Stellenwert, den diese Plattform im Leben vieler NutzerInnen hat. Paradoxerweise können die Neidgefühle der Nutzer häufig zu einer ausgeprägteren Selbstpräsentation auf Facebook führen, die wiederum Neidgefühle bei anderen hervorruft – ein Phänomen, das die Forscher als „Neidspirale“ bezeichnen.
An erster Stelle der Neidobjekte liegt in Deutschland sowohl offline als auch online das Themenfeld „Reisen und Freizeit“. „Dies wird durch die vielen geposteten Urlaubsfotos begünstigt, die besonders unter deutschen Facebook-Nutzern beliebt sind“, so Dr. Thomas Widjaja von der TU Darmstadt, der ebenfalls an der Studie beteiligt war.
*Facebook-Neid senkt Lebenszufriedenheit*
Die Wissenschaftler konnten auf Basis der Studiendaten weiterhin einen Zusammenhang zwischen Neid auf Facebook und der allgemeinen Lebens(un)zufriedenheit der NutzerInnen nachweisen: Die passive Nutzung von Facebook erhöht Neidgefühle, welche sich wiederum negativ auf die Lebenszufriedenheit der NutzerInnen auswirkt. „Angesichts der weltweiten Nutzung von Facebook und der Tatsache, dass Neid eine universelle Emotion ist, sind sehr viele Menschen von diesen Auswirkungen betroffen“, erklärt Co-Autorin Helena Wenninger von der TU Darmstadt.
Da helfen wohl nur zwei Dinge: entweder Facebook-Entzug oder einfach auch mal gönnen können. Denn wer sich nicht ständig mit anderen vergleicht, muss auch nicht neidisch auf das sein, was er/sie nicht hat.
Autorin / Autor: Redaktion/ Pressemitteilung - Stand: 21. Januar 2013