Der Künstlername GRAF FIDI ist aus einem Wortspiel in Anlehnung an das Wort Grafitti entstanden. Hinter ihm verbirgt sich Hans-Friedrich Baum, geb. 17.2.1981 (35 Jahre), der sowohl an Freestyle- als auch an Videobattles, so genannten VBT, teilnimmt. Bei letzteren haben die Teilnehmer zwei Wochen Vorbereitungszeit im Gegensatz zu Freestyle-Battles, wo es um Improvisation und damit auch um Schlagfertigkeit geht. Im Internet findet sich ein ausführliches Interview mit Mihaela Gladović, worin man in ca. 30 Minuten einiges über diesen Rapper, der 1999 mit dem Rappen durchstartete, erfahren kann. Er war mit von der Partie bei der Gruppe "Spassticker" (2006) und bei "Musterschüler" (seit 2011). 2014 war er Zweiter beim Freestyle-Battle in Spremberg, Ende 2011 hatte er dreimal in Folge einen Rap-Auftritt bei "Rap am Mittwoch" und 2013 gewann er gegen Siad beim "Hometown Rapsparring".

Sein Logo, ein serifenloses, nach Links geneigtes großes G mit einem kleinen "i" in Großformat quer über der oberen Hälfte des G, hat das Multitalent, der nicht nur an der Optik seines neuen Albums mitgewirkt hat, sondern auch DJ, Beatproduzent, Texter, Sänger und in dieser seiner Eigenschaft Rapper ist, selbst geschaffen. Auch seine neue CD "Ich mach das mit Links" mit 15 Tracks, welche seine fünfte ist (zuvor 2003 "Aller Anfang ist schwer", 2004 "Alle Jahre wieder", 2009 "Grafische Darstellung", 2012 LP mit Musterschüler "Genau wie ihr"), spiegelt seinen Hang zur Perfektion wider.

Legt man die CD zurück in die Packung, deckt sich das Bild bzw. deren Übergang mit dem Inlay optisch 1:1, sodass schon allein optisch ein fließender Übergang zwischen CD und Inlay besteht. Da hat jemand schwer über Grafik- und Corporate Design nachgedacht! Einziger Nachteil ist das Layout des Booklets: Schwarz auf Braun lässt sich schwer lesen, insbesondere, wenn es dazu einer Lupe Bedarf. Aber beim nächsten Mal wird auch das besser!

Trotz GRAF FIDIS Pingeligkeit ist das Album alles andere als "trocken"! Es ist so witzig, dass es teils an das hessische Kabarett-Duo "Badesalz" (s. Lied Nr. 2 "Verarscht II") erinnert, manchmal etwas derb, aber auch immer tiefgründig und kritisch hinterfragend dabei und einem gewissen Augenzwinkern, das zeigt, dass er sich nicht zu schade ist, über sich selbst zu lachen und damit Mut zur Selbstironie (Ode "StuhLove") beweist. Vor allem GRAF FIDIS Engagement in der Behindertenhilfe (er ist im Vorstand des Kuratoriums der "Stiftung Lebenshilfe Berlin") kommt durch die Texte seiner Lieder zum Ausdruck und spornt dazu an, Menschen mit Behinderung nicht als körperliche und/oder geistige Krüppel zu sehen, die nur zu bedauern wären, sondern als Menschen mit Einschränkungen, welche  sie aber nicht davon abhalten können, ihr Leben selbst erfolgreich in die Hand zu nehmen.

So ist diese CD nicht nur als eine Rap-CD zu verstehen, sondern als Appell an die Gesellschaft, einen anderen Blick für die Mitmenschen zu entwickeln und über konventionelle Vorurteile zu stehen, damit ein Prozess des Sich-gegenseitigem-Öffnens entsteht, der mentale Grenzen überwinden hilft.

GRAF FIDIS Stimme ist markant, klar und deutlich, lässt nichtsdestotrotz auch seine tollen männlichen und femininen Feature-Stimmen/Sänger (wie z. B. SPAX, Boga, Musterschüler, Meystersänger, L. van Org und R. Schamov, K. Wulff, H. Hitzeroth und "Die jungen Zenöre") mit viel Raum zur Geltung bringen. Was beweist: Er ist ein Rapper, der nicht nur auf sich selbst und seine Stimme setzt, sondern auch seinen Musikerkollegen eine gleichgroße Plattform und damit Gelegenheit bietet, sich und ihre großartigen Stimmen zum Ausdruck zu bringen. Stimmlich haut einen vor allem K. Wulff (Lied 8, "Stuhlove") um. Eine kräftige Soul-Stimme mit warmer und satter Klangfarbe! 

Fazit: Diese CD ist auch für all jene, die mit Rap eigentlich nicht so viel am Hut haben, geeignet und verbreitet mit Ohrwurmcharakter trotz der ernsten Thematik gute Laune, weil die positive Sichtweise sich in Melodie, Gesang und Text ausdrückt. Ihr werdet Spaß dran haben!

*Info von: graffidi.de*