Heul doch nicht, du lebst ja noch
Autorin: Kirsten Boie
Der historische Jugendroman "Heul doch nicht, du lebst ja noch", erzählt die Geschichte dreier Jugendlicher, die in der Kriegs- und Nachkriegszeit aufwachsen und von unterschiedlichen Schicksalen geprägt sind.
Ort der Erzählung ist das vom Krieg zerstörte Hamburg. Hier lebt Hermann, dessen Vater im Krieg beide Beine verloren hat und um den Hermann sich wider Willen kümmert, auch wenn er von ihm nur angeschrien wird. Sie leben in einer kleinen Wohnung, seine Mutter räumt Trümmer und geht schließlich unter dem Namen des Vaters und als Mann getarnt arbeiten. Hermann schleppt seinen Vater mehrmals täglich zur Toilette, die sie sich mit den anderen Bewohnern des Hauses teilen müssen.
Jakob hat im Laufe des Krieges seine Familie verloren. Sein Vater war zwar Deutscher, nahm aber eine Jüdin zur Frau, weshalb sich auch Jakob während des Krieges verstecken muss, um verschont zu bleiben. Nachdem schon sein Vater und Großvater hatten gehen müssen, erhält auch seine Mutter kurz vor Kriegsende den gefürchteten Brief, dass sie nach Theresienstadt muss. Jakob steht also alleine da. In der ersten Zeit kommt er bei einem alten Mann unter und haust schließlich alleine in einem Versteck. Als der ältere Mann schließlich nicht mehr kommt, hat Jakob auch nichts mehr zu essen. Bei seinem "Raubzug" nach Nahrung trifft er auf Hermann und Traute.
Traute lebt mit ihrer Familie in einer von den Bomben weitestgehend verschonten Wohnung, sie haben eine weitere Familie mit zwei Kindern bei sich aufgenommen. Traute hat all ihre Freunde verloren und schwindelt, um bei Hermanns Gruppe dabei sein zu dürfen.
Nach anfänglichen Schwierigkeiten zwischen Jakob und Hermann, hilft Hermann ihm schließlich, auf dem Schwarzmarkt an Essen zu kommen. Sie tauschen den Schmuck von Jakobs Mutter ein. Alles, was ihm von ihr noch geblieben ist.
Der Roman begleitet die drei Jugendlichen dabei, wie sie um ihr Überleben kämpfen, schwere Schicksalsschläge und unverhoffte Wendungen erleben.
Ich halte den Roman für äußerst empfehlenswert, da er sehr viel Wissen vermittelt, dies jedoch auf eine sehr anschauliche und gut lesbare Art.
Ich halte es für unabdingbar, sich mit den historischen Geschehnissen zu befassen. Dieser Roman bietet eine sehr gute Gelegenheit, dies auch abseits der Geschichtsbücher oder des Geschichtsunterrichtes zu tun.
Man kann sich zu jeder Zeit in jede der drei Hauptpersonen hineinversetzen und merkt, wie schwer die damaligen Zeiten waren. Der Autorin ist es sehr gut gelungen, auch die empfundenen Emotionen sehr realistisch zu vermitteln.
Der Roman gibt somit Aufschluss über die damalige Situation der Juden, die Deportierungen, Kriegsverluste, Heimatlosigkeit, Hungersnöte, Kriegsversehrte, Vermisste, Besatzungen sowie die Trümmerfrauen. All diese Themen sind sehr anschaulich sowie lehrreich in Boies Werk verknüpft.
Das sich anschließende Glossar mit eventuell unklaren Fachbegriffen rundet das Werk schließlich gut ab.
*Erschienen bei Oetinger*
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Autorin / Autor: Anna - Stand: 23. Februar 2022