Hormone in der Lieblingscreme?
BUND: Jedes dritte Kosmetikprodukt enthält hormonell wirksame Chemikalien. Naturkosmetik ist in der Regel unbelastet.
Ob Duschgel, Pflegelotion, Parfüm und oder Make-up - fast jedes dritte Kosmetikprodukt in Deutschland enthält hormonell wirksame Chemikalien. Das geht aus einer neuen Studie vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) hervor. Für die Studie wurden Angaben zu den Inhaltsstoffen von insgesamt mehr als 60.000 Körperpflegeprodukten ausgewertet. Dabei schnitten die Marktführer wie Beiersdorf (u.a. Nivea) und L'Oréal noch am schlechtesten ab: Hier fanden die WissenschaftlerInnen in fast in jedem zweiten überprüften Produkt hormonell wirksame Chemikalien. Vergleichsweise gut stehen dagegen die Eigenmarken von dm da, sie sind "nur" zu 17 Prozent mit Hormonen belastet. Wer auf Nummer sicher gehen will, muss jedoch zu Naturkosmetik greifen, denn die ist in der Regel unbelastet.
Hormonell wirksame Chemikalien werden in Kosmetika vor allem als Konservierungsmittel oder UV-Filter eingesetzt. Es handelt sich um synthetische Stoffe, die ähnlich wirken wie Hormone im Körper. Zwar sind sie meist nicht akut giftig, aber sie können wichtige Entwicklungsprozesse zu bestimmten Zeiten des Wachstums stören. Föten im Mutterleib, Kleinkinder und Pubertierende reagieren besonders empfindlich auf hormonelle Schadstoffe, da sich deren Organe noch in sensiblen Entwicklungsphasen befinden. Viele Substanzen wirken dabei auf die gleichen Hormonrezeptoren wie natürliche Geschlechtshormone, zum Beispiel die weiblichen Sexualhormone (Östrogene) oder die männlichen Androgene.
Sie dürfen zwar vom Gesetz her verwendet werden, aber es gibt große Bedenken; die Weltgesundheitsorganisation (WHO) bezeichnet hormonelle Schadstoffe sogar als "globale Bedrohung". Vermutet wird, dass sie in Zusammenhang stehen mit gesundheitlichen Problemen wie reduzierter Spermienqualität, verfrühter Pubertät und Brustkrebs. Es gibt zudem Studien, die belegen, dass sich hormonell wirksame Chemikalien gegenseitig in ihrer Wirkung verstärken können. "Wie ein Chemikaliencocktail, der einen deutlichen Effekt haben kann, selbst wenn die einzelnen Stoffe in so niedrigen Dosen vorhanden sind, dass sie alleine keinen beobachtbaren Effekt besitzen. Bei Stoffen mit
gleichartiger Wirkung (z.B. Östrogene, Androgene oder Schilddrüsenhormone) geht man davon aus, dass sich die Wirkungen addieren (Kortenkamp 2007)" heißt es in der BUND-Studie. Sarah Häuser, BUND-Chemikalienexpertin und Verfasserin der Studie appeliert deshalb: "Wenn es um unsere Gesundheit und vor allem die Gesundheit der Kinder geht, sollten wir keine Experimente machen. Selbst wenn geltende Grenzwerte eingehalten werden, birgt die Kombinationswirkung verschiedener Chemikalien im Körper, der sogenannte 'Cocktaileffekt', ernste Gefahren. Wir fordern die Kosmetikhersteller auf, in Kosmetika auf hormonell wirksame Chemikalien zu verzichten."
Mit der "ToxFox-App" den Hormonspiegel deiner Lieblingscreme testen
Um vor dem Kosmetikreal nicht ratlos dazustehen und sich schnell und einfach schützen zu können, bietet der BUND ab sofort die kostenlose "ToxFox-App" an, mit der man den Barcode von Kosmetikprodukten scannen kann, sodass man sofort erkennt, ob sie hormonell wirksame Stoffe enthalten. Sollte sich eure Lieblingscreme unter den belasteten Produkten befinden, könnt ihr über die App außerdem direkt eine Protestmail an den Hersteller senden.
"Mit der ToxFox-App ermöglichen wir mehr Transparenz. Entscheiden sich viele Verbraucherinnen und Verbraucher bewusst gegen den Kauf hormonell belasteter Produkte, wird das zu einem Umdenken bei den Kosmetikherstellern führen", so Jurek Vengels, Leiter des BUND-Kosmetikchecks.
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Autorin / Autor: Redaktion/ Pressemitteilung