KRONTHALER "the living loving maid"

Selbst für Klassik-Muffel ist es eine spannende Erfahrung, die uns hier beschert wird! Voraussetzung fürs Hören dieser CD ist allerdings: Ihr mögt Mezzo-Sopran, also Gesang, der zwischen Sopran (sehr hell klingend) und Alt (tiefer klingend, aber nicht so dunkel und laut wie Bass) liegt, sagt Roswita.

CD-Cover KRONTHALER "the living loving maid"

Die Gruppe Kronthaler des gleichnamigen Debütalbums dreier Musiker (Theresa Kronthaler: Mezzosopranistin an der Komischen Oper Berlin, Kalle Kalima: Jazz-Musiker (Gitarre) und Oliver Potratz (Bass) haben ihrem 2015 erschienen Album den Titel eines Led-Zeppelin-Songs verpasst, weil es nicht nur inhaltlich, sondern auch thematisch darauf verweist, dass hier gekonnt Barockmusik mit, Achtung!!: Jazz, Blues, Pop, mediterraner Musik, Western-, Country- und Folkmusik mittels E-Gitarre, E-Bass, programmierten Sounds, Violine, Violincello und Percussion sowie Gesang (Mezzosopran) zu etwas völlig Neuem und doch Altbekanntem und Wiedererkennbarem verwoben wurde.

Meisterhaft gelingt ihnen scheinbar spielend alles "unter einen Hut" zu bringen, ohne dass sich die einzelnen Musikstile abstoßen, im Gegenteil! Alles scheint fließend und verträumt, dann auch wieder mal keck (Redegesang, wobei die Sängerin zum Zuhörer zu sprechen scheint). Eine CD für ruhige Stunden, um zu entspannen und runter zu kommen.

Das Gros der Arien und Lieder stammt von C. Monteverdi und Henry Purcell, daneben finden sich Kompositionen von Händel, Frescobaldi und de´Cavalieri (beide Frühbarock) wieder. Die Kennzeichen der Barockmusik, für alle, die da verständlicherweise nicht so bewandert sind, sind u. a.: Menschliche Gefühlszustände mittels der Instrumente und einem Auf- oder Absteigen der Lautstärke und Intonation wiederzugeben, vor allem im Frühbarock die so genannte "Venezianische Mehrchörigkeit" (zurückgehend auf die Affektenlehre der griechischen Antike, die besagt, dass sich Affekte wie Freude, Trauer oder Schmerz musikalisch ausdrücken lassen und die Musik solche Gefühle beim Hörer hervorrufen kann, das Musizieren unter Einbeziehung der räumlichen Verteilung der Instrumente (immer dabei Bassinstrumente) und die Einbindung von Figuren (elementare, musikalische Wendungen melodischer, harmonischer, oder satztechnischer Art). Die Musik wird auf die Tonarten Dur und Moll reduziert. Das ist auch eine gesangliche Herausforderung, wenn der Spielraum zur Ausdrucksfähigkeit eingeschränkt wird. Die Instrumente klingen allgemein leiser, aber auch weicher. Vorwiegend wurden Holzinstrumente verwendet. Zupfinstrumente wie Harfe und Laute erfuhren eine musikalische Weitereintwicklung (zu unser aller Glück und Freude :-) ).

Der Geist des Barock, die Stimmung wird in die Gegenwart transferiert. Die Stimme der Sängerin ist glasklar und geht buchstäblich (angenehm) unter die Haut.
Stellt euch vor, eine moderne Gruppe wird in die Barockzeit gebeamt und muss dort vor einem König spielen, sagen wir Louis XIV. Sie spielen es daher nach ihrem eigenen Stil, also nach unseren gewohnt-bekannten Musikstilen, aber, um den König nicht zu verprellen (die Guillotine winkt), nach dem für ihn noch erkennbaren Gusto. So müsst ihr euch diese Musik vorstellen.

Der Gesang der Sopranistin erinnert durch die melancholisch anmutenden italienischen und englischen (Barock-) Arien an Stücke einiger Singer-Songwriterinnen von heute mit Impro-Anteilen (auch ein Kennzeichen des Barock) der heutigen Zeit. Alles in allem: Selbst für Klassik-Muffel ist es eine spannende Erfahrung, die uns hier beschert wird! Voraussetzung fürs Hören dieser CD ist allerdings: Ihr mögt Mezzo-Sopran, also Gesang, der zwischen Sopran (sehr hell klingend) und Alt (tiefer klingend, aber nicht so dunkel und laut wie Bass) liegt.

Ich wünsche euch gute Unterhaltung und einen schönen Sommer!

*Info von: medien Agentur*

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Autorin / Autor: Roswita - Stand: 19. Juli 2016