Nano - Jede Sekunde zählt
Autor: Phillip P. Peterson
In einem Forschungszentrum bei Köln forscht Andrew zu Nanomaschinen - kleine, sich selbst vermehrende Maschinen, die bei der richtigen Bedienung alle möglichen Wunder vollbringen und die Menschheit in eine goldene Zukunft der Technologie bringen sollen. Dass die Nanomaschinen nicht nur Fans haben, wissen auch Andrews Kolleg:innen und Freund:innen Emma und Ben.
Währen Andrew sich auf das Experiment vorbereitet, bei dem er die Erkenntnisse seiner Forschung vorführen soll, stellt Ben sich darauf ein, den Bundeskanzler, der eigens für diesen Versuch aus Berlin angereist kommt, durch den Tag zu begleiten. Emma will vor allem als stille Beobachterin teilnehmen, auch wenn sie den Nanomaschinen durchaus kritisch gegenübersteht.
Das Experiment scheint zunächst ein voller Erfolg zu sein. In dem großen Reaktor werden tatsächlich Nanomaschinen aktiviert. Doch dann geschieht das Unglaubliche: Eine Bombe geht auf das Forschungszentrum nieder und beschädigt den Reaktor, als der gerade runterkühlt. Die Befürchtungen der Nano-Gegner:innen scheinen sich zu bewahrheiten, als sich trotz anfänglicher Erleichterung eine goldene Pfütze auf dem Parkplatz des Forschungszentrums ausbreitet, die immer mehr Materie verschluckt und in die eigenen Strukturen umwandelt.
Immer schneller greifen die Nanomaschinen um sich und bald breitet sich nicht nur in dem Forschungszentrum, sondern auch in den umliegenden Städten und Gemeinden Angst vor der goldenen Masse aus, ein Wettlauf gegen die Zeit hat begonnen. Während die Nanomaschinen sich durch das Kölner Umland fressen, gerät die Lage in Köln, in Deutschland, ja auf der ganzen Welt immer mehr außer Kontrolle. Wo Ressourcen knapp werden, geht es den Menschen hauptsächlich um ihr eigenes Wohl. Immerhin gibt es gegen die kleinen Maschinen Gegenmaßnahmen, die erprobt sind. Aber können die Wissenschaftler:innen schneller reagieren als die Nanomaschinen sich ausbreiten?
Philip P. Peterson zeichnet in „Nano – Jede Sekunde zählt“ eine Dystopie, bei der man sich als Leser:in nicht sicher ist, wer denn jetzt eigentlich die größere Gefahr für die Menschen darstellt – die Maschinen oder die Menschen selbst. Ein kleiner Wermutstropfen ist die ziemlich männliche Besetzung der Figuren, die neben den Protagonist:innen wiederkehrende Rollen einnehmen. Hier hätte ich mir etwas mehr Kreativität gewünscht, auch was die Rollenverteilung angeht. Ansonsten bleibt zu sagen, dass der Thriller einem nur wenige Atempausen gönnt. Und auch den Protagonist:innen wünscht man sich in der einen oder anderen Situation einen ruhigeren Kopf, um gezielt gegen die Gefahr vorzugehen. So sehr man sich auch wünscht, dass Petersons Geschichte nichts mit der eigenen Welt zu tun hat, so real scheint angesichts von Pandemien, Atomwaffen und globalen Konflikten die Wahrscheinlichkeit, dass die Menschheit sich immer tiefer ins eigene Unglück hinein stürzt.
Der Thriller wird mich vermutlich nicht auf ewig begleiten, ist aber genau das Richtige, um es sich an verregneten Apriltagen mit einer Tasse Tee gemütlich zu machen und sich in dieser fiktiven Dystopie den einen oder anderen Schauer über den Rücken laufen zu lassen. Denn zum Glück bleiben die Schrecken der Geschichte zwischen den Buchdeckeln - zumindest vorerst.
*Erschienen bei FISCHER Tor*
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Autorin / Autor: Johanna94 - Stand: 24. April 2023