Puderzucker an der Waffel – Wie die Psyche im Gleichgewicht bleibt

Autorin: Jana Hauschild

Wieso dieses Thema? Warum sollte ich ein Buch über mentale Gesundheit lesen? Gleich zu Beginn nennt Jana Hauschild einige Gründe dafür: Psychische Beschwerden sind weiter verbreitet, als wir vielleicht denken. Und wir sollten sie genauso ernst nehmen wie körperliche Krankheiten oder Verletzungen, bei denen wir ganz selbstverständlich zur Ärztin gehen. Außerdem ist gerade die Jugend eine Zeit, in der wir besonders anfällig für psychische Krisen sind. Hauschilds Buch „Puderzucker an der Waffel: Wie die Psyche im Gleichgewicht bleibt“, ist deshalb für Jugendliche geschrieben – und im Oktober 2024 bei Carlsen erschienen.
Das klingt erst einmal nach schwerer Kost – ist es aber nicht, da Hauschild uns beim Lesen an die Hand nimmt und feinfühlig und mit einer erstaunlichen Leichtigkeit durch die Höhen und Tiefen der Psyche führt. Außerdem verspricht sie uns den namensgebenden Puderzucker, also Tipps für mehr seelisches Wohlbefinden. Bevor wir zu diesem süßen Teil kommen, wird es jedoch erst einmal herzhaft mit einem tiefen Blick in unsere Psyche. Gedanken, Gefühle, Wahrnehmung und Verhalten – sie beeinflussen sich gegenseitig und bestimmen, wie es uns geht, häufig ohne dass wir das so richtig bemerken.

Hochaktuell und ohne Berührungsängste

Spätestens wenn nicht mehr alles glatt läuft in diesem Gefüge, ist es Zeit, uns näher damit zu beschäftigen. Hauschild erklärt sehr anschaulich, wie psychische Probleme entstehen – zum Beispiel vergleicht sie unsere Seele mit einem Holzfass, das schnell voll- und manchmal überläuft, aus dem wir aber auch Wasser abschöpfen können. Besonders in der Jugendzeit kommen einige Faktoren zusammen, die das Fass zum Überlaufen bringen können. Hier zeigt sich die Aktualität des Buches, denn neben den Veränderungen des Körpers und Stress in der Familie kommen auch Social Media, die Klimakrise und die Corona-Pandemie zur Sprache. Und beim Aspekt „Neuland Sexualität“ geht Hauschild unter anderem speziell auf psychische Belastungen für queere Jugendliche ein.

Mit besonders vielen Berührungsängsten behaftet sind psychische Erkrankungen. Deshalb ist es umso beeindruckender, wie die Autorin es schafft, diese entgegen allen Tabus greifbar zu machen. Zu jeder thematisierten Erkrankung gibt es den Erfahrungsbericht eines Promis, denn auch Profisportlerinnen und Sänger erkranken manchmal psychisch und einige sprechen öffentlich darüber. Außerdem greift Hauschild Erfahrungen auf, die wir alle kennen – zum Beispiel ein starkes Gefühl der Traurigkeit und Hilflosigkeit nach einem Streit mit der besten Freundin – damit wir uns die Symptome der Erkrankungen besser vorstellen können. Mit der gleichen entwaffnenden Offenheit erklärt die Autorin auch, was bei einer Psychotherapie oder in einer psychiatrischen Klinik passiert.

Psychische Gesundheit: süß und herzhaft

Und der versprochene Puderzucker? Dem widmet Hauschild ein sehr schönes und hilfreiches Kapitel. Hier bekommen wir konkrete Tipps, wie wir etwas für die eigene psychische Gesundheit tun können – von Entspannungsübungen über positive Gedanken bis hin zur Pflege von Freundschaften. Wenn es uns selbst gut geht, können wir auch besser Menschen in unserem Umfeld unterstützen, die psychische Probleme haben – dafür gibt es ebenfalls Anregungen. So lässt das Buch seine Leser*innen nicht etwa niedergeschlagen oder ängstlich zurück, sondern optimistisch und voller guter Ideen. Apropos Ideen: An vielen Stellen im Buch gibt es Links und QR-Codes zu Info-Seiten und Hilfsangeboten. Insgesamt ist „Puderzucker an der Waffel“ gespickt mit fundiertem Wissen – die Autorin hat Psychologie studiert, stützt sich auf neuste Forschung und warnt auch vor unseriösen Angeboten.

Aus all diesen Gründen ist das Buch Jugendlichen und jungen Erwachsenen ans Herz zu legen, in deren Freundeskreis oder Familie jemand psychisch erkrankt ist oder die selbst in einer Krise stecken. Denjenigen, die sich schon einmal gefragt haben, was sie für ihre mentale Gesundheit tun können – und denen, die das bisher für unwichtig halten. Also allen.

Erschienen bei Carlsen

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Autorin / Autor: Aurelia - Stand: 28. Oktober 2024