Scandor
Autorin: Ursula Poznanski
„Wie geht es dir?“ – Gut, würden nun viele wohl antworten. Und damit wären sie vermutlich bereits ausgeschieden aus dem Wettbewerb um 5 Millionen Euro – denn um diesen Betrag geht es in Scandor von Ursula Poznanski.
Nachdem die beiden Protagonist:innen, Philipp und Tessa, auf je unterschiedliche Art und Weise, an je eine Münze gekommen sind, die sie dazu berechtigt, an dem Wettbewerb teilzunehmen, stellen sie sich den hiermit verbundenen Herausforderungen. Dabei geht es vor allem darum, dass sie als je eine von hundert Personen weder lügen noch Halbwahrheiten aussprechen dürfen. Zudem müssen sie jede an sie gestellte Frage beantworten– würden sie das nicht tun, hätte das den Ausschluss aus dem Wettkampf zur Folge, der nach dem K.O-Prinzip erfolgt: denn nur die Person, die am Ende übrigbleibt, wird den Gewinn erhalten. Dabei ist es den Mitspieler:innen erlaubt, unfaire (aber nicht illegale) Tricks anzuwenden. Aber ist das wirklich alles? Oder steckt vielleicht mehr hinter dem Ganzen?
... die Auflösung liefert wohl nur das Lesen des Buches 😉.
Meine Meinung
An sich mag ich Ursula Poznanskis Schreibstil sehr gerne. Insbesondere ihre Ideen finde ich innovativ – auch die aus diesem Buch (eine Art Lügendetektortest, eine Challenge, die sich um das bloße Sagen der Wahrheit dreht und darum, wie schnell wir eigentlich – zum Teil auch unbewusst – lügen; ob wir die Wahrheit immer wissen wollen oder nicht und wie anstrengend es sein kann, wenn man wirklich jedes Wort überprüfen muss).
Doch wenngleich ich auch großen Respekt für Ursula Poznanski hege, bin ich doch etwas unglücklich über einen Fehler, der in diesem Buch (Scandor) versteckt liegt: So gibt es zu Anfang des Buches eine Szene, in der eine vermeintliche Kommilitonin von Philipp diesem erklärt, dass sie nach Anlegen des „Lügendetektors“ und nach Einforderung des Einsatzes entschieden habe, nicht teilzunehmen (S. 95). Im weiteren Verlauf des Buches scheint diese Szene vollkommen in Vergessenheit geraten zu sein: Da heißt es plötzlich in einer Szene zwischen denselben Personen, dass besagte Kommilitonin lediglich die Willkommenswebsite aufgerufen habe und ansonsten gar keine Ahnung habe, worum es in dem Wettbewerb gehe (S.256) und auch Philipp selbst weiß offenbar nichts mehr von dem ersten Gespräch (denn er wundert sich erneut, wie viel die Kommilitonin denn eigentlich wisse).
Nichtsdestotrotz ist Scandor ein schönes Buch, das ich sehr gerne gelesen habe und das ich insbesondere hinsichtlich der Idee und den damit verbundenen Überlegungen um die Wahrheits-Challenge sehr schätze.
Erschienen bei Loewe
Autorin / Autor: Antonia L. - Stand: 14. August 2024