Schau mir in die Augen, Kleiner!
Studie: Pupillen verraten homosexuelle Gefühle
"Siehst du den süßen Typ dort?" "Ja, aber der ist doch garantiert schwul!" "Quatsch, woran willst du das denn erkennen?"
Das Rätselraten um die sexuelle Orientierung des angebeteten Schwarms könnte bald ein Ende haben - ihr braucht ihm eigentlich nur noch tief in die Augen zu schauen, genauer gesagt in die Pupillen... Wie ForscherInnen der US-amerikanischen Cornell University herausfanden, kann man nämlich anhand der Pupillenerweiterung feststellen, für welches Geschlecht eine Person mehr empfindet, für das entgegengesetzte oder das eigene.
Während die Forschung bisher auf Befragungen oder komplizierte körperliche Messungen angewiesen war, um die sexuelle Orientierung eines Menschen herauszufinden, verwendeten die WissenschaftlerInnen zum ersten Mal ein spezielles Infrarot-Objektiv, um die Pupillen-Veränderungen an 325 Versuchspersonen zu beobachten, die erotische Videos ansahen. Wurden die in den Videos dargestellten Personen von den TeilnehmerInnen sehr attraktiv gefunden, weiteten sich die Pupillen der ZuschauerInnen und verrieten so ihre Vorlieben.
Die neue Studie ist allerdings nicht nur deswegen interessant, weil sie eine neue Forschungsmethode im Bereich der menschlichen Sexualität angewendet hat, sondern auch wegen ihrer Ergebnisse. Wie erwartet, zeigten heterosexuelle Männer zwar stärkere Pupillen-Reaktionen auf erotische Videos von Frauen als von Männern, die heterosexuellen Frauen reagierten dagegen etwas anders: Sie zeigten überraschenderweise Pupillen-Reaktionen auf beide Geschlechter. Dieses Ergebnis deutet laut den ForscherInnen darauf hin, dass Frauen eine ganz andere Art von Sexualität haben als Männer.
Die Untersuchung wirft laut den ForscherInnen darüber hinaus auch noch ein neues Licht auf die Debatte über männliche Bisexualität. Während man bisher davon ausging, dass die meisten bisexuellen Männer ihre sexuelle Identität nicht auf ihre körperliche Erregung zurückführen, sondern auf romantische Gefühle und Fragen der Identität, offenbaren diese neueren Ergebnisse, dass sie erhebliche Pupillenreaktionen auf erotische Videos von Männern und Frauen zeigen, also eben doch körperlich reagieren.
"Jetzt können wir endlich beweisen, dass nicht nur Frauen uneindeutig sind in ihren sexuellen Vorlieben, manche Männer sind es genauso", sagt Ritch C. Savin-Williams, Co-Autor der Studie. Wenn man es genau nehme, seien auch die Kategorien "hetero", "homo" oder "bi" nicht mehr so tragfähig, da es Menschen gäbe, die irgendwo dazwischen liegen. Dies sei durch die Beobachtung der Pupillen sichtbar geworden. Die ForscherInnen hoffen, dass durch ihre neue Methode diese Gruppen in Zukunft besser verstanden werden können, weil sie Zwischen-Formen der Sexualiät offenlegt, die in der bisherigen Forschung ignoriert wurden. Außerdem versprechen sich die WissenschaftlerInnen auch unkomliziertere Einblicke in traditionelle Kulturen, wo sich niemand zur Homosexualität bekennen würde. "Das wird uns ein viel besseres Verständnis darüber verschaffen, wie Sexualität auf der ganzen Welt ausgedrückt wird", freut sich der Hauptautor Gerulf Rieger.
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Autorin / Autor: Redaktion/ eurekalert.de - Stand: 9. August 2012