Teilen, vernetzen, liken
JFF-Studie: Jugend zwischen Eigensinn und Anpassung im Social Web
Für euch ist es Alltag, für die ältere Generation ist es ein interessantes und noch wenig bearbeitetes Forschungsgebiet: Jugendliche in sozialen Netzwerken.
Zum heutige Safer Internet Day stellt das JFF – Institut für Medienpädagogik in Forschung und Praxis im Auftrag der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien eine neue Studie mit dem vielsagenden Titel "Teilen, vernetzen, liken - Jugend zwischen Eigensinn und Anpassung im Social Web" vor.
In vier qualitativ angelegten Studien (d.h. mit Befragungen, die nicht auf Masse ausgelegt sind, sondern in die Tiefe gehen) hatten die ForscherInnen 147 Jugendliche mit unterschiedlichem Bildungshintergrund zu ihrem Online-Medienhandeln befragt. Die Ergebnisse brachten offenbar einen Aspekt besonders deutlich zu Tage: "Eigensinn". Soziale Netzwerkdienste werden nämlich in erster Linie sehr individuell genutzt und den eigenen Interessen unterworfen. Allerdings wird selbstbestimmtes Handeln in sozialen Netzwerken nicht selten durch die technischen Bedingungen der Plattformen beschränkt. facebook etwa greift über Auswertungs- und Darstellungsverfahren stark in die Möglichkeiten der Kontaktaufnahme zwischen den Nutzenden ein. Diese Vorgänge sind dabei sehr undurchsichtig, meinen die AutorInnen.
Als zentrale Erkenntnisse der Studie benennen die ForscherInnen folgende Aspekte:
Jugendliche empfinden die Veränderungen in der Medienwelt vor allem als Gewinn: Mehr Kontakte zu Freunden, mehr Treffen, mehr Informationen. Sie nehmen allerdings auch wahr, dass Eltern und LehrerInnen das oft nicht so positiv einschätzen, sondern vor allem die Risiken und Gefahren im Blick haben.
Die Vielfalt der Inhalte wird insgesamt sehr positiv betrachtet, wobei den jugendlichen NutzerInnen die Probleme durchaus bewusst sind: die Konfrontation mit illegalen oder verstörenden Inhalten oder peinlichen Bildern wird auch kritisch betrachtet. Die Regeln (etwa das Urheberrecht), nach denen die Fülle der Informationen genutzt werden darf, sind vielen allerdings nicht klar oder werden bewusst ignoriert, weil es ja "alle so machen".
Ein Problembereich wurde weniger von den befragten Jugendlichen konkret genannt als vielmehr von den Medienpädagogen herausgelesen: "In den Studienergebnissen werden teilweise geschlechtstypische Handlungsformen auffällig. Gerade das von den Mädchen beschriebene Medienhandeln wirkt eher defensiv und beengt. Hier stellt sich die Frage, inwiefern in facebook eine gerechte Grundlage zur persönlichen und eigenverantwortlichen Entfaltung der Jugendlichen gegebenen ist." Defensiv und beengt? Hier darf man auf die weiteren Ausführungen gespannt sein!
Der Bericht veranschaulicht viele Spannungsfelder, in denen sich Jugendliche in den sozialen Netzwerken bewegen: immer alles zur Verfügung haben, aber an Regeln und Grenzen stoßen, die möglicherweise nicht mehr zeitgemäß sind? Sich frei und offen ausdrücken können, aber von allen beobachtet werden und sich darum doch wieder beschränken müssen?
Die bloße Existenz des Berichts aber ist sicher auch dem Umstand geschuldet, dass vielen Erwachsenen mit Erziehungsauftrag die Komplexität der Medienwelt noch nicht voll durchdrungen haben und erstmal Nachhilfe brauchen, um zu erkennen, was sie Jugendlichen in Sachen Mediennutzung überhaupt beibringen müssen, können oder sollten.
Wie beengt ist dein Medienhandeln?
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Autorin / Autor: Redaktion / Pressemitteilung; Bild: LizzyNet - Stand: 5. Februar 2013