Das ca. 12 stündige, ungekürzte Hörbuch „Spellslinger – Karten des Schicksals“ von Sebastien de Castell, gelesen von Drik Petrick, wird aus der Sicht des Jungen Kellen erzählt, der als Außenseiter versucht den Erwartungen der Gesellschaft zu entsprechen und dabei sich selbst treu zu bleiben. Es handelt sich um einen fulminanten Fantasyroman vermischt mit Gesellschaftskritik und Coming-Off-Age-Aspekten.

Vier Magierprüfungen muss Kellen vor seinem 16. Geburtstag bestehen. Es bleiben ihm nur noch wenige Tage und er hat noch keine einzige der Medaillen erworben. Wenn er die Prüfungen nicht besteht, droht ihm ein massiver gesellschaftlicher Absturz, der gleichbedeutend mit einem Ausstoß aus der Familie und dem lebenslangen Sklaventum ist. Um das zu verhindern greift Kellen nach allen Mitteln, die ihm zur Verfügung stehen – nur Magie gehört irgendwie nicht dazu. Und dass obwohl er aus einer mächtigen Magierfamilie stammt. Selbst seine kleine Schwester steckt ihn locker in die Tasche (allerdings nicht nur ihn). Als klar wird, dass seine Fähigkeiten nicht ausreichen um sich auch ohne Magie durch die Prüfungen zu mogeln, tritt eine Fremde in sein Leben. Ferius Parfax, eine Art knallhartes Cowgirl, die nicht nur ihn mit ihrer rauen, direkten, aber ehrlichen Art aus dem Konzept bringt – und das ganz ohne Magie. Gleichzeitig mit ihrem Erscheinen wirbeln andere Ereignisse die Gesellschaft der Magier auf. Kellen findet sich plötzlich mittendrin wieder und muss feststellen, dass nichts ist wie es scheint. Er muss entscheiden, wem er versuchen will gerecht zu werden. Seiner Familie, seinen Freunden, Ferius Parfax oder jemand ganz anderem?

*Meine Meinung*
Gerade zurzeit (Covid-19), wo ich die meiste Zeit zu Hause verbringe, fand ich es sehr schön ein Hörbuch zu hören, das es mir ermöglicht noch anderen Tätigkeiten nachzugehen und nicht „nur“ zu lesen. Die Stimme von Dirk Petrick habe ich als sehr angenehm empfunden und er ahmt auch sehr kreativ und vielseitig die Stimmen der Charaktere nach. Trotz der 12 Stunden, habe ich das Buch in nicht einmal anderthalb Tagen durchgehört, da mich die Geschichte so gefesselt hat. Wobei es eigentlich weniger die Geschichte an sich, als die Charaktere waren, die mich so fasziniert haben. Die Geschichte war zwar schon etwas überraschender und wendungsreicher, als viele andere Fantasyabenteuer, das grobe Ende war allerdings (wie meistens) schon ziemlich früh abzusehen.

Aber zurück zu den Protagonisten: Besonders Ferius Parfax ist eine sehr erfrischende Persönlichkeit. Ebenfalls spannend fand ich die eingestreute, gesellschaftliche Kritik, die Themen wie Feminismus, Menschlichkeit, Ehrgeiz, Erwartungsdruck und unhinterfragte Normen berührt und zum Nachdenken anregt. Außerdem die Fragen: Was macht jemanden besonders und was ist wirkliche Magie? Als einzigen inhaltlichen Kritikpunkt würde ich anführen, dass zu sehr die (sehr ausführlich beschriebene) Action im Vordergrund steht, besonders am Ende. Der Protagonist stolpert von einer ausweglosen Situation in die nächste und kommt meistens auch noch einigermaßen unbeschadet davon, ganz ohne Pause – aber das ist nun mal Fantasy. Trotzdem hätte ich es schön gefunden, ein paar mehr ruhige Passagen aus dem Alltag zu erleben und nicht nur Ausnahmezustände. Ein formaler Kritikpunkt ist, dass das ganze Buch auf nur zwei CDs verteilt ist und manchmal sehr weit vorgespult werden muss um zur richtigen Stelle zurückzukommen.

Dennoch würde ich dieses Hörbuch allen Fantasy-Fans ab ca. 12 oder älter (es gab ein paar ziemlich blutige Szenen) empfehlen und bin selbst schon sehr gespannt auf die Fortsetzung!

*Erschienen bei Der Audio Verlag*