Todesfalle Insektenvernichterlampen
Von wegen umweltfreundlich - NABU: Licht lockt statt Stechmücken gefährdete Insektenarten an
Zugegeben, so ein ausgewachsener Mückenstich ist nicht gerade angenehm, und sich allabendlich mit übelriechenden Substanzen einzureiben, die die lästigen Summer vetreiben sollen, macht auch nicht wirklich Spaß. Kein Wunder also, dass viele Leute sich auf das Angebot zahlreicher Hersteller stürzen, die derzeit wieder Lampen zur Insektenvernichung für den Garten, die Terrasse oder zur Ergänzung der Campingausrüstung bewerben und verkaufen. Doch so harmlos, wie sie in der Werbung daherkommen, sind die Insektenvernichterlampen keineswegs, denn "die Lampen töten wahllos und sind daher eine große Gefahr für geschützte und im Fortbestand gefährdete Insektenarten wie zahlreiche Nachtfalter oder auch Netzflügler“, so NABU-Bundesgeschäftsführer Leif Miller. Insekten bilden die artenreichste Tiergruppe in unserem Ökosystem. Sie stellen die Nahrungsgrundlage für viele Tierarten dar und sind ein wichtiger Bestandteil der Artenvielfalt. Viele Insektenarten sind zunehmend im Fortbestand gefährdet.
Dabei scheinen die von uns als lästig empfundenen Stechmücken noch nicht mal die Lichtquellen anzufliegen. Die Hauptopfer seien stattdessen harmlose und auch für den Menschen nützliche Insekten, die dadurch in den Tod gelockt würden.
*Wie funktionieren Insektenlampen?*
Insektenlampen sind mit einer ultravioletten Lichtquelle ausgestattet, die von stromführenden Drähten umgeben ist. Durch das Licht werden Insekten aus der Umgebung zur Lampe gelockt. Kommen sie mit den Drähten in Berührung, wird ein etwa 10.000 Volt starker, für kleine Tiere tödlicher Stromschlag ausgelöst. Bei größeren Insekten kommt es mitunter zum Abbrennen der Fühler, was einen langen Todeskampf zur Folge haben kann. Im Handel werden die Lampen häufig als umweltfreundliche und für Insekten schmerzlose Methode angepriesen, um Stechmücken und andere „lästige Insekten“ los zu werden.
*Einsatz solcher Geräte im Freien verboten*
Dabei verbieten das Bundesnaturschutzgesetz und die Bundesartenschutzverordnung den Einsatz solcher Geräte im Freien. Dennoch zeigt eine stichprobenartige Untersuchung des NABU von 264 angebotenen Geräten deutscher Händler ein erschreckendes Ergebnis: Jedes zweite Gerät wurde ohne Warnhinweis verkauft und mehr als jedes zehnte speziell für die Nutzung im Freien. Im Angebot eines großen Online-Händlers fand der NABU sogar ein Gerät, das durch Solarzellen und einen automatischen Dämmerungsschalter als dauerhafte Tötungsmaschine im Garten fungieren kann.
„Hier ist vor allem der Gesetzgeber gefragt, das Naturschutzrecht auch in die Praxis umzusetzen und solche Lampen vom Markt nehmen zu lassen. Bei Geräten, die für den Innenbetrieb vorgesehen sind, muss es zumindest auf der Lampe und in der Werbung einen deutlichen Warnhinweis auf das Anwendungsverbot im Freien und die damit verbundene Gefahr für unsere Insektenwelt geben“, so NABU-Insektenexperte Julian Heiermann. Der NABU startete eine Online-Protestaktion gegen die Insektenvernichter.
*Natürliche Mückenvertreiber*
Wer sich nicht von Mücken die Sommerlaune verderben lassen will, kann auch auf natürliche Mittel zurückgreifen wie zum Beispiel Lavendelduft oder in eine aufgeschnittene Zitrone gesteckte Gewürznelken. Vor diesen Gerüchen machen die Plagegeister eine Kehrtwende und fliegen den Balkon gar nicht erst an. Und wenn sie schon im Schlafzimmer sind, hilft ein Moskitonetz über dem Bett - das verhindert nicht nur die Stiche, sondern kann auch noch romantisch aussehen.
Mehr dazu online
- Protest gegen Insektenvernichter
Hier kann jeder mitmachen, eine E-Mail an die Vertreiber der Lampen schreiben und sich mit dem NABU dafür einsetzen, dass strittige Geräte vom Markt genommen und die Verbraucher besser informiert werden.
Autorin / Autor: Redaktion / Pressemitteilung - Stand: 30. Juli 2012