Vögel lassen Blumen sprechen
Männliche Laubenvögel bezirzen ihre Weibchen mit farbenfroher Nest-Deko
Wir Menschen schenken einander Blumen: Zum Geburtstag, zum Hochzeitstag oder einfach nur als nettes Mitbringsel. Auch wenn einem nicht der Sinn nach den bunten Pflanzen steht, versteht jeder diese Geste und weiß sie wohl auch zu schätzen. Doch bisher waren Menschen die einzigen Lebewesen, die in Blumen noch etwas anderes sahen als bloße Nahrung.
Ein internationales Forscherteam der Universitäten Exeter, Potsdam und Deakin and Queensland hat nun einen ersten Beweis dafür gebracht, dass eine nichtmenschliche Art Pflanzen zu einem anderen Zweck als zur Nahrung kultiviert: Männliche Laubenvögel.
Während andere Vogelmännchen stolz ein buntes Gefieder vorweisen können, um attraktiv auf Weibchen zu wirken, kommen die meisten Unterarten der Laubenvögel allerdings in eher tristem Gewand daher. Da muss Abhilfe geschaffen werden – schließlich weiß jeder, dass es zumindest ein bisschen auch auf die Optik ankommt. Deswegen sammeln Laubenvogelmännchen Früchte, um sie stolz rund um ihren Balzplatz auszustellen. Dabei kultivieren sie die Pflanzen unbeabsichtigt, ein kleiner „Garten“ entsteht.
Die in Australien und Neuguinea beheimateten Laubenvögel sind bekannt für ihr außergewöhnliches Liebeswerben. In ihren kunstvoll gebauten und dekorierten Lauben können sie den Weibchen ordentlich imponieren. Aber besonders wählerischen und anspruchsvollen Weibchen ist das noch nicht genug. Blüten müssen her! Das Forscherteam konnte im Taunton National Park in Queensland, Australien, rund um die Lauben der gefiederten Gesellen vermehrt Ansammlungen der australischen Blütenart Potato bush (Solanum ellipticum) finden. Diese Pflanzen haben leuchtend violette Blüten und grüne Früchte – da würde jedes interieur-verliebte Frauenherz höher schlagen.
Die Forschung zeigte außerdem, dass die Vögel sich nicht etwa Plätzchen suchen, an denen der Potato bush sowieso schon wächst, sondern die Pflanze wirklich selbst „anbauen“. Wenn die Früchte zusammenschrumpeln, mustern die possierlichen Tiere diese aus. Das führt dazu, dass die Samen im Boden rund um die Laube zu keimen beginnen. Nun müssen die zarten Pflänzchen noch vor allerlei Unrat wie Gräsern und Sträuchern beschützt werden. Der kluge Gärtnervogel weiß eben, unter welchen Bedingungen die Pflanzen am besten gedeihen. So schaffen sie es, ihre Behausungen bis zu zehn Jahre lang wohnlich zu halten. Und in dieser Zeit sammelt sich natürlich eine Menge an bunten Blumen an. Am liebsten solche mit besonders grünen Früchten – von wegen, Männer hätten kein Gespür für Farben!
Autorin / Autor: Annika Willinger - Stand: 24. April 2012