Wie giftig ist dein Handy?
US-Forscher testeten 36 Handys auf Blei, Quecksilber und gefährliche Flammschutzmittel
Wer denkt beim Telefonieren, Simsen oder Surfen schon daran, dass sich im eigenen chic und blitzeblank aussehenden Handy eine ganze Sondermülldeponie verbergen könnte? Amerikanische ForscherInnen des Ecology Center und der Technik-Seite ifixit.com haben sich die Mühe gemacht und 36 verschiedene Handy-Modelle auf ihre chemischen Substanzen hin untersucht. Ihr Befund: Jedes Telefon in dieser Studie enthielt mindestens eine der gefährlichen Chemikalien Blei, Brom, Chlor, Quecksilber und Cadmium. Diese Stoffe können die Umwelt während eines ganzen Lebenszyklus eines Produkts belasten: wenn die Mineralien gewonnen werden, wenn sie verarbeitet werden und am Ende der Nutzungsdauer. Wobei die Emissionen bei der Entsorgung und Wiederverwertung von Handys als Elektroschrott besonders problematisch sind. Allerdings hat auch schon der Abbau von Zinn, Tantal, Wolfram und Gold, alles Stoffe, die in Mobiltelefonen verwendet werden, bereits zu Konflikten in der Demokratischen Republik Kongo geführt.
Die Ergebnisse sind nichts neues: Schon 2004 hatte eine Studie ergeben, dass drei Viertel aller Handys soviel Blei enthalten, dass man sie als gefährlichen Abfall qualifizieren müsste. Das Nachverfolgen von E-Müll ist allerdings schwierig; es wird geschätzt, dass 50 bis 80 Prozent in Ländern wie China, Indien, Pakistan, Vietnam und auf den Philippinen landet, wo er arbeitsintensiv und meist inoffiziell recycelt wird - allerdings ohne Schutzmaßnahmen für Mensch und Umwelt.
Im Jahr 2009 seien 2,37 Millionen Tonnen Elektronik für "am Ende ihres Lebens" also unbrauchbar erklärt worden, so Kyle Wiens, Geschäftsführer von ifixit.com. Von den ausrangierten Digitalgeräten lande nur 25% in Recycling-Zentren. "Wir können nicht zulassen, dass die anderen 75% zu Abfall werden und sich all diese Gifte summieren. E-Schrott ist ein enormes Problem, denn die giftigen Chemikalien sickern ins Trinkwasser und vergiften die Umwelt."
Dennoch haben die Forscher auch Verbesserungen gegenüber den Vorjahren festgestellt: Neuere Handys seien besser als ältere Handys, die Produktbewertungen hätten sich gegenüber 2007 um 33% verbessert: Es werden weniger gefährliche Harze in Kabeln eingesetzt, durch vereinfachtes Design werden überhaupt Verkabelungen reduziert, es werden öfter Quecksilber-freie LCD-Displays und Arsen-freies Glas benutzt und weniger toxische Flammschutzmittel eingesetzt. Das lässt die Wissenschaftler hoffen, dass die Industrie sich anstrenge, auf sicherere Materialien und Chemikalien umzustellen und chemische Gefahren zu reduzieren.
Aber es bleibt noch viel zu tun, denn "selbst die besten Handys aus unserer Studie enthalten noch chemische Gefahrenstoffe", sagte Jeff Gearhart, Forschungsleiter im Ecology Center und Gründer von HealthyStuff.org. "Diese Chemikalien lösen Geburtsfehler und andere schwere gesundheitliche Problemen aus. Und sie landen zuhauf in den Böden nahe E-Schrott-Recycling-Halden zum Beispiel in China. Was wir brauchen, sind bessere Regelungen zum Umgang mit diesen Chemikalien und Anreize für die Gestaltung von grüner Unterhaltungselektronik."
Die Ergebnisse der Studie- und welche Handys ganz gut abgeschnitten haben findet ihr unter
Autorin / Autor: Redaktion/Pressemitteilung - Stand: 8. Oktober 2012