Zuhause ist, wo die Musik spielt
Forscher: Jugendliche markieren durch „Lärmbelästigung“ ihr Revier
Meistens nervt es, wenn man in Bus und Bahn nicht seine Ruhe haben kann und von allen Seiten, ungewollt, Musik auf die Ohren bekommt. Unbewusst markieren diejenigen, die sich selbst und andere unter ständige Musikbeschallung setzen, ihr Revier. Für sie ist das Abspielen lauter Musik weitaus mehr als ein Unterhaltungsfaktor, meint Harry Witchel von der Brighton and Sussex Medical School. Schon seit langem befasst sich der Psychologe mit der Wirkung von Musik auf uns selbst und unsere Umwelt.
Musik hat einen großen Einfluss darauf, ob wir uns in unserer Umgebung wohl und zuhause fühlen. „Jugendliche wollen durch ohrenbetäubende Musik andere Menschen auf Abstand halten", zitiert die britische Zeitung The Telegraph Witchel. Er vergleicht diese Verhaltensweise mit der von Insekten und Vögeln, die mit Gesängen ihr Revier markieren. „Warum nur sollte man freiwillig in öffentlichen Verkehrsmitteln Musik durch mickrige Handylautsprecher hören? Ganz einfach, weil es eine Vertrautheit unter den Jugendlichen schafft, die damit verdeutlichen, wer sie sind und wo sie hin gehören. Die Wahrscheinlichkeit, dass sich ein anderer Fahrgast neben die Lärmverursacher setzt, verringert sich“, sagt Harry Witchel.
Musik bestimme, wem ein Raum gehöre. Allerdings stellt sich das Gefühl von Vertrautheit nur bei Musik ein, die man gerne hört. So werde an gewissen Standorten, wie vor Supermärkten oder an U-Bahn-Stationen bewusst klassische Musik gespielt, um herumlungernde Jugendliche oder Obdachlose zu vertreiben. Dies funktioniere, da sie sich bei derartiger Musik nicht zuhause fühlen, berichtet der Psychologe.
Vielleicht solltest du in Zukunft immer ein Paar Beethoven-Sinfonien auf deinem Handy bereit halten, um dir allzu aufdringliche Menschen vom Leib zu halten ;-)
Autorin / Autor: Redaktion, - Stand: 8. Juni 2011