Halbe Staffel?!
Fans verärgert über „Abzocke“ mit TV-Serien auf DVD
Mystery und Krimis, Science Fiction und Seifenopern: Mit TV-Serien auf DVD wird mittlerweile ganz schön Umsatz gemacht. Doch viele Fans sehen sich zunehmend mit Veröffentlichungen halber Staffeln und einzelner Folgen konfrontiert - und über Gebühr abkassiert.
Nach einem Flugzeugabsturz auf einer unwirtlichen Insel sehen sich die 48 Überlebenden des Fluges 815 einer Vielzahl mysteriöser Geschehnisse ausgesetzt. Auf dem düsteren Eiland scheint irgendwer oder irgendetwas zu existieren und sich einzumischen. Die Fernsehserie Lost ist längst Kult: mit bislang 114 Episoden und fünf Staffeln seit 2005. Eingefleischte Fans mögen keine Minute davon in ihrem DVD-Archiv missen. Und doch rufen viele via Internet zum „Kauf-Boykott“ auf. Der Grund: Während sie die erste Staffel noch komplett kaufen konnten, gab’s die zweite Staffel erst einmal nur zweigeteilt. Viele Kunden vermuteten im Splitting „des zusammengehörigen Zyklus“ schlicht „Abzocke und Dreistigkeit ohne Ende.“ Viele Monate dauerte es, bis eine billigere Komplettversion in den Handel kam. Eine Masche, die sich bei der Vermarktung der dritten Staffel wiederholte.
Dem gleichen Horror sahen sich Anhänger der Kultserie Twin Peaks ausgesetzt. Das Rätsel um den Tod von Laura Palmer erschien auf DVD - peu à peu - als dreigeteiltes Werk. Wer zugriff, zahlte oftmals über 50 Prozent mehr als die Käufer der später erschienen GoldBox für 50 Euro. Solch ein Vermarktungsschicksal müssen Fans vieler TV-Serien teilen: von Raumschiff Enterprise und Battlestar Galactica, über Flipper und Unser Charly, bis hin zu Detektiv Rockford und Dr. House. Allein auf den Seiten der Internethändler Amazon, Bol und Weltbild fand die Verbraucherzentrale NRW weit über hundert Beispiele für gesplittete TV-Staffeln unterschiedlichster Genres.
Wie effektiv die Geldmaschine arbeitet, zeigt beispielsweise die vierte Staffel von Desperate Housewives. Der erneute Aufwasch des Liebeslebens missgünstiger Vorstadtbewohnerinnen liegt mittlerweile in zwei Teilen vor: jede Halbstaffel jeweils bis zu 28 Euro (Weltbild) teuer. Nun ist für April 2010 die komplette vierte Staffel auf DVD angekündigt: zum Preis ab 28 Euro (Amazon). Doch es geht preislich noch dreister. In der Spitze entdeckte die Verbraucherzentrale NRW sogar Halb-Boxen, die teurer kommen als die spätere Gesamt-Staffel. Verständlich, dass Kunden da meutern. Sie strafen solche Strategien immer öfter mit drastischen Abzügen bei der Film-Bewertung - und rufen zur Zurückhaltung beim Kauf auf. O-Ton: „Super-Serie - aber den ganzen Teilewahn mache ich nicht mit.“
Böse abkassiert
Doch der Wahn greift um sich. Darunter besonders leiden müssen die Liebhaber betagter Krimiserien: von "Mord ist ihr Hobby" bis zu "Perry Mason". Hier müssen Zuschauer bislang auf komplette Staffeln ganz verzichten. Deutsche Fans sehen sich böse abkassiert, wenn sie derzeit für zwei halbe Staffeln von Anwalt Perry Masons ersten Schwarz-weiß-Auftritten vor Gericht knapp 70 Euro zahlen sollen. „Krankhaft überteuert“, schimpfen sie im Internet. Denn im britischen Amazon-Ableger gibt´s die gleichen zehn DVDs als Gesamtpaket per Import für umgerechnet lediglich rund 20 Euro - allerdings ohne deutsche Tonspur.
Noch ungenierter zur Sache geht es bei der Uralt-Serie "Der Chef", wo der Titelheld aus dem Rollstuhl heraus inoffiziell eine Polizeieinheit in San Francisco leitet. Bis zu 40 Euro kosten die derzeit erhältlichen vier DVDs der ersten Halbstaffel, die zwölf Folgen plus den Pilotfilm enthalten. Und das erscheint geradezu wie ein Schnäppchen, wenn man bedenkt, dass die ersten fünf Folgen auf Einzel-DVDs herauskamen: für zusammen fast 46 Euro. Hochgerechnet auf alle 28 Folgen würde die so zusammengekaufte erste Staffel auf weit über 200 Euro kommen. Wer des Englischen mächtig ist, guckt da extrem billiger: etwa per Bestellung via Großbritannien - für gerade mal rund 15 Euro.
Mehr Infos im Netz
Mehr auf LizzyNet
- Film & Bühne
Kino, DVD, TV - Filmtipps von Jugendlichen für Jugendliche
Autorin / Autor: Redaktion/ Pressemitteilung - Stand: 4. März 2010