Zum Greifen nah
Studie: Wünsche beeinflussen die Distanz-Wahrnehmung
Es ist schon seltsam, wie unsere Psyche unseren Körper beeinflusst und umgekehrt. Eine neue Studie fand heraus, dass uns Dinge, die wir uns sehr wünschen oder nach denen wir ein dringendes Bedürfnis haben, uns nähern und erreichbarer erscheinen als wenn uns ein Objekt nicht so wichtig ist. Das wiesen die PsychologInnen Emily Balcetis von der New York University und ihr Kollege David Dunning von der Cornell University in verschiedenen Versuchen nach.
Im ersten Versuchsaufbau platzierten sie eine Flasche Wasser auf dem Tisch und ließen eine Gruppe der Versuchspersonen zuvor Salzbrezeln essen. Dann sollten sie zusammen mit einer anderen Gruppe, die statt der Brezeln viel Wasser getrunken hatte die Entfernung zur Wasserflasche schätzen. Die Salzbrezel-Gruppe, die natürlich viel durstiger war, schätzte die Entfernung durchschnittlich auf 63,5 Zentimeter, während die anderen VersuchteilnehmerInnen annahmen, dass die Flaschen 71 cm, also 7,5 cm weiter weg standen. In einem zweiten Versuch kam ein ähnliches Ergebnis zustande: Hier sollten die PobandInnen schätzen, in welcher Entfernung sich eine 100-Dollar-Note vor ihnen auf dem Boden befand. Der Gruppe, der vorher versprochen worden war, dass sie das Geld gewinnen könnte, erschien auch in diesem Versuch der Dollarschein viel näher, nämlich 1,30 Meter. Der anderen Gruppe, die davon ausging, das Geld gehöre dem Wissenschaftler, kam die Entfernung wieder einmal viel größer vor, nämlich 1,50 Meter.
Nähe schafft Motivation
Beim dritten Versuch sollten die StudienteilnehmerInnen mit gefüllten Säckchen auf Geschenkkarten zielen, die entweder mit 25 Dollar aufgeladen oder leer waren. Während sie auf die 25-Dollar-Karte immer etwas zu wenig Schwung hatten, verfehlten sie die leere Karte deshalb, weil zu weit über das Ziel hinaus geworfen hatten. Das begehrenswertere Objekt hatten sie also als näher liegend eingeschätzt.
Die WissenschaftlerInnen vermuten hinter dem Verhalten einen psychologischen Überlebens-Trick, der sich im Menschen über Jahrhunderte hinweg entwickelt hat. Wenn wir uns vorstellen, dass das Ersehnte näher ist, sind wir anscheinend motivierter und können mehr körperliche Energie aufbringen, um in den Besitz des Objekts zu kommen.
Befürchtet ihr also beim nächsten 1000-Meter-Lauf, dass euch wieder die Puste ausgeht, stellt euch doch einfach vor, dass die Zielmarke ein paar Hundert Meter näher liegt ;-)
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Autorin / Autor: Redaktion - Stand: 18. Januar 2010