Die rechtsextreme NPD im Internet
Mit Musik und Comics auf Stimmenfang
Die NPD nutzte in der Vergangenheit ihre Internetauftritte immer wieder dazu, Jugendliche anzusprechen und ihnen gezielt Angebote zu unterbreiten. Bereits mehrfach hatte jugendschutz.net, die Zentralstelle für den Jugendschutz im Internet, jugendgefährdende Inhalte dokumentiert. Jetzt stellt jugendschutz.net in einem Bericht aktuelle NPD-Aktivitäten im Internet vor, schätzt die Jugendschutzrelevanz der gesichteten Angebote ein und geht gegen unzulässige Inhalte vor.
Immer mehr Web-Angebote – Professionalisierung und Multimedia
Derzeit existieren mehr als 200 Web-Angebote von NPD-Verbänden bzw. von Gruppierungen und Einzelpersonen mit eindeutigem Bezug zur NPD – darunter Wahlsonderseiten und Websites von Funktionären. Die meisten Angebote stellte jugendschutz.net in Nordrhein-Westfalen (37), Sachsen (33) und Bayern (29) fest.
Grundsätzlich geben sich die meisten NPD-Verbände gestalterisch einen seriösen Anstrich und nutzen moderne Layouts und multimediale Werbebotschaften. Insbesondere dort, wo die NPD in Land-, Kreistagen oder Stadträten sitzt, spielt auch die Präsenz im Netz eine wichtige Rolle, um Aktivitäten zu dokumentieren und neue potenzielle Wähler anzusprechen. Nur wenige Seitenbetreiber, meist auf Orts- oder Gemeindeebene, scheren aus dieser Strategie aus und pflegen weiterhin ein altbackenes, selbst gestricktes Auftreten mit viel Text und ohne multimediale Elemente.
Angebote speziell für Jugendliche: Comics und Schulhof-CDs
Auch bei der NPD spielen Videos zur Vermittlung zentraler Botschaften eine wichtige Rolle. Allerdings gab es auf ihren Angeboten zum Glück nur wenige jugendgemäße Beiträge, die direkte Ansprache von Jugendlichen konnte jugendschutz.net nur vereinzelt dokumentieren. Auf der Homepage der Jungen Nationaldemokraten (JN) kann man zum Beispiel den Jugendcomic "Der große Kampf. Enten gegen Hühner" herunterladen, in dem fremden- und demokratiefeindliche Parolen verbreitet werden. Dieser Comic wird, genau wie CDs auf Schulhöfen verteilt.
Mit diesen sogenannten "Schulhof-CDs" versucht die NPD nach wie vor, Jugendlichen rechtsextremes Gedankengut über Musik nahe zu bringen. In Hessen bewirbt die NPD auf ihrer Internetseite ein Jugendhilfeangebot, das Unterstützung bei der Lehrstellensuche bietet oder auch bei privaten oder schulischen Problemen.
Für die letzte Woche vor den Wahlen kündigte die NPD in Brandenburg eine spezielle Kampagne für Erstwähler an, die mit CDs und Comics gewonnen werden sollen. In einigen Bundesländern setzt die NPD auf jüngere Kandidaten, die mittels Online-Präsenz und dort integrierten Elementen wie Podcasts oder auch durch die Nutzung von Sozialen Netzwerken eine jüngere Zielgruppe ansprechen sollen.
Nutzung des Web 2.0 – Propaganda und Mobilisierung
Auch für die NPD spielt das Web 2.0 inzwischen eine große Rolle. Auf YouTube stellen sie Wahlwerbespots der NPD online und nutzen eigene Video-Kanäle zur Selbstdarstellung. Weil vor allem YouTube viele Nutzer hat, erreicht die NPD dort viele User.
Als Propagandamedium muss auch der Microblog-Dienst twitter herhalten. Dort werden fremdenfeindliche oder homophobe Postings veröffentlicht oder Veranstaltungen und Aufmärsche angekündigt. Über soziale Netzwerke wie facebook versucht die NPD, potenzielle Mitstreiter zu gewinnen. Mehr als 400 Anhänger zählte die NPD-facebook-Gruppe im August, darunter Parteikader und Mitglieder neonazistischer Kameradschaften. Auch einzelne Kandidaten bewerben ihre Wahlkämpfe mit eigener facebook-Seite, in die Videos oder auch Veranstaltungshinweise integriert sind.
Jugendgefährdende Inhalte – Rassismus und Geschichtsfälschung
Inhaltlich fanden sich auf NPD-Angeboten weiterhin rassistische und demokratiefeindliche Thesen. Die Hetze gegen Ausländer bleibt zentraler Bestandteil der Sozialdemagogie. Entsprechende Parolen setzen an verbreiteten Zukunftsängsten an, Menschen anderer Herkunft werden pauschal für soziale Probleme verantwortlich gemacht und entsprechend verunglimpft. Parallel wird im Sinne eines übersteigerten Nationalismus eine nationale Identität propagiert, die es vor fremden Einflüssen zu schützen gelte.
Zahlreiche geschichtsklitternde (geschichtsverfälschende) Beiträge über die Zeit des Nationalsozialismus unterstreichen die neonazistische Ausrichtung. jugendschutz.net sichtete NPD-Websites, auf denen der Holocaust geleugnet oder Führungsfiguren des Nationalsozialismus wie Rudolf Hess verherrlicht wurden. Auch volksverhetzende Inhalte gegen Sinti und Roma wurden dokumentiert.
Über jugendschutz.net
jugendschutz.net drängt auf die Einhaltung des Jugendschutzes im Internet und sorgt dafür, dass Anbieter problematische Inhalte rasch ändern, löschen oder für Kinder und Jugendliche sperren. Die Jugendministerien der Bundesländer haben jugendschutz.net 1997 als Zentralstelle gegründet. Seit 2003 ist jugendschuz.net an die Kommission für Jugendmedienschutz (KJM) angebunden, um eine einheitliche Aufsicht über Rundfunk und Internet zu gewährleisten.
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Autorin / Autor: Redaktion/ Jugendschutznet.de - Stand: 24. September 2009