Hass im Netz
1600 deutschsprachige Seiten verbreiteten rechtsradikale Inhalte
Je mehr die Web 2.0-Angebote im Internet zunehmen, um so schneller scheinen sich auch neonazistische und rechtsextreme Gruppierungen im Netz auszubreiten. Auf einer Konferenz mit ExpertInnen warnte Bundesjustizministerin Zypries gestern vor einer drastischen Zunahme islamistischer und rechtsextremistischer Übergriffe im Web. Es seien noch nie so viele rechtsextreme Webseiten im Netz aufgetaucht wie zur Zeit, sagte Stefan Glaser von "Jugendschutz.net", der Zentralstelle der Länder für Jugendschutz im Internet, im Gespräch mit tagesschau.de: Mehr als 1600 deutschsprachige Seiten verbreiteten rechtsradikale Inhalte.
Hetze hat unterschiedliche Gesichter
Bei ihrem Auftreten im Internet nutzen die Rechtsradikalen verschiedene Wege: Einer davon ist Mobbing und öffentliche Bedrohung von AntifaschistInnen und DemokratInnen, die sich zum Beispiel dafür einsetzen, dass Nazi-Videos aus Youtube verschwinden. Dabei werden dann Namen und Anschriften der Personen veröffentlicht, um sie gezielt einzuschüchtern.
Coole Musik, ansprechendes Design
Mit Musik- oder Videodownloads und einem angesagten HipHop-Design versuchen mittlerweile immer mehr rechte Seiten, Jugendliche anzulocken und sie für ihre schmierige Propaganda zu gewinnen. Wenn man nicht genau liest, was da abgedruckt wird, kommt man nicht so schnell auf die Idee, dass sich dahinter Rechtsextreme verbergen. So werden sie in Windeseile auf StudiVZ, Facebook, Twitter und Co. bekannt und können dort ihre Holocaustleugnungen und rassistischen Angriffe verbreiten.
Warum dürfen die das?
Wenn der Server in Deutschland liegt, wo solche Äußerungen auch im Internet verboten sind, gibt es kein Problem, rassistische oder antisemitische Beiträge zu löschen. Oft weichen die Neonazis allerdings auf im Ausland liegende Server aus, weil in den USA, Schweden oder Dänemark beispielsweise keine Strafe droht. Die einzige Chance solchen im Ausland gehosteten Inhalten beizukommen, wäre, dass die Plattform-Betreiber selbst die Inhalte löschen. Das ist allerdings ein Wettlauf gegen die Zeit, denn sie sind nicht gesetzlich gezwungen löschen, sondern erst dann, wenn sich jemand beschwert hat. Inzwischen gibt es dann wieder viel zu viele neue Einträge.
Lies im Netz
Autorin / Autor: Redaktion - Stand: 10. Juli 2009