13 kleine Friesenmorde

Autor: Theodor J. Reisdorf

Buchcover

Sommer, Sonne, Strand und Leichen – eine gute Kombination? Theodor J. Reisdorf verknüpft in seinem Kriminalroman die Idylle ostfriesischer Örtchen mit den verschiedensten Mordfällen. Mord an Bord, am Strand, unter Sportschützen und viele weitere schildert Reisdorf in seinem Buch, das 13 kleine Mordgeschichten rund um Ostfriesland enthält.

Ich möchte euch eine inhaltliche Zusammenfassung aller Kurzgeschichten ersparen, stattdessen habe ich mich dazu entschlossen, nur zwei der Geschichten kurz inhaltlich zu umreißen. Eine von ihnen hat mir besonders gut gefallen, die andere war für mich eine Enttäuschung auf ganzer Linie, näheres dazu gleich. Anfangen möchte ich mit der Mordgeschichte, die mir durchaus zugesagt hat: „Der Sportschütze“.

„Der Sportschütze“ erzählt die Geschichte von Krankenschwester Greta van Thun, die zusammen mit ihrem religiös veranlagten Mann Claas van Thun nahe Hage in einem Einfamilienhaus, dass praktischerweise auch nur etwas 13 Kilometer vom Fähranleger nach Baltrum in Nessmersiel entfernt ist. Gretas Eltern leben auf Baltrum und kommen gelegentlich für einige Tage zu Besuch. Claas van Thun ist als Bauingenieur einer Auricher Firma viel unterwegs, er verdient auch dementsprechend, vernachlässigt aber zwangsläufig seine Frau Greta, die nicht gerade unbeliebt in ihrer Heimat ist. Vor allem die Herren der Schöpfung haben ein Auge auf sie geworfen. So kommt es wie es kommen muss – in dem idyllischen ostfriesischen Örtchen kommt es zu einem Mord, aber ist der Fall wirklich so einfach gelöst wie es zuerst scheint?

Diese kleine Kriminalgeschichte hat mir wirklich gut gefallen, da sie genau die richtige Länge für eine Kurzgeschichte hat und prima zwischendurch gelesen werden kann. Besonders lesenswert war die Geschichte für mich in erster Linie aufgrund der Orte, in denen sie spielt, da ich selbst das Glück hatte, an eben diesen Orten schon Urlaube verbringen zu dürfen (Ich habe das Glück, dass meine Großeltern in Ostfriesland leben und ich so viele der Orte schon „live“ gesehen habe). Die Geschichte ist anfangs sehr vorhersehbar: Eine schöne, sportliche Frau im besten Alter, verheiratet mit einem geschäftlich sehr erfolgreichen Mann, der jedoch kaum Zeit für sie hat. Man wartet gerade zu auf den Eifersuchtsmord. Am Ende kam dann aber doch alles anders und ich war froh nicht noch einer schlechten Krimierzählung meine Zeit geschenkt zu haben. Eine wirklich "schöne" Mordgeschichte für Ostfriesen- und Krimifans!

Im Gegensatz dazu hat mich „Hundeliebe“ restlos enttäuscht. Diese Kurzgeschichte handelt von Anja, schön, arrogant und von den meisten Frauen verhasst. Sie arbeitet in einer Apotheke in Dosum und erbte ihren Reichtum von ihren Eltern. Junge Männer hatten früher ihren Beischlaf bei ihr gesucht, mittlerweile befanden sie sich jedoch alle in soliden Ehen. Anja beschließt ihren Jagdschein zu erwerben, lernt kurz darauf Hero kennen und heiratet diesen. Als Weihnachtsgeschenk ziehen auch zwei Hunde mit in das neu gebaute Heim ein, die Anja immer mehr ans Herz wachsen und schon bald zieht ein Sturm in Dosum auf…

Als ich den Titel „Hundeliebe“ erblickt hatte, freute ich mich als großer Hundefreund bereits auf die Geschichte. Umso enttäuschter war ich als ich die Geschichte beendet hatte. Für mich war schon nach nur kurzer Zeit offensichtlich, wie die Mordgeschichte enden wird und leider behielt ich recht. Die Protagonisten der Geschichte wirkten gezwungen, die Handlung konstruiert und auch die treffenden Beschreibungen verschiedener Orte konnten die Geschichte nicht mehr retten. Land unter und Hund von Bord in Dosum!

Zusammenfassend muss ich zugeben, dass es sich meiner Meinung nach nicht lohnt „13 kleine Friesenmorde“ von Theodor J. Reisdorf zu lesen, da ich den Großteil der Geschichten als wenig kreativ und vorhersehbar empfunden habe. Meine Mutter, die in ihrem Leben schon viele Krimis verschlungen hat, las auf Probe zwei der Geschichten und stimmte mir zu. Der Schreibstil des Autors muss jedoch positiv hervorgehoben werden, denn Reisdorf versteht es, Ostfriesland wunderbar authentisch zu porträtieren, man spürt den Nordseewind, kann das Salzwasser riechen und schmeckt den schwarzen Tee mit Kluntje (Kandiszucker) auf der Zunge.

Echte Ostfrieslandfans, die keinen hoch spannenden Krimi, sondern nette kleine Mordgeschichten für zwischendurch suchen, sind hier wahrscheinlich genau richtig. Dennoch ist Reisdorfs Buch für mich kein Ersatz für grandiose Skandinavien-Krimis à la Jussi Adler Olsen oder Henning Mankell.

*Erschienen bei Bastei Lübbe Verlag*

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Autorin / Autor: Anker99 - Stand: 8. August 2016