Nur das Ansehen zählt!
Berufe mit Imageproblemen finden keine Auszubildenden
Wen würdest du eher als hipp und cool einschätzen: Eine Mediengestalterin oder eine Textilreinigerin? Wahrscheinlich eher die Mediengestalterin, oder? Und mit dieser Meinung stehst du nicht alleine dar: Bei Jugendlichen auf Ausbildungsplatzsuche sind Berufe wie Gestalter/-in für visuelles Marketing, Mediengestalter/-in Digital und Print, Tierpfleger/-in oder auch Fotograf/-in sehr beliebt. Ausbildungen im gewerblichen Bereich – in Reinigungsgewerbe, Nahrungsmittelhandwerk oder auch in der Gastronomie – sind hingegen weniger gefragt. Sie leiden sogar unter einem wahren Bewerbermangel, wie die Bundesagentur für Arbeit (BA) jetzt bekannt gab. So gab es in manchen Berufen dieser Branchen Ende Mai noch nicht mal 50 Bewerbungen auf 100 Ausbildungsstellen.
Mein Auto, mein Haus, mein Beruf – Statussymbol Job
Um herauszufinden, warum das so ist, hat das BIBB einfach mal nachgefragt und zwar bei Schülerinnen und Schülern aus höheren Klassen von allgemeinbildenden Schulen. Das Ergebnis: Für die Schülerinnen und Schüler zählt bei ihrem Ausbildungswunsch gar nicht so sehr das persönliche Interesse an den für einen Beruf typischen Arbeiten, sondern eher, wie anerkannt ein bestimmter Beruf innerhalb der Gesellschaft ist.
Kreative Bürojobs sind das Maß der Dinge
Nach Meinung der befragten Jugendlichen genießt vor allem jener Teil der arbeitenden Bevölkerung ein hohes Ansehen, die als überdurchschnittlich gebildet, intelligent, einkommensstark und ehrgeizig gelten. Tugenden wie Geschicklichkeit, körperliche Fitness, Fleiß, Kontaktfreudigkeit und auch Selbstlosigkeit spielen dagegen aus Sicht der Jugendlichen für das Ansehen eines Berufes keine große Rolle. Die Folge: Büroberufe mit kreativer Tätigkeit gelten als besonders imageförderlich und sind unter den Jugendlichen dementsprechend begehrt. Berufe, bei denen körperliche Arbeit, manuelles Geschick und soziale Tätigkeiten im Vordergrund stehen, haben das Nachsehen.
Bewerberschwund mit Fernsehserien bekämpfen!
Neben Wirtschaftskrise und dem drohenden Lehrstelleneinbruch sieht die Bundesagentur für Arbeit hier ein weiteres großes Problem für die Entwicklung des Arbeitsmarktes. Ein Problem, dass durch den demografischen Wandel noch unterstützt wird: In Zukunft wird es bestimmten Branchen wohl verflixt schwer fallen, Nachwuchs zu finden. Aber was kann man dagegen tun? Die Bundesagentur für Arbeit würde dieses Problem der „unzureichenden Würdigung der Arbeit in einigen gewerblich-industriellen Berufen“ gerne mithilfe von Fernsehserien bekämpfen. Denn - so die BA - für die Jugendlichen haben Medien eine große Bedeutung, um sich gesellschaftlich zu orientieren.
Erwartet uns also demnächst statt ER (Emergeny Room) die PK (Putzkolonne) als Abendunterhaltung im TV? Für Leute auf Ausbildungsplatzsuche könnte diese Entwicklung aber eine Chance sein - man müsste sich nur mal gegen den Strom bewegen und eine Karriere abseits des kreativen Bürojobs für sich in Betracht ziehen ...
Autorin / Autor: Redaktion / Pressemitteilung BA - Stand: 19. Juni 2009