Von Vanille keine Spur
test: Jedes zweite Vanilleeis mangelhaft
Vanilleeis ist neben Schoko der Deutschen liebstes Eis, wie erst vor wenigen Tagen durch Uniteis, dem Verband italienischer Eishersteller, verlautbart wurde. Nur leider steht es um das Vanilleeis nicht gut - wenn man es denn überhaupt so nennen darf. Denn in den meisten Vanilleeissorten, die hierzulande angeboten werden, ist von Vanille keine Spur - wie die Stiftung Warentest in ihrer aktuellen Ausgabe berichtet.
Auch wenn auf den Vanilleeispackungen groß "Premium-Vanille" oder "Bourbon-Vanille" prangt, enthielt der überwiegende Teil der 22 getesteten Eissorten kaum, keine, verfälschte oder lediglich künstliche Vanille. Letzteres ist natürlich besonders verwerflich, denn nur wo Vanille drin ist, also wirklich Bestandteile der schwarzen, kostbaren Schoten enthalten sind, darf auch Vanille drauf stehen. Entsprechend fielen die test-Qualitätsurteile aus: nur einmal „gut“, 3-mal „befriedigend“, 9-mal „ausreichend“ und 9-mal „mangelhaft“.
Vanille-Geiz und schlechtes Mundgefühl
Möglicher Grund für den Vanille-Geiz ist laut test der extrem schwankende Rohstoffpreis für Vanille. Deswegen gehen die Eishersteller wohl auf Nummer sicher: Sie verwenden Vanillin aus der Retorte – biosynthetisch aus Reis oder chemisch aus einer Lauge, die bei der Zellstoff- und Papierherstellung anfällt. Vanillin aus der Retorte wäre kein Problem, wenn die Hersteller dies deutlich kenntlich machten – so wie Rewe/ja! und Botterbloom. Auf deren Eispackungen steht „mit Vanillegeschmack“.
Im Test waren auch drei Bio-Eis-Varianten. Zwei der drei schnitten „mangelhaft“ ab, das dritte enthielt als einziges Produkt im Test Hygiene- und Verderbniskeime.
Die Warentester prüften neben der mikrobiologischen und der Aromaqualität auch die Verpackung und die Deklaration. Am wichtigsten war jedoch die sensorische Beurteilung von Aussehen, Gefüge, Geschmack Konsistenz und Mundgefühl. Testsieger wurde Haägen Dasz Vanilla, mit 11 Euro pro Liter war es das teuerste Eis im Test.
Wer nicht so tief in die Tasche greifen will, geht einfach in die leckere Eisdiele um die Ecke. Die wurde ja zum Glück nicht getestet. Da können wir uns zumindest einbilden, dass die schwarzen Pünktchen im Vanilleeis für eine großzügige Verarbeitung von Vanille sprechen und wenn nicht, dann lassen wir es uns in unserer Unwissenheit einfach trotzdem schmecken.
Autorin / Autor: Redaktion / Pressemitteilung - Stand: Pfingsten 2009