Hunger vertreibt Angst
Hormon Ghrelin sorgt für Appetit und bessere Laune
Das Hormon "Ghrelin" wird im Magen produziert, wenn er leer ist und gibt dem Gehirn die lebensrettende Botschaft: Hunger! Diese appetitanregende Wirkung ist bekannt, daher wurde schon überlegt, Ghrelin-Hemmer einzusetzen, um Adipositas (krankhafte Fettleibigkeit) zu behandeln. Allerdings hat das Hungermacher-Hormon auch noch eine andere Funktion: es vertreibt offenbar Angst und Depressionen, wie ForscherInnen nun herausgefunden haben.
Wahrscheinlich ist das ein Erbe unserer Vorväter. Zur Zeit der Jäger und Sammler war es wichtig ruhig Blut zu bewahren, wenn die Nahrung knapp wurde. Schließlich war es der Jagd nach Lebensmitteln nicht unbedingt zuträglich Heulkrämpfe zu kriegen, vor Angst in Panik zu verfallen oder apathisch in der Höhle rumzuliegen.
Für ihre Untersuchung ließen die WissenschaftlerInnen um Jeffrey Zigman von der Universität von Texas in Dallas Versuchsmäuse 10 Tage lang hungern. Erwartungsgemäß produzierten sie vermehrt Ghrelin, zeigten sich aber bei Tests zur Angstreaktionen und Depression stabiler und ausgeglichener als ihre vollgefressenen Artgenossen. Auch bei Stress reagierten die Tiere mit einem erhöhten Ghrelin-Spiegel. Der Besuch von aggressiven Mäusen löste bei den Testmäusen Hunger, aber gleichzeitig eine gewisse Gelassenheit aus.
Die ForscherInnen vermuten, dass dies der Grund sein könnte, warum auch gestresste Menschen zu viel essen. Um den Stress zu bewältigen, produziert der Körper Ghrelin, dieses macht aber nun mal Hunger. Es könnte auch erklären, warum Magersüchtige beim Hungern positive Gefühle haben. Der ständig leere Magen sorgt für einen hohen Ghrelinspiegel und der nimmt Angst und Depressionen. Hier könnte in Zukunft auch eine Therapie ansetzen, glauben die ForscherInnen.
Autorin / Autor: Redaktion - Stand: 20. Juni 2008