17 Erkenntnisse über Leander Blum
Autorin: Irmgard Kramer
Seit ihrer Geburt sind Jonas und Leander beste Freunde. Sie wurden am selben Tag geboren und teilen sich nicht nur ihren Geburtstag, sondern auch ihre Leidenschaft für Streetart. Tagsüber sieht man die beiden in der Schule, in der Nacht ziehen sie mit Spraydosen durch die Stadt. Sie stecken hinter dem mysteriösen Tag BLUX. Ihre Werke sind überall zu sehen und in der Streetartszene hoch anerkannt, doch bislang mussten sie ihre Identität verheimlichen, da Leanders Vater Polizist ist. Auf der Suche nach der perfekten Wand für ihr Masterpiece treiben sie sich nachts stundenlang auf den Straßen herum, bis Leander zum ersten Mal Lila sieht - die mit ihren goldenen Locken Rapunzel gleicht - und sich Hals über Kopf verliebt.
Als Lila Monate später Leander in der Schule kennenlernt, verhält er sich ihr gegenüber jedoch kalt, still und abweisend. Sie ahnt, dass er ihr etwas verheimlicht. Vorsichtig nähert sie sich ihm an und schafft es, Schritt für Schritt 17 Erkenntnisse über ihn zu gewinnen. Doch es bleiben jede Menge offene Fragen: Warum musste Leander die Schule wechseln? Warum ist er jeden Tag so müde? Und wo ist Jonas?
Das Buch ist abwechselnd aus der Perspektive von Leander und Lila erzählt. Leander berichtet von der Zeit mit Jonas, Lila dagegen von Leander, den sie erst später kennenlernt. Zwischen den Kapiteln wechselt der Erzähler und der Leser springt in der Zeit. Leanders Kapitel beginnen stets mit einer Kunstkritik über eines der Stücke von BLUX, Lilas mit ihrer neuen Erkenntnis über Leander. Es hat bei mir sehr lange gedauert, bis ich verstanden habe, wie das Buch aufgebaut ist. Da Lila anfangs nur als „Rapunzel“ bekannt ist, habe ich nicht einmal hier gleich einen Zusammenhang herstellen können und dachte tatsächlich eine Zeit lang, es handle sich um zwei unterschiedliche Mädchen.
Zu Beginn der Lektüre hatte ich zunächst keine Vorstellung, worauf die Geschichte hinauslaufen würde, weshalb mich das Buch immer wieder überraschte. Am besten haben mir die Kapitel von Jonas und Leander gefallen. Es macht Spaß, die beiden Jungs bei ihren spannenden nächtlichen Ausflügen zu begleiten. Ich lese grundsätzlich nicht gerne Bücher, in denen sich ein hübsches, allseits beliebtes Mädchen in einen abweisenden, zuvor von jemandem verletzten Jungen verliebt, da solche Liebesgeschichten oft sehr künstlich und erzwungen erscheinen. Doch Lilas Faszination für Leander erscheint glaubwürdig und auch die Kapitel, die die beiden zum Thema haben, konnten mit den anderen mithalten. Die Autorin Irmgard Kramer kannte ich schon von ihrem Buch „Am Ende der Welt traf ich Noah“ (ebenfalls sehr empfehlenswert), weshalb ich wusste, dass mir ihr bildhafter Schreibstil gefallen würde.
Einzig die Erzählperspektive - den ständigen Wechsel zwischen Leander und Lila - fand ich recht anstrengend. Da meist unmittelbar nach einem Kapitel wieder in die Vergangenheit bzw. Zukunft gesprungen wurde, konnte man nie wirklich abtauchen und die Handlung auf sich wirken lassen. Jedes Mal, wenn man richtig „drinnen“ war und sich die Stadt sowie Jonas und Leander lebhaft beim Sprayen vorstellte, wurde man schlagartig in die Schule zu Lila und dem schweigenden Leander zurückgeholt. Der Kontrast war manchmal ziemlich stark. Doch auch daran gewöhnt man sich, und wenn man die erste Verwirrung überwunden hat, liest sich das Buch sehr angenehm. „17 Erkenntnisse über Leander Blum“ ist abwechselnd aufregend und spannend, ruhig und emotional, aber es bleibt immer interessant und unvorhersehbar. Ich würde das Buch allen weiterempfehlen, die Bücher mit Zeitsprüngen und Geheimnissen mögen. Ansonsten wird man mit der Geschichte nicht so leicht warm werden.
*Erschienen bei Loewe*
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Autorin / Autor: lucky2000 - Stand: 14. Januar 2019