Kann ich dir helfen?

Forschung: Unterstützung wird meist positiver aufgenommen als die Helfenden vermuten

Die meisten Menschen sind spontan geneigt, anderen zu helfen, wenn sie sich in einer misslichen Lage befinden. Aber oft hält sie dann der Gedanke zurück, dass ihre Hilfe vielleicht gar nicht gewünscht und geschätzt wird. Vielleicht machen sie alles nur noch schlimmer? Vielleicht fühlt sich der Mensch, dem wir helfen wollen, beleidigt, weil er eigentlich ganz gut selbst klarkommt und keine Hilfe braucht?

Neue Forschungsergebnisse in der Zeitschrift Psychological Science deuten jedoch darauf hin, dass Empfänger von Unterstützung ihre Helfer_innen in den meisten Fällen weitaus positiver wahrnehmen, als wir vielleicht erwarten.

Weil Helfende sich eher auf ihre Kompetenz bei der Bereitstellung von Unterstützung konzentrieren, unterschätzen sie die Wirkung von Wärme und Mitgefühl. Sie schätzen darum die Wirkung ihrer Hilfe eher pessimistisch ein und entscheiden sich eher mal dagegen, fürchten die Forscher: "Die Unterschätzung der positiven Auswirkungen von Unterstützungsbekundungen könnte dazu führen, dass Menschen Gelegenheiten verpassen, anderen im täglichen Leben häufiger zu helfen", schreiben die Autoren James A. Dungan, David M. Munguia Gomez und Nicholas Epley (University of Chicago) in ihrer Studie.

Die Wissenschaftler hatten in einer Reihe von Experimenten untersucht, wie unterschiedlich Hilfeleistungen wahrgenommen werden - von denen, die sie anbieten und von denen, die sie empfangen. Dabei zeigte sich immer wieder, dass Empfänger_innen - etwa von mitfühlenden Nachrichten - diese als wesentlich angenehmer und kompetenter bewerteten als die, die sie geschrieben hatten. Auch in einer Studie, in der emotionale Unterstützung von Angesicht zu Angesicht untersucht wurde, zeigte sich die Diskrepanz. Während sich die Empfänger_innen solcher Unterstützung vor allem auf die menschliche Wärme des Unterstützenden konzentrierten und sie als positiv bewerteten, fürchteten die Helfenden vor allem, dass ihre Hilfe nicht gut ankommen könnte und sie nicht kompetent genug seien. 

"Die Zurückhaltung von Unterstützung aufgrund der fehlgeleiteten Angst, etwas Falsches zu sagen oder zu tun, könnte sowohl die Empfänger als auch Helfenden weniger glücklich machen, als sie sein könnten", folgern die Forscher.

Das Erkennen dieses Missverhältnisses könnte Menschen dazu ermutigen, anderen in Not häufiger die Hand zu reichen, fügten die Forscher hinzu.

Wenn ihr also demnächst einer Person spontan helfen wollt, dann tut es einfach und denkt nicht lange darüber nach, ob eure Hilfe wirklich gefragt und wirkungsvoll ist. Allein eure Bereitschaft zu helfen und euer Mitgefühl werden wahrscheinlich viel positiver aufgenommen als ihr euch vorstellen könnt.

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Autorin / Autor: Redaktion / Pressemitteilung