Nachrichten gefährden die Gesundheit

US-Studie: Nachrichtensüchtige berichten von psychischem und körperlichem Unwohlsein

Krieg, Corona, Klimawandel. Wer zurzeit regelmäßig Nachrichten liest oder guckt, der kriegt die Krise - im wahrsten Sinne des Wortes. Viele Menschen fühlen sich angesichts der dauerhaften Schreckensmeldungen hilflos und verzweifelt. Vor allem für Nachrichtensüchtige, die es nicht lassen können, sich ununterbrochen durch die neusten Meldungen zu scrollen, kann das schwerwiegende Auswirkungen auf das psychische und physische Wohlbefinden haben. Forscher_innen der der Texas Tech University haben in einer aktuellen Studie herausgefunden, dass Personen mit einem hohen Grad an Nachrichtensucht über ein "signifikant höheres physisches Unwohlsein" berichten.

Die Welt - ein dunkler und gefährlicher Ort

"Diese Ereignisse in den Nachrichten mitzuerleben, kann bei manchen Menschen einen ständigen Alarmzustand auslösen [...]," sagt Bryan McLaughlin, außerordentlicher Professor für Werbung am College of Media and Communication der Texas Tech University. Dies lasse die Welt als einen dunklen und gefährlichen Ort erscheinen. "Für diese Menschen kann sich ein Teufelskreis entwickeln, in dem sie sich, anstatt abzuschalten, immer mehr in die Nachrichten hineinziehen lassen und rund um die Uhr nach Updates suchen, um ihre emotionale Not zu lindern. Aber es hilft nicht, und je mehr sie die Nachrichten verfolgen, desto mehr werden andere Aspekte ihres Lebens davon beeinträchtigt", so McLaughlin.

Zur Untersuchung dieses Phänomens, das umgangssprachlich als Nachrichtensucht bezeichnet wird, analysierten McLaughlin und seine Kolleg_innen Dr. Melissa Gotlieb und Dr. Devin Mills die Daten einer Online-Umfrage unter 1.100 Erwachsenen in den USA.

In der Umfrage wurde gefragt, inwieweit die Testpersonen Aussagen wie "Ich bin so sehr in die Nachrichten vertieft, dass ich die Welt um mich herum vergesse" oder "Mein Geist ist häufig mit Gedanken an die Nachrichten beschäftigt" zustimmen. Sie sollten außerdem angeben, wie oft sie sich gestresst und ängstlich fühlten und wie oft sie körperliche Beschwerden wie Müdigkeit, körperliche Schmerzen, Konzentrationsschwäche und Magen-Darm-Probleme hatten.

Die Ergebnisse zeigten, dass 16,5 % der befragten Personen Anzeichen für einen "stark problematischen" Nachrichtenkonsum aufwiesen. Diese Personen waren häufig so sehr in die Nachrichten vertieft und persönlich involviert, dass diese die Gedanken des Einzelnen im Wachzustand beherrschten, die Zeit mit Familie und Freunden störten, es schwierig machten, sich auf Schule oder Arbeit zu konzentrieren, und zu Unruhe und Schlafmangel führten. Unter den Personen mit einem solch exzessiven Nachrichtenkonsum gaben 61% der Befragten an, dass sie sich körperlich "ziemlich" oder "sehr" unwohl fühlten, während es bei allen anderen Studienteilnehmern nur 6,1 % waren.

Laut McLaughlin zeigen die Ergebnisse, dass gezielte Medienkompetenzkampagnen notwendig sind, um den Menschen zu helfen, ein gesünderes Verhältnis zu den Nachrichten zu entwickeln. Ein anderer Umgang sei nötig, so der Forscher, damit einerseits eine informierte Bürgerschaft erhalten bleiben könne, gleichzeitig aber die psychische Gesundheit nicht beeinträchtigt werde.

Glücklicherweise lässt sich eine Nachrichtensucht besser in den Griff bekommen als viele andere Süchte. Untersuchungen haben gezeigt, dass die Leute durchaus ihren Nachrichtenkonsum abstellen oder reduzieren können, wenn sie selbst erkennen, dass es sie psychisch belastet.

Die Autor_innen der Studie fordern aber auch, dass eine Diskussion darüber entstehen sollte, wie Medien berichten. Wirtschaftlicher Druck und eine Rund-um-die-Uhr-Berichterstattung verleitet Journalist_innen zu einer Berichterstattung, die ständig Aufmerksamkeit erregt. Drama und Konflikte erfüllen dies oft am besten, führen aber auch zu einem ungesunden Verhältnis zu Nachrichten, das nicht nur der Gesundheit des Einzelnen, sondern auch der Aufrechterhaltung einer gesunden Demokratie schade, mahnen die Forscher_innen.

Die Ergebnisse der Studie sind im Fachmagazin Health Communication erschienen.

Wenn euch die ständige Krisenberichterstattung zu sehr zusetzt, dann schaltet sie einfach mal aus oder dosiert sie so, dass sie nicht euer ganzes Leben bestimmt. Und vielleicht widmet ihr euch auch mal den Nachrichten, die nicht auf Seite 1 in Fettschrift prangen. Denn so schlimm die Lage auch sein mag, es gibt immer auch gute Nachrichten über hoffnungsvolle Technologien, Solidarität und Hilfsbereitschaft und Menschen, die sich mit Engagement und guten Ideen den Krisen unseres Zeitalters entgegenstellen.

Quelle:

Autorin / Autor: Redaktion / Pressemitteilung - Stand: 5. September 2022