Über Entenformationen und Skorpione mit Verstopfung
Am 15. September wurden die Ig Nobel Preise verliehen.
Erst lachen, dann denken - das ist das Motto der wissenschaftlichen Spaßpreise Ig Nobel für unwahrscheinliche Forschung. Honoriert werden jährlich abwegige, skurrile oder merkwürdige Forschungsarbeiten, die aber dennoch das Zeug haben, zum Nachdenken anzuregen. Wenn auch "Ig" für "ignoble" also "unehrenhaft" oder "unedel" steht, ist die Auszeichnung kein bösartiger Negativ- oder Spottpreis und wird von den Nominiertenhäufig persönlich entgegengenommen und sogar von echten Nobelpreisträger_innen überreicht. Die humorvolle Preisverleihung, bei der die Geehrten in Vor-Corona-Zeiten mit Papierfliegern beworfen wurden, hat Kultstatus und gilt auch unter Wissenschaftler_innen als liebenswerte Institution. Die Preise wurden am 15. September online verliehen inklusive der typischen seltsamen Kurz-Opern und Gesangseinlagen.
Der *Literaturpreis* ging an ein Team aus Kanada, Großbritannien, Australien und den USA. Sie konnten eindrucksvoll demonstrieren, was genau dafür sorgt, dass juristische Dokumente so unnötig schwer zu verstehen sind. Ihre Analyse ergab, dass solche Texte im Vergleich zu neun anderen Gattungen des geschriebenen und gesprochenen Englisch einen erstaunlich hohen Anteil an bestimmten schwer zu verarbeitenden Merkmalen enthalten, darunter Jargon mit geringer Häufigkeit, in der Mitte eingebettete Klauseln (was innerhalb der Sätze zu syntaktischen Abhängigkeiten über große Entfernungen führt), Passivstrukturen und nicht standardmäßige Großschreibung. Diese Arbeit hat wirklich Aufmerksamkeit verdient!
Der *Biologie-Preis* wurde an eine wirklich schräge Forschungsarbeit verliehen. Solimary García-Hernández und Glauco Machado hatten untersucht, inwieweit Verstopfung die Paarungsaussichten von Skorpionen beeinträchtigt. Soviel Kreativität muss belohnt werden!
Im Bereich *Medizin* punkteten polnische Forscher_innen. Sie wollen festgestellt haben, dass Patientinnen, die eine bestimmte Chemotherapie erhalten, weniger leiden, wenn eine traditionelle Komponente der Behandlung durch Eiscreme ersetzt wird - letztlich ging es um die Linderung von Schwellungen im Mund, die üblicherweise mit Eiswürfeln, hier aber mit Eiscreme gekühlt wurden.
Den Sonderpreis für *Kardiologie* gewann ein tschechisch-schwedisch-niederländisches Forschungsteam für die bahnbrechende Erkenntnis, dass sich der Herzrhythmus von Paaren synchronisiert, die sich bei einem Blinddate zueinander hingezogen fühlen.
Eine Auszeichnung im Bereich *Technik* ergatterten Wissenschaftler_innen aus Japan. Sie hatten genauestens analysiert, welche und wieviele Finger Menschen benutzen sollten, um möglichst effektiv einen Knauf zu drehen.
Für ihre Studie zu der Darstellung ritueller Darmspülungsszenen auf antiken Maya-Gefäßen wurde ein Team aus den Niederlanden, Guatemala, den USA und Österreich mit dem *Kunstgeschichtspreis* geehrt.
Der *Physikpreis* ging an eine Studie, in der ein internationales Team mathematisch und physikalisch auslotete, wie und warum Enten-Familien in Formation schwimmen. Kleiner Spoiler: Geschickt auf den Mama-Wellen mitnehmen, um Kraft zu sparen.
Der *Friedenspreis* wurde verliehen an Forscher_innen, die einen Algorithmus für eine wirksame Klatschstrategie entwickelt hatten. Die Forscher_innen gehen in ihrer wirklich merkwürdig klingenden Studie davon aus, dass das Gerede über abwesende Personen in bestimmten Situationen sehr hilfreich bei der Problemlösung sein kann. Weil über Klatsch und Tratsch übermittelte Informationen aber häufig verzerrt und kontraproduktiv sein können, hat der Algorithmus berechnet, wann Ehrlichkeit oder Geflunker angesagt sind, um ein bestmögliches Ergebnis zu erzielen. Muss man sie nicht verstehen, aber preisverdächtig ist diese Studie allemal.
Den Preis für *Sicherheitstechnik* bekam der schwedische Forscher Magnus Gens. Er hatte einen Crastest Dummi für Elche entwickelt. :-D
Last but not least konnten sich die Autor_innen einer Studie über Glück und Talent über den *Wirtschaftspreis* freuen. Sie kamen darin zudem Schluss, dass oft nicht die Talentiertesten Erfolg haben, sondern die mit dem meisten Glück.
Ob die Forscher_innen es als Glück empfinden, diesen Preis zu bekommen, sei dahingestellt. Aber alle haben sich artig für ihre Preise bedankt und zum Ausdruck gebracht, wie geehrt sie sich fühlen.
Quelle
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Autorin / Autor: Redaktion - Stand: 16. September 2022