Ein Blick in die Zukunft

Mit so einer Zukunft hatten wir gerechnet.

*miep miep miep*
Meine Finger suchen auf dem Nachttisch nach dem Wecker. Fröstelnd stehe ich auf und mache mich auf den Weg ins Badezimmer. Zum Glück hatte ich gestern Abend daran gedacht, die Zeitschaltuhr richtig zu stellen, so dass nachts das unbenutzte Badezimmer nicht beheizt wurde, aber morgens zum Duschen schon schön warm ist. Warmes Wasser rieselt auf mich herunter. Ich muss unbedingt daran denken, mich nach dieser neuartigen Methode zu erkundigen, mit der man angeblich eigenständig sein Haus heizen und Wasser warm machen kann. Ich denke diese sogenannte "Geothermie" ist eine gute Ergänzung zu den Photovoltaikfeldern auf dem Dach meines Hauses.
Nach dem Duschen setzte ich mich an den Frühstückstisch. "Beschluss der Klimakonferenz: letzter Braunkohle Tagebau schließt in wenigen Wochen" steht groß auf der Titelseite der Zeitung. Grinsend lehne ich mich in meinem Stuhl zurück. Es macht mich immer wieder glücklich zu sehen, wie fortgeschritten unsere Energiegewinnung mittlerweile ist. Wenn die Welt nun schon ohne Braunkohle zurecht kommt, ist es nur eine Frage der Zeit, bis auch die Atomkraftwerke zum Stillstand kommen. Und vielleicht gibt es bis dahin auch eine gute Lösung für den Atommüll.
Nachdem ich in Ruhe zu Ende gefrühstückt habe, mache ich mich auf dem Weg zu meinem Lieblingsplatz. Ich gehe aus dem Haus und warme Sonnenstrahlen treffen mein Gesicht. Vor der Tankstelle gegenüber steht ein großes "Heute Geschlossen"-Schild, denn heute ist wieder ein autofreier Tag. Nachdem die Umweltzonen von damals nicht den gewünschten Erfolg erzielten, beschloss die Regierung, einmal im Monat einen autofreien Tag einzuführen, um den CO2 Ausstoß wenigstens einmal zu verringern. Anfangs fand ich es noch erstaunlich, dass sich jeder daran hielt, aber mittlerweile finde ich es ganz normal. Allerdings habe ich manchmal den Eindruck, dass uns damit nur gezeigt werden soll, wie wenig wir auf unser Auto angewiesen sind, denn auch mit öffentlichen Verkehrsmitteln kommt man gut voran.
Langsam laufe ich weiter und schaue mir die Häuser an. Ich kann mich noch gut an damals erinnern, als auf jedem geeigneten Haus, je nach Bedarf, ein Solarthermie- oder Photovoltaikfeld angebracht wurde.
Am Strand angekommen lasse ich mich in den Sand fallen und lausche. Ohne die Autos ist es so still, dass ich von weitem das Rauschen eines großen Flusses hören kann. Auch dort wird mittlerweile Energie erzeugt. Durch die Strömung wird ein großes Wasserrad angetrieben, von dem man sich viel versprochen hatte. Leider ist es nicht so effizient wie man anfangs gehofft hatte, doch wir Einwohner sind trotzdem stolz darauf.
Ich mache es mir im Sand bequem und schließe die Augen. Erinnere mich zurück an damals, als ich mit einer Gruppe Jugendlicher zusammensaß und wir uns Gedanken um unsere Zukunft machten. Vielleicht haben wir erwartet, dass sie so aussehen würde. Wir sparten Energie wo es nur ging, machten uns Sorgen um Atomkraftwerke, den Braunkohleabbau, Öl. Machten uns Gedanken über erneuerbare Energie, immer im Wissen, dass es niemals so sein würde, wie wir es uns wünschten. Und wie ist es nun? Regenerative Energie war ein Teil der Lösung unserer Probleme. Mit so einer Zukunft hatten wir gerechnet.

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Autorin / Autor: dielinn