Eine Gruppenarbeit von Markus Simon (20) & Stephan Friedrich (21), Schüler im Fach Deutsch der Höheren Berufsfachschule am Louis-Baare-Kolleg (Wattenscheid)
Es lebte einmal ein junges, schönes Mädchen namens Lunar in einem kleinen Dorf am Rande eines großen Flusses zusammen mit ihrer ganzen Familie. Es war ein schönes Dorf mit kleinen Fachwerkhäusern, die sauberen Wege waren mit Kupfersteinen bepflastert. Die Bewohner des Dorfes lebten im Einklang mit der Natur, nahmen nie mehr aus der Natur als sie benötigten. Es war ein gutes Leben, das die Dorfbewohner führten. Bis zu jenem traurigen Tag, an dem der böse Zauberer das kleine Dorf in ein riesiges Kohlewerk verwandelt hat, in dem die Bewohner des einst so schönen kleinen Dorfes bis zur Erschöpfung für den bösen Zauberer schuften mussten. Sie wurden krank durch die verschmutze Luft und durch die schwere Arbeit, um die Kohle für den Zauberer zu befördern. Seit der Verwandlung des Dorfes gab es nur noch Stürme, Dürren und Überschwemmungen. Jedoch nicht Lunar, das kleine Mädchen aus dem einst so schönen Dorf, sie war zu jenem Zeitpunkt, als das kleine Dorf vom bösen Zauberer verwandelt wurde, im großen Wald, der nahe dem kleinen Dorf gelegen ist, um Pilze für das Abendmahl für ihre Mutter zu suchen.
Am späten Nachmittag machte sich Lunar wieder auf, um mit Freuden die Pilze ihrer Mutter zu überreichen. Als Lunar den kleinen Hügel mit dem Apfelbaum erreichte, ragte ihr ein riesiges Bergwerk entgegen, die kleinen Fachwerkhäuser wichen großen, grausigen Maschinen und kleinen grauen Betongebäuden, aus denen bedrohlich wirkende, schwarze Rauschwaden empor stiegen, und den blauen Himmel mit seinen flauschigen Wölkchen wie eine grausame Fratze wirken ließen. „Oh-weh, Oh-weh. Das Dorf ist fort! Was mache ich nun bloß?“ fragte sich Lunar, die vor Schreck starr auf dem kleinen Hügel verweilte. Neben Lunar erstrahlte eine grelle, leuchtende Kugel, die sich im nu – als sich das grelle Licht verflüchtigt hatte – in Form einer kleinen Fee Lunar zeigte. „Ei, ei, ei. Warum so traurig?“ fragte die kleine Fee. „Sieh nur, das Dorf, meine Heimat – weg!“ schluchzte Lunar wehmütig. „Das war der böse Zauberer, mein Kind. Es giert ihn nach mehr Kohle. Ich kann dir helfen, diesem Scheusal das Handwerk zu legen“ sprach die kleine Fee aufmunternd zu Lunar. „Wie!?“ fragte Lunar voller Hoffnung die kleine Fee, die prompt antwortet:
„Sonnenschein, oh, Sonnenschein, drei Prüfungen müssen es sein: Die erste Prüfung bei der verrückten Hex, liefert dir eine Belohnung von goldener Pracht. Bei der zweiten Prüfung beim buckligen Schmied, die runde Pracht dir verhilft, zum Sieg. Mit Prüfung Drei, in der Höhle des Drachens, ist’s auch schon vorbei!“
*Die erste Prüfung: Der Ring*
Nachdem die kleine Fee ihr Gedicht vorgetragen hatte, verschwand sie mit einem kleinen Knall. Lunar folgte den Anweisungen der Fee genau. Sie wanderte durch den dunklen Wald zum alten Haus der verrückten Hexe. An einer kleinen Lichtung stand das kleine Haus, das aus morschem Holz bestand und Moos auf dem Dach trug. Lunar schlich durch den mit Unkraut überwucherten Garten, um zur Tür des Hauses zu gelangen. Sie klopfte dreimal. Es ertönte eine ächzende Stimme aus dem Inneren des Häuschens: „Herein, herein, wer magst Du wohl sein?“ Die Tür öffnete sich unter einem furchteinflößenden Knarzen. Lunar trat angsterfüllt ein. „Ist da wer?“ fragte Lunar in die Dunkelheit hinein, doch niemand antwortete ihr. Plötzlich entdeckte Lunar einen funkelnden Ring auf einem alten Holztisch in der Stube des Hexenhauses. Es war der goldene Ring, von dem die kleine Fee einst sprach. Lunar griff nach ihm. Als sie ihn in ihrer Hand hielt, tauchte plötzlich die verrückte Hex auf und sprach: „Oh kleines Gör, was tust Du bloß? Mein goldener Ring verschwand in deiner Hos.“ Daraufhin begann Lunar gen Tür zu rennen, doch bevor sie sie erreichte, griff die verrückte Hex nach ihr. „Mein, die goldene Pracht ist mein!“ kreischte die Hex in vollem Zorn. Doch als Lunar zu Boden viel, riss sie einen der Vorhänge von dem Fenster herab und die Hex kreischte noch lauter und verwandelte sich in eine Statue aus purem Kupfer. Die Erste Prüfung war bestanden!
*Die zweite Prüfung: Beim Schmied*
Die zweite Prüfung führte Lunar in ein Dorf unweit des Ortes, wo einst ihr Heimatdorf weilte. In einem riesigen Fachwerkhaus lebte der alte Schmied, er war ein hart arbeitender und groß gewachsener Mann. Als Lunar bei ihm an der großen, schweren Tür anklopfte, hörte sie wie jemand weinte: „Oh je, oh je. Der König hegt solche Schmäh“. Als Lunar in das riesige Gebäude eintrat, sah sie den alten Schmied auf einem großen Holzschemel sitzen – er hob seinen Kopf, als er Lunar bemerkte. „Es ist geschlossen!“ schluchzte der Schmied. Lunar jedoch fragte den alten Schmied, warum er denn so traurig sei. „Der König verlangt einen Ring, golden soll er sein, doch das Schmieden des Silbers ist mein.“ Überall hingen prachtvolle, silberne Gegenstände an den Wänden und zierten die Stube des alten Schmiedes. Da erzählte Lunar dem alten Schmied von dem goldenen Ring, den sie besaß. „Den Ring hätt ich schon gern, alle meine Sorgen blies er fern, doch auch du sollst was bekommen, ein Amulett, das glänzt als sei es vollkommen.“ Somit war auch die zweite Prüfung bestanden, doch nun folgte die schwerste von allen.
*Die dritte Prüfung: In der Höhle des Drachen*
Tief im alten Wald lag die Höhle des Drachen, die selbst die tapfersten Rittersmänner mieden. Es war ein grimmiger Drache, der dort hauste. Aus der dunklen Höhle stieg eine dunkle Schwefelwolke auf, die Lunar Angst und Bang werden ließ. „Oh wei, oh wei, der Drache brät mich doch wie ein Ei.“ Lunar fasste sich ans Herz und stieg in die dunkle Höhle des Drachens. „Hätt ich doch bloß ein kleines Licht“ seufzte Lunar, doch da fiel ihr ein „Den Ring hätt ich schon gern, doch auch Du sollst was bekommen, ein Amulett, das glänzt als sei es vollkommen!“ Sie hing sich das Amulett um den Hals, als es wie von Geisterhand die Höhle mit einem warmen, goldenen Lichtschein erhellte. Jetzt erkannte Lunar viel mehr als zuvor, doch das gefiel ihr nicht unbedingt besser. Auf dem Boden lagen alte Knochen, die Wände zu ihrer linken und rechten waren mit Kratzspuren des Drachen übersät, und an der Decke klebte pechschwarzer Ruß. Lunar zitterte, versuchte aber weiter in die Höhle vorzudringen, um endlich den gefürchteten Drachen zu finden. Als Lunar endlich am Ende der Höhle angekommen war, sah sie auf dem Boden einen riesigen, grünen Drachen liegen, der selig schlief und kleine Schwefelwolken aus seiner Nase blies. „Welch Glück sich mir doch ergibt, der Drache müd am Boden liegt“ frohlockte Lunar als sie weiter vordrang, um an den kleinen Altar zu gelangen, der neben dem Drachen stand und nur eine, wunderschöne goldene Harfe beherbergte. Lunar nahm sich die goldene Harfe von dem Altar und wollte aufbrechen, um die Höhle des Drachens zu verlassen, als der Drache zu knurren anfing „Wer stört da meine Ruh?“ knurrte der Drache. „Kleines Kind, was tust Du hier? Beklaust Du mich, dann Bange dir!“ maßregelte der Drache die kleine Lunar. Lunar machte sich schnurstracks auf den Weg gen Ausgang, wobei der riesige Drache ihr folgte und vor Zorn durch die Höhle grollte „Wehe dir, oh, wehe dir, die Harfe bleibt bei mir!“ Doch da war Lunar schon aus der Höhle des Drachen entkommen. Voller Angst starrte sie auf den Höhleneingang, wo der Drache gleich hindurchstürmen wird. „Oh mei, oh mei, jetzt ist’s wohl vorbei!“ jammerte sie, doch da gab es einen kleinen Knall und vor die Höhle des Drachen wuchtete sich ein riesen großer Felsbrocken, der dem Drachen den Weg versperrte. „Ei, ei, ei, mit dem Drachen ist’s wohl vorbei“ frohlockte die kleine Fee, die Lunar zur Hilfe geeilt war.
*Die goldene Harfe*
Am folgenden Morgen begab sich Lunar mit der kleinen Fee auf zum Schloss des bösen Zauberers. Es war ein furchteinflößendes Schloss, es war pechschwarz und stand auf einem kargen Stück Land, das einst ein wunderbarer Acker eines rechtschaffenden Bauers gewesen war, bevor der böse Zauberer das Land in ein karges Feld voller Kohlesilos verwandelt hat. Im Inneren des Schlosses bestand alles aus Kohle: Stühle, Tische, Gemälde und sogar der einst prächtige Kanarienvogel bestand nur noch aus grässlicher Kohle. „Welch schändliches Tun“ stellte die kleine Lunar fest, die mir ihrer Schönheit nicht in dieses Schloss gehörte. Sie trat durch eine riesige Tür, die zum Speiseraum des Schlosses führte, dort saß der böse Zauberer und Lunar hatte nie zuvor eine grässlichere Gestalt gesehen. Der böse Zauberer war alt, hatte eine lange krumme Nase und ein faltiges Gesicht mit pechschwarzen Augen, er war großgewachsen, dürr und hatte einen kleinen Buckel. Sein Gewand war ein Umhang, der schwarz wie die Nacht war. Er saß an seinem Kamin, der natürlich mit Kohle beheizt wurde. „Schwarze Pracht, oh, schwarze Pracht, blase deine Schönheit in die Nacht“, sagte der böse Zauberer, als die Rauchschwaden durch den Kamin in den Abendhimmel befördert wurden. „Stoppt dieses böse Unterfangen, sonst werdet ihr um euer Leben bangen!“ fauchte die kleine Lunar und polterte in den Speisesaal des bösen Zauberers herein, welcher grausig gackerte und dann voller Zorn zu Lunar und der kleinen Fee sprach: „Wie könnt ihr es wagen meine Ruhe zu stören, ihr Narren!“ Der böse Zauberer sprach einen mächtigen Zauberspruch und wollte so Lunar und die kleine Fee in den Kerker verbannen, doch die kleine Fee erwiderte den Zauberspruch des bösen Zauberer mit einem eigenen: „Mondlicht und Sonnenschein, möget unser Schutzschild sein!“
Drauf wurde der Zauberspruch des bösen Zauberers abgewehrt und zerstörte den großen Speisetisch, der aus purer Kohle bestand. „Mein schöner Kohlentisch!“ kreischte der böse Zauberer und schenkte Lunar und der kleinen Fee keine Aufmerksamkeit mehr. „Jetzt!“ fauchte die kleine Fee Lunar zu „spiel die goldene Harfe um den bösen Zauberer zu bezwingen!“ Lunar gehorchte den Anweisungen der kleinen Fee und zupfte ein paar Seiten auf der goldenen Harfe, die plötzlich anfing in einem warmen, goldenen Licht zu leuchten. Die goldene Harfe sprang aus den Händen der kleinen Lunar und schwebte in der Luft.
„Feuersbrunst und Sonnenlicht, zerschlaget die Macht dieses dummen Wichts!“ sang die goldene Harfe mit einer engelsgleichen Stimme, die durch das ganze Schloss hallte und eine ungekannte Wärme in den kohlefarbigen, kalten Hallen verbreitete. „Was habt ihr nur getan?“ fauchte der böse Zauberer in seinem ganzen Zorn und seine schwarzen Augen verbreiteten einen feurigen Zorn. Er kreischte und schrie, doch seine Macht war bereits zerschlagen und die warme Ausstrahlung der goldenen Harfe aus der finsteren Höhle des grünen Drachens ließ den bösen Zauberer zu einem Haufen Asche zerfallen. Die goldene Harfe ging in Flammen auf und verschwand auf immer und ewig. „Wo ward sie hin?“ fragte Lunar die kleine Fee, doch bevor die Fee antworten konnte, stieg aus der Asche des einst bösen Zauberers ein wunderschöner Phönix empor, der durch eines der Fenster brach und glücklich über seine Erlösung in die Nacht flog und dabei einen sanften, wunderbaren Streifen aus bunten Flammen am Himmel zurückließ.
*In jedem Bösen steckt auch das Gute*
„In jedem Bösen steckt auch das Gute, das auf seine Befreiung hofft“ erklärte die kleine Fee Lunar. Die goldene Harfe hatte mit ihrem Lied den bösen Zauberer bezwungen, um das Gute in ihm aus seinem Gefängnis zu befreien. Als der Phönix über die Ländereien hinweg flog, regnete der sanfte, wunderbare Streifen bunten Feuers über alle vom bösen Zauberer verwandelten Gegenden und stellte sie wieder vollkommen her. Selbst das kleine Dorf, aus dem Lunar entstammte, lag wieder selig an dem großen Fluss und erstrahlte mit seinen kleinen Fachwerkhäusern und den Kupferstein bepflasterten Wegen in altem Glanz. Die riesigen, grausigen Maschinen wichen schönen, reichbewachsenen Apfelbäumen und die tristen Betongebäude mit ihren grässlichen, schwarzen Rauchschwaden verschwanden und hinterließen herrliche Felder voller prächtiger Gemüse- und Obstpflanzen. Als Lunar mit der kleinen Fee das grausige Schloss verlassen hatte, verschwand das Schloss im Nichts und hinterließ ein wunderbares Ackerfeld, das dem rechtschaffenden Bauern gehörte.
*Die Heimkehr*
„Welch bezaubernde Herrlichkeit“ frohlockte die kleine Lunar, doch als sie sich zu der kleinen Fee hatte umdrehen wollen, war diese bereits verschwunden. Lunar sah sie nimmer wieder. Als Lunar wieder in ihrem Heimatdorf angekommen war, sehnte ihre ganze Familie bereits Lunars Heimkehr herbei. „Ach mein süßes, liebes Kind, wo warst Du bloß gewesen?“ fragte die Mutter voller Sorge. „Ich bestand drei Prüfungen einer Hexe und bezwang den bösen Zauberer“ erzählte Lunar mir stolzer Miene. Ihre Familie freute sich so sehr über Lunars Heimkehr, dass sie ihr nicht bös waren. Sie feierten mit dem ganzen Dorf ein riesiges Fest, das die ganze Nacht überdauerte. Nachdem der böse Zauberer besiegt war, konnten die Bewohner des kleinen Dorfes an dem großen Fluss ein ruhiges Leben nah an der Natur, ohne dreckige, krank machende Kohlekraftwerke fristen, und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute...
Stand: 24. August 2010