Septembermelodie
Einsendung zum Schreibwettbewerb "Eine angelehnte Tür" von Beltz & Gelberg und LizzyNet
„Peng!“ Sofort war es stockdunkel im Haus. Die Sicherung war durchgebrannt.
„Auch das noch!“, dachte sich Nadine,“ Nein, es muss nicht nur einen Sturm geben der Dächer abdeckt und Telefonmasten umknickt ,nein, ich Nadine Halbig muss auch noch allein, mitten in der Nacht durch ein verlassenes, dunkles Haus stapfen um einen Sicherungskasten zu suchen und das alles nur weil es in diesem verdammten Haus nur einen Mieter gibt und das bin ich Nadine Halbig, 20 Jahre, Psychologiestudentin. Schön sie kennen zu lernen!“
Wütend tastete sich Nadine die Treppe hinunter um den Hauptschalter zu suchen. Ah, da war er ja! „Pling!“ Und schon ging überall das Licht wieder an. Die junge Frau atmete erleichtert auf. Sie war kein ängstlicher Mensch, aber in diesem alten Haus war ihr doch ein wenig mulmig zu Mute gewesen.
Seit ungefähr zwei Monaten wohnte sie schon hier am Rande der Großstadt. Der Preis war fair, die Wohnung groß genug und die nächste U-Bahnstation nicht weit entfernt um zur Uni zu gelangen. Ein bisschen wunderte sie sich schon, dass es keine weiteren Mieter gab, aber es war immer noch besser als daheim mit ihren sechs Geschwistern, die sie und ihre Eltern immer auf Trapp gehalten hatten. Als sie dann ihr Abi in der Tasche hatte, hielt sie nichts mehr in dem kleinen Dorf auf dem Land. Und als sie in die Großstadt kam, hatte sie sich verschiedene Wohnung angesehen und hatte sich letztendlich für diese entschieden, nicht nur weil ein freundliches altes Ehepaar es vermietete, sondern auch weil das Haus in einem sehr ruhigen Stadtteil lag. Und so war sie hier gelandet.
Schnell ging Nadine wieder in ihre Wohnung, die im ersten Stock des alten Fachwerkhauses lag und schaltete den Fernseher an, aber inzwischen war der Sturm so schlimm geworden, dass sogar dieser nicht mehr richtig funktionierte. Seufzend stand sie aus ihrem alten Lieblingssessel auf, ging ins Bad und legte sich ins Bett. Sie war kurz vor dem Einschlafen als sie zum ersten Mal die Geigenmelodie hörte. Sie war leise, so dass man sie gerade noch in dem Lärm den das Unwetter draußen verursachte, verstehen konnte. Sie klang traurig und schön zugleich und Nadine, die selbst eine begeisterte Hobbygeigerin war, wurde von dieser Melodie ins Reich der Träume begleitet.
Am nächsten morgen wachte sie sehr früh auf. Ihre erste Lesung in der Uni begann erst um elf Uhr, also blieb sie noch eine Weile in ihrem warmen Bett liegen. Erst da fiel ihr die rätselhafte Melodie vom letzten Abend ein und sie fuhr kerzengerade im Bett hoch. Ein eiskalter Schauer fuhr ihr über den Rücken. Konnten es sein das hier Geister..? Nein, diesen Gedanken wollte sie lieber nicht zu Ende denken. Also stand sie schnell auf, duschte und zog sich an. Eine halbe Stunde später stand sie im Treppenhaus, denn sie wollte der seltsamen Musik nachgehen. Sie hatte gerade einen Fuß auf die Treppe gesetzt, da ertönte aus dem Erdgeschoss wieder die Melodie. Vorsichtig lief Nadine hinunter und lauschte an den Türen. Da! Eine Tür war angelehnt und aus ihr schien die schaurig-schöne Musik zu kommen. Leise öffnete sie die Tür und schaute ins Zimmer! Zuerst konnte sie nichts erkennen, doch dann sah sie den jungen Mann der in der Ecke Geige spielte. Zaghaft klopfte die junge Frau und trat ein. Aprupt hörte der Geiger auf zu spielen und schaute sie aus großen haselnussbraunen Augen an. „Huch, das Ehepaar Müller hat mir ja gar nicht erzählt das es in diesem Haus noch weitere Mieter gibt! Hallo, ich bin Tom Seiler, vielleicht haben sie mich schon Violine spielen hören, ich bin Musikstudent! Und mit wem habe ich die Ehre?“ Für einen Moment war Nadine sprachlos. Ein weiterer Mieter? Hier in diesem Haus? Doch dann antwortete sie reichlich verwirrt :“Ähm, ja, Hallo...“
Fünf Jahre später:
Nadine und Tom lagen im Garten und sonnten sich. Nadine lies vor ihrem geistigen Auge die letzten paar Jahre Revue passieren: Sie hatte ihr Studium erfolgreich bestanden, stand kurz davor eine eigene Praxis aufzumachen und plante mit Tom ihre Zukunft.
Sie lächelte.
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Autorin / Autor: Lea, 13 Jahre - Stand: 10. Mai 2010