Das Ende
Einsendung zum Schreibwettbewerb "Eine angelehnte Tür" von Beltz & Gelberg und LizzyNet
Sie konnte mal wieder nicht ruhig schlafen. Das Bett im Krankenhaus war für sie immer noch unbequem. Sie wachte auf, zum dritten Mal diese Nacht. 4:36 stand auf der Weckeranzeige. Mist, dachte sie. Sie sehnte sich nach zu Hause, sogar in die Schule wollte sie gerne wieder gehen. Eigentlich dachte sie, sie sei beliebt gewesen. Doch seit 4 Wochen mochten nur noch ihre Eltern sie besuchen kommen. Selbst ihr Freund hatte nach großem Theater, von wegen er komme mit der Krankheit nicht klar, Schluss gemacht, als er die ersten Auswirkungen des Krebses und der Chemotherapie gesehen hatte… Der Haarausfall. Inzwischen war Marie gänzlich kahl. Und hatte Schmerzen. Trotzdem stand sie jetzt auf. Sie wankte ins Bad, ließ sich auf den Klodeckel fallen und ruhte sich aus. Es erschreckte sie, wie schwach sie schon war. Sie erhob sich erneut und blickte in den Spiegel. Ein Totenschädel blickte zurück, keine Augenbrauen mehr, überhaupt keine Haare, eingefallen Augenhöhlen mit dunklen Schatten und darin; dunkelgrüne Augen, fast gänzlich ohne Ausdruck. Früher hatten sie vor Lebensfreude gestrahlt. Früher… Marie bemerkte, dass sie weinte. Die Tropfen fielen ins Waschbecken, einige rannen ihre Wangen hinab, sie schmeckten salzig, als Marie sie mit der Zunge auffing. Salzig, so wie Fritten. Marie liebte Fritten, aber lange hatte sie keine mehr gehabt. Sie spürte wie ihre Beine einknickten, fiel hin. Doch der Schmerz blieb aus. Sie spürte, dass ihre Kraft fort war. Sie hatte den Kampf verloren. Sie wollte nichts mehr, außer noch einmal ans Meer fahren. Noch einmal einen ganzen Tag Spaß haben. Und Fritten essen. Wie früher.
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Autorin / Autor: Carolin, 14 Jahre - Stand: 11. Juni 2010