Einsendung zum Schreibwettbewerb "Eine angelehnte Tür" von Beltz & Gelberg und LizzyNet
Lena ist vor einigen Wochen umgezogen. Sie wohnt jetzt mit ihren Eltern und ihrem kleinen Bruder Leon in einem schönen kleinen Städtchen in einem tollen großen Haus. Jetzt hat sie ein viel größeres Zimmer ganz für sich allein. Vorher hatte sie in einer kleinen Wohnung gewohnt und musste sich daher auch ein kleines Zimmer mit Leon teilen. Außerdem hatte ihre Wohnung nur einen Balkon. Jetzt haben sie einen richtig großen Garten. Kurz gesagt: Lena gefällt es hier viel besser. Nur eines mag sie gar nicht: Das Haus hat einen viel zu großen, verwinkelten Keller. Lena fürchtet sich in den Keller zu gehen, weil sie Angst hat, dass das Licht ausgehen könnte und sie allein im dunklen Keller wäre. Wie sich später herausstellt, ist diese Befürchtung nicht unberechtigt. Sofort als Lena heute von der Schule nach Hause kommt, läuft sie zu ihrer Mutter und ruft: „Mama, in meiner Klasse haben alle ein Handy, alle! Nur ich nicht! Bitte Mama, ich brauche unbedingt auch ein Handy!“ „Aber wozu denn? Du schreibst dann doch sowieso nur die ganze Zeit mit deinen Freundinnen SMS“, wirft die Mutter ein. „Aber heute hätte ich es wirklich dringend gebraucht, weil die 8. Schulstunde ausgefallen ist. Der Bus fährt doch immer erst nach der 8. Stunde und so musste ich die ganze Stunde lang in der Schule rumsitzen. Hätte ich ein Handy gehabt, hätte ich dich anrufen können. Dann hättest du mich abgeholt und ich hätte mit euch Mittag gegessen. Bitte Mama, kaufst du mir endlich ein Handy!“, bettelt Lena. „OK, OK. Du hat recht. Das ist ein guter Grund.“, gibt sich die Mutter geschlagen. „Danke Mama, danke! Du bist die Beste!“, ruft Lena und umarmt ihre Mutter. „Allerdings“, ergänzt ihre Mutter „musst du dafür heute deine letzten Umzugskartons auspacken, die noch im Keller sind.“ „Waaas? Im Keller?“, Lena ist entsetzt. „Ja. Sonst gibt es kein Handy“ bestätigt die Mutter. „Oh man, worauf habe ich mich da bloß eingelassen!“, stöhnt Lena, während sie zwischen Unmengen von Pappkartons hockt. Lena hat gerade mal drei Kartons ausgepackt, als im ganzen Keller das Licht ausgeht. Sie zuckt zusammen. Es ist stockdunkel. Sie sieht nichts mehr. Es ist einfach nur dunkel um sie herum. Lena richtet sich zitternd auf und tastet sich zwischen den vielen Kisten zum Lichtschalter vorwärts. „Ahhh!“, Lena stolpert. Sie stürzt und landet in einer Kiste. Sie spürt etwas Weiches unter sich und erschreckt sich fürchterlich. „Iiih!”, schreit Lena und rennt los. Sie rennt bis sie an eine Wand stößt. Sie tastet wie wild an der Wand herum, aber sie findet den Lichtschalter nicht. „Wo ist bloß dieser verflixte Schalter?”, fragt sie sich ratlos: „Er kann doch nicht verschwunden sein?!” Lena dreht sich um, doch nach ein paar Schritten steht sie schon wieder vor einer Wand. „Wo kommt diese Wand plötzlich her?“ Nun läuft Lena wieder zurück. „Aber wo ist die andere Wand hin? Wieso tauchen wie aus dem Nichts Wände auf? Das ist doch nicht möglich! Oder etwa doch? Was ist hier los?“, wirbelt es Lena durch den Kopf. Sie ist kurz davor aufzugeben und nur noch zu schreien. Aber sie reißt sich zusammen. „Ruhig bleiben, Lena!“ beruhigt sie sich selbst. Da erblickt sie plötzlich einen hellen Lichtstrahl. Sie folgt dem Strahl vorsichtig und stößt auf eine Tür, die einen ganz dünnen Spalt offen steht. Lena will gerade nach der Türklinke greifen, als sie an die verschwundenen Wände denkt: „Was mache ich bloß, wenn diese Tür ins Nichts führt, oder wenn ein Monster dahinter auf mich wartet? In diesem Keller kann alles möglich sein!“ Lena schaudert schon bei dem Gedanken daran. „Tip, tap, tip, tap“, ertönen plötzlich dumpfe Geräusche. Lena schreckt aus ihren Gedanken hoch. „Tip, tap, tip, tap“, die Geräusche werden immer lauter. „Was kommt durch die Tür? Etwa ein Monster?“, Lena wird bleich im Gesicht: „Was soll ich bloß tun?“ Voller Panik sieht sie sich im Raum um. Ganz hinten in der Ecke erspäht sie eine offene Kiste. Sie hastet quer durch den Raum. „Hoffentlich schaffe ich es noch rechtzeitig!“, hofft sie und versucht nicht daran zu denken, was das Monster gleich mit ihr machen würde. „Geschafft!“, Lena schlüpft in die Kiste und hält den Deckel von innen zu. Keine Sekunde zu früh, denn im nächsten Moment hört sie das laute Knarren der Tür. „Lena, bist du hier?“, ertönt kurz darauf eine piepsige Stimme. „Das ist die Stimme von Leon! Wie habe ich mich bloß so von ihm erschrecken lassen?“, ärgert sich Lena. Sie kann nicht anders. Sie schnappt sich ein Tuch aus der Kiste und stülpt es sich über den Kopf. Dann geht alles ganz schnell: Lena springt aus der Kiste, läuft ein paar Schritte auf ihren Bruder zu und ruft ganz laut: „Buuuuh!“ Leon stolpert vor Schreck ein paar Schritte zurück, bevor er sich umdreht, aus dem Keller läuft und schnell die Tür zuschlägt. „Schon wieder alleine im dunklen Keller!“, seufzt Lena. Doch jetzt hat sie keine Angst mehr.
Autorin / Autor: Karin, 12 Jahre - Stand: 14. Juni 2010