Einsendung zum Schreibwettbewerb "Eine angelehnte Tür" von Beltz & Gelberg und LizzyNet
Yasmin, 17 Jahre alt, braunblond, 1,68m groß – das bin ich. Ich liege gerade in meinem Bett und bin schweißgebadet. Ich habe in letzter Zeit immer denselben Albtraum, dieser sieht folgendermaßen aus: Ich laufe in der Dunkelheit durch ein Gebäude. Kaum Licht dringt hinein. Ich bin allein und laufe einen langen Gang entlang. Dann sehe ich eine Tür, sie ist leicht angelehnt und immer, wenn ich sie dann öffnen will, wache ich schweißgebadet auf. Ich schüttele den Kopf und will mich ablenken. Ich steh auf und mach mich fertig, denn ich muss jetzt erst mal in die Schule, um dort die Schulbank zu drücken. Ganze sechs Stunden über quälen mich Langeweile, Langeweile und nochmals Langeweile. Doch dann ist es endlich vollbracht. Wie vom Blitz getroffen, laufe ich aus der Schule raus und renne zu dem Treffpunkt von meiner besten Freundin Anne und mir. „Hey, du kommst doch auch heute Abend auf den Halloweenball oder?“ Ich nicke. „Ja du es tut mir leid, aber ich muss nach Hause, ich muss mein Kostüm noch fertig machen.“ „Ok.“ Wir verabschieden uns und ich gehe nach Hause. Dort fertige ich mein Kostüm an, zieh es an und warte auf Anne, die mich gleich abholen wird.
Wir sind angekommen und sehen unsere Schule in einem völlig neuen Licht. Gruselig geschmückt und einfach nur klasse. Wir schauen uns an und laufen rein. Wir treffen Klassenkameraden als Wölfe verkleidet. Ich bin ein Vampir. Ich besorge mir einen Drink und setze mich in eine kleine abgelegene Ecke. Plötzlich kommt Dracula auf mich zu. „Brauchst du eine blutdurstige Begleitung?“ Ich lache. „Nein, aber du kannst dich setzen.“ Wir lachen zusammen und er setzt sich hin. „Ich bin Lars.“ „Yasmin.“ Wir lachen und reden ziemlich lange miteinander. Er ist zwei Klassen über mir, aber er ist mir auch noch nie aufgefallen. Auch als er seine Maske abnimmt, erkenne ich ihn nicht. Zusammen stürmen wir dann die Tanzfläche und tanzen durch bis mir alles weh tut. Wir setzen uns hin und lauschen der Musik. Plötzlich erfüllt ein greller Schrei den Raum. Alles verstummt. „Wer war das?“, hört man hier und da jemanden sagen. Zwei Jungen stellen sich auf die Bar und versuchen alles zu regeln. „Wir teilen uns auf!“, sagt einer und teilt die Gruppen ein. Lars, Anne und ich sind in einer Gruppe. Wir sollen uns den Keller vornehmen. Super, ein Keller, Halloween und ein furchteinflößender Schrei. Zusammen laufen wir durch die Gänge, sehen und hören aber nichts. Plötzlich knallt es hinter mir ganz gewaltig laut. Ich drehe mich um und sehe Anne, die auf einem Bein steht. „Entschuldigung ich bin mit dem Fuß an den Spind geknallt.“ Wir laufen weiter. Ich sehe zu Lars, dieser sieht mich an und nimmt meine Hand. Schützend lehne ich mich an ihn und wir laufen weiter. In einige der Türen schauen wir rein. Als wir unseren Kontrollgang beendet haben, gehen wir wieder nach oben, in die große Halle, wo alle wieder da sind. Wir setzen uns wieder in die Ecke und die Musik geht wieder an. Alle machen weiter, als wäre nie was gewesen. Doch mich lässt dieser Schrei nicht in Ruhe. Mein Herz ist in einer Art Netz verhangen. „Komm zu mir. Komm hier her.“, höre ich plötzlich eine innere Stimme in meinem Kopf. Ich schrecke auf. Was war das? Wo kommt das her? Ich sehe Lars an. „Hast du das auch gehört?“ „Was?“ Ich setze mich wieder hin. „Komm her…komm zu mir.“ „Ähm…ich muss mal…eben…vor die Tür…“ Schnell stehe ich auf und verlasse die Halle. Ich stehe in einem der Schulgänge. „Komm her. Komm zu mir.“ Ich drehe mich, sehe mich um nach einer Gestalt, aber ich erkenne nichts. Mir wird schwindlig und doch Schritt für Schritt laufe ich den Gang entlang. Als ich wieder einen ersten klaren Gedanken fassen kann, bemerke ich, dass ich schon wieder im Keller stehe. Allein. „Komm her. Komm zu mir.“ Ich fasse mir an den Kopf, ich will diese Stimme loswerden. Verdammt was ist das nur? Wie ein Magnet werde ich in diese Richtung getrieben. Dann stehe ich plötzlich in dem kleinen Putzräumchen der Schule. Was soll ich hier? „Hallo?“, rufe ich und dann fällt plötzlich die Tür zu. Vor Schreck schreie ich leise auf. Alles ist dunkel. Ich sehe nicht, wo ich stehe, sehe nicht mal die Wand, die vor und hinter mir ist. Wie von Geisteshand sehe ich auf einmal einen kleinen Lichtstrahl hinter einer der vielen Besen stehen. Ich schiebe die ca. zehn Besen beiseite und sehe auf einmal eine leicht angelehnte Tür. Wow das ist fast so wie in meinem Traum und ich kann diese Tür jetzt öffnen. Voller Spannung öffne ich die Tür und sehe erst mal nur grelles Licht. Ich trete drei Schritte vor und stehe auf einer kleinen Wiese. Am Ende der Wiese steht ein Mann. Er kommt auf mich zu. Ich will wieder zurück und trete die paar Schritte wieder zurück, doch ich stehe nicht im Putzräumchen. Der Mann nimmt meinen Arm und ich stehe zitternd vor ihm. „Mein Kind du hast mich gefunden.“ Ich sehe ihn an und erkenne meinen Großvater, der gestorben ist als ich noch ein kleines Kind war. „Was machst du hier?“ „Ich wollte dir was zeigen. Wir haben nicht lange Zeit. Unsere Vorfahren waren besonders, nicht wie andere. Wir hatten besondere Fähigkeiten. Wir konnten deine Welt verlassen und in eine neue schlüpfen. Immer wenn wir wollten, konnten wir uns flüchten. Doch ich war der letzte, der davon wusste, aber dir mein Enkelkind möchte ich es anvertrauen. Pass gut drauf auf und behüte unser Geheimnis.“ Plötzlich verschwand er und ich sah mich um. Die Wiese, die Blumen, die Bäume und die Vögel, das alles schien so unwirklich. „Yasmin?“, höre ich es von weiter weg. Ich werde an der Hand genommen und plötzlich stehe ich wieder im Dunkeln. Draußen sieht Lars mich an. „Was machst du hier?“ „Hast du das nicht gesehen?“ „Was?“ „Das Licht.“ „Hier ist es schwarz wie die Nacht.“, meint Lars. Da wusste ich es, das war das Geheimnis allein von unserer Familie und ich würde es bewahren, das was mein Großvater mir erzählt hatte. Der Traum war nur der Hinweis von ihm und ich brauchte mir keine Sorgen machen, denn jede Nacht träumte ich nun von dieser wunderbaren Traumwelt.
Autorin / Autor: Christina, 16 Jahre - Stand: 15. Juni 2010