Die Mutprobe
Einsendung zum Schreibwettbewerb "Eine angelehnte Tür" von Beltz & Gelberg und LizzyNet
"Heute ist mit Abstand der schlimmste Tag meines Lebens," dachte ich, als ich mich ins Auto setzte. Jetzt musste ich alle meine Freunde hier zurücklassen,und das nur, weil Papas blöde Firma umziehen musste. Und wir hinterher. Von Hamburg nach Stuttgart. Na toll!
Es war eine lange Fahrt, in der ich in Ruhe Trübsal blasen konnte. Das gefiel mir.
Als wir ankamen, musste ich voll Widerwillen zugeben, dass das Haus wunderschön war. Es hatte einen großen Garten und eine tolle Aussicht.Drinnen war schon alles bewohnbar eigerichtet, denn meine Eltern waren schon eine Woche lang hier gewesen. Da es schon sehr spät war, warf ich mich gleich auf mein Bett. Übermorgen schon musste ich auf die neue Schule und es konnte nur schlimm werden. Nach einer Woche stellte sich heraus, dass meine Befürchtung, es wird schlimm, nicht zutraf. Nein,es war viel schlimmer. Sie spielten mir andauerd Streiche wie, "Leg-ihr-einen-nassen-Schwamm-auf-den-Stuhl". Nur eine Gruppe nicht. Ich wollte unbedingt hinein, aber sie sagten, ich solle zuerst eine Probe bestehen, also verabredeten wir uns für übermorgen. Also gut. Am Morgen der Prüfung wachte ich sehr früh auf. Ich wusste,dass ich nicht mehr einschlafen konnte, also tapste ich nach unten. Papas Zeitung lag auf dem Tisch und ich las mir das Titelblatt, auf dem das Gesicht eines Mädchens abgebildet war, genau durch:
Mädchen entführt! In der gestrigen Nacht wurde Marleen Maurer, ein zwölfjähriges Mädchen, von einem wahrscheinlich geisteskranken Verbrecher entführt. Dieser Mann...
Doch uninteressant, dachte ich. So etwas hatte es in Hamburg haufenweise gegeben.Ich machte mir nur Sorgen wegen der Prüfung. Es war soweit, wir trafen uns vor einem echt gruseligen Geisterhaus. "Da musst du jetzt hinein," befahl mir die Anführerin der Clique. "D-Da hinein?!" fragte ich ängstlich. Die Mädchen hinter mir kicherten gemein. "Ja!", antwotete die Anführerin zornig. Da ich mehr Angst vor ihr als vor dem Haus hatte, ging ich hinein.
Von innen sah es eigentlich ganz gemütlich aus, bis auf den Staub und die Spinnweben. Alle Türen waren geschlossen, bis auf eine. Sie war bloß angelehnt und ein dumpfes Tappen kam dahinter hervor. Plötzlich bekam ich es mit der Angst zu tun.Wer war da wohl? Ein Geist? Ein Verbrecher? Vielleicht der von heute Morgen? Jetzt setzte ein anderes Gefühl ein, eines das ich noch nie zuvor hatte. Im selben Moment wusste ich, welches. Es war Abenteuerlust. Ich schnappte mir den nächstbesten Kerzenleuchter und hielt ihn mir kampfbereit über die Schulter. Gaaanz leise öffnete ich die alte Tür und sah ein Mädchen, es hatte mir das Gesicht zugewandt. Sie saß auf dem kalten Boden, ihre Arme und Beine mit Stricken verbunden, ihr Mund mit Klebeband zugeklebt. Wegen der üblen Kratzwunden die in ihrem Gesicht waren, hätte ich sie fast nicht erkannt. Sie war das Mädchen aus der Zeitung, Marleen. Da war noch eine Person im Zimmer, ein Mann, er hatte mir den Rücken zugewandt. Es war der Verbrecher. Ich erkannte meine Chance und schlug ihm den silbernen Kerzenleuchter auf den Kopf und er fiel bewusstlos zu Boden. Ich alarmierte mit meinem Mobiltelefon Polizei und Notdienst und befreite Marleen. Sie stand immer noch unter Schock, aber sie würde sich bald erholen.
Ehe ich mich versah war ich Heldin der Stadt und der Schule, doch auf die Clique konnte ich jetzt verzichten, schließlich habe ich ja jetzt eine beste Freundin, sie heißt Marleen Maurer. Was gibt es jetzt noch zu sagen?
Ach ja,
ENDE
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Autorin / Autor: Sabrina, 12 Jahre - Stand: 10. Juni 2010