Einsendung zum Schreibwettbewerb "Eine angelehnte Tür" von Beltz & Gelberg und LizzyNet
Es gibt viele Welten im Universum, einige sind vielleicht größer und schöner, andere kleiner und kälter, doch jede hat Vor- und Nachteile. Nur eine Welt, eine kleine, die von den Lebewesen kalt und traurig gemacht worden ist, liegt außerhalb der Milchstraße; einsam und dunkel. Natürlich leben dort Tausende von Menschen, aber jeder Mensch lebt alleine und das Herzen ist mit Hass und Feindschaft erfüllt. Nur dreizehn Menschen sind anders. Eine davon heißt Ceynira.
Ceynira schaute von ihrem Buch auf, weil sie dort gelesen hatte, sie solle es tun, und blickte um sich. In ihrem Zimmer standen ein altes Regal sowie ein Schreibtisch und ein Bett. Das Bett stand auf der anderen Seite, da, wo die Türe zur Küche war. Daneben war noch Platz, und sie wunderte sich, warum es dort auf einmal noch eine zweite Tür gab. Die war doch vorhin nicht da.
Ceynira packte die Neugier. Sie stand auf und legte die Hand auf den Griff dieser Tür, die nur angelehnt war. Ceynira merkte, wie ihr kalt wurde und die Hände zitterten. Sie gab sich einen Ruck und betrat den dahinter liegenden Raum. Es war ein kleiner Raum: Es gab einen weinroten Boden und weinrote Wände – sonst nichts. Ceynira schritt langsam in die Mitte des Raums. Plötzlich merkte sie, wie sie weggezogen wurde. Schnell schloss sie die Augen und wartete auf festen Boden unter ihren Füßen, doch der kam nicht. Langsam und noch immer mit bebenden Händen öffnete sie die Augen und sah nun helles Licht um sich herum und vor ihr trat eine dünne und große Frau mit einem weißen Kleid, das wie ein Nachthemd mit Verzierungen aussah und lauter Flecken hatte. Sie sprach: „Guten Tag, Fremde, wir haben dich schon lange erwartet. Erfülle uns einen großen Wunsch, dann geschieht dir nichts.“
Ceynira wurde schwindelig. Sie hatte das Gefühl, dass sie sich übergeben musste. Was ging da vor? Und was für einen Wunsch? Wie konnte sie auf einmal über den Boden schweben? Die fremde Frau sprach mit ruhiger Stimme weiter: „Kummer und Trauer versuchen unsere Welt zu zerstören und werden es auch tun, wenn du nichts unternimmst.“ Ceynira brauchte Zeit, um diese Worte zu verstehen. Sie schaute sich um. Eigentlich sah sie nur helles Licht, doch im Hintergrund erblickte sie weitere Köpfe.
„Was soll ich tun? Ich weiß noch nicht einmal wie Trauer aussieht“, erwiderte Ceynira. „Ich werde dir eine Kugel hinterlassen, auf der du zwölf andere Menschen erblicken wirst. Ihr könnt es schaffen, die Welt zu verändern. Suche sie und trefft euch am 12.12., damit ihr den Menschen den Kummer nehmen könnt. So einfach ist das, o.k.?“ Nichts, gar nichts war o.k. Würde Sie das schaffen? Ihr blieben nur noch zwei Wochen Zeit.
Auf einmal löste sich alles auf. Ceynira war wieder im Raum mit den weinroten Wänden und dem weinroten Boden. Sie fühlte sich erleichtert, dass sie nicht mehr in das ernste Gesicht der Frau schauen musste, doch sie hatte auch Bange vor ihrer Aufgabe. Plötzlich bemerkte sie etwas vor ihren Füßen. Ach ja! Die Kugel!
Als Ceynira wieder in ihrem Zimmer war, betrachtete sie die Kugel, die so groß war wie ihre Hand und warm und ein durchsichtiges Weiß hatte. Kleine Punkte leuchteten rot auf. Ceynira berührte einen Punkt und ein junges Mädchen tauchte auf. Sie war überrascht. Wie konnte das geschehen? „Ah, …. Hallo!“ Ceynira stotterte, doch dann wurde ihr Reden flüssiger und sie erklärte dem Mädchen alles was sie wusste. Sie sagte ihr, dass die Kugel ihr helfen würde, die Welt vor einem Untergang zu bewahren und dass zwölf weitere Leute ihr dabei helfen mussten. Ceynira tippte alle Punkte an und immer sah sie ein neues, ihr fremdes Gesicht. Sie vereinbarten ein Treffen, denn auch die Anderen fühlten, dass sie mitmachen sollten.
Am 12.12. kamen alle zu dem vereinbarten Treffpunkt. Ceynira war aufgeregt alle kennen zu lernen. Sie lächelte, als sie sich nun gegenüber standen. Dann lachte auch die Zweite und der Dritte und plötzlich lachten alle und sie nahmen sich bei den Händen und bildeten einen Kreis. Sie freuten sich, dass sie sich gefunden hatten. Da erklang ein leiser Ton, der immer lauter zu werden schien und sich warm und harmonisch anhörte. Er wurde immer lauter und lauter.
Die anderen Menschen, die traurig und freudlos vorbei gingen, blieben auf einmal stehen und wunderten sich, woher dieser Ton kam. Sie schauten sich suchend um und bemerkten dann, dass er von der lachenden und fröhlichen Gruppe kam. Plötzlich riss der Himmel auf und alle Menschen öffnete es die Augen und die Herzen und sie spürten die Liebe und Freundschaft untereinander. Der Ton trug das Glück mit sich fort und verbreitete sich wie ein Lauffeuer unter den Menschen und ließ dem Kummer und der Trauer keinen Platz mehr.
Wäre diese angelehnte Tür in Ceyniras Zimmer nicht gewesen, dann würde es uns auch heute noch nicht besser gehen.
Autorin / Autor: Alina, 12 Jahre - Stand: 15. Juni 2010