Die magische Bibliothek
Einsendung zum Schreibwettbewerb "Eine angelehnte Tür" von Beltz & Gelberg und LizzyNet
Lustlos lief ich durch Köln. Ich war bei einem Bewerbungsgespräch für mein Praktikum abgelehnt worden und war dem entsprechend geknickt. Erst nach Minuten merkte ich dass die Straße, die ich durch mein Abbiegen von der Hohe Straße erreicht hatte, überhaupt nicht kannte. Sofort viel mir ein altes Gebäude ins Auge. Und ich meine ein wirklich altes Gebäude. Es war nicht etwa ein Vorkriegsgebäude wie die wenigen die noch standen, sondern ein richtig altes Gebäude. Ich hatte keine Ahnung von Architektur, allerdings stufte ich dieses Gebäude relativ zielsicher als älter als 200 Jahre ein. Und ich fand, das war schon was. Was mir sofort nach meiner Datierung ins Auge fiel, waren die vielen Bücher die durch die Fenster bereits zu erkennen waren. Das weckte meine Neugierde. Ich lief über die Straße, und öffnete mit instinktiv angehaltenem Atem die Tür. Ein kleines Glöckchen sollte wohl auf jeden Ankömmling vorbereiten. Allerdings fand ich nach ersten Blicken in alle Richtungen nichts als Staub, Bücher und Holz. „Hallo?“ fragte ich zaghaft. Etwas eingeschüchtert von der Präsens, die von jedem einzelnen Buch auszugehen schien. Ich machte einige Schritte weiter hinein in diese mystische Bibliothek. Weiterhin war nichts als Regale zu entdecken. Regale voller Bücher. Und diese Regale waren hoch. Ich tat noch einige Schritte mehr und stand plötzlich in einer Sackgasse. Es war als hätten die Regale plötzlich entschieden, dass es keinen anderen Weg mehr gab. Denn vor mir war nun nur noch eine Tür. Sie war geschlossen. Allerdings steckte der Schlüssel. Jetzt muss ich mal anmerken, dass ich weiß, dass man so etwas nicht tut. Ich weiß es wirklich… Allerdings war es so unglaublich verlockend! Also schloss ich auf und öffnete die Tür. Und was ich sah hätte mich wohl nicht mehr überraschen können. Es war, als würden plötzlich tausende, druckerschwarze Buchstaben auf mich zu rasen. Es waren so viele, dass ich mit einem Mal nichts mehr sah. Um mich herum war es dunkel. Ich fasste in mein Gesicht, und plötzlich war die Dunkelheit verschwunden. Ich guckte erneut in den Raum. Doch er war leer. Es war ein gigantischer Raum, und nichts war zu entdecken als kahle Holzbalken und Verkleidungen. Mein Herz raste, ich drehte um und lies mit einer Handbewegung die Tür wieder zufallen. Sie schloss nicht, sie war lediglich angelehnt. Völlig gedankenlos schoss ich Richtung Ausgang. Oder sagen wir mal so: Ich glaubte zumindest, dass sich in dieser Richtung der Ausgang befinden würde. Doch als ich um eine Regalecke bog war der einzige Anblick der sich mir bot ein weißes Kaninchen mit Jackett und Taschenuhr. Erstaunt starrte ich es an. Erstaunt starrte es zurück. Hektisch zuckte der Blick des Kaninchens von mir zur Uhr und wieder zu mir. „Oh Nein! Keine Zeit! Keine Zeit!“ rief es zu meinem noch größeren Erstaunen aus und rannte davon. Ich lief um dieselbe Ecke. Stand dann allerdings einem ziemlich großen, hageren Mann gegenüber. Sein Gesicht war bleich, sein Haar schwarz und seine Augen nur Schlitze. Er trug einen langen, schwarzen Mantel der alles andere verbarg. „Wenn haben wir denn hier?“ flüsterte er mit einem Grinsen. Eine Gänsehaut überkam mich, als er damit zwei verdammt spitze Eckzähne entblößte. Grade packte er mich als ein Schuss uns beide zusammenzucken lies. „Lassen sie den Jungen los, oder der Nächste wird sie durchlöchern! Und glauben sie nicht ich weiß nicht was sie sind! Diese Kugeln sind mit Weihwasser getränkt!“ sagte eine Stimme hinter dem Mann mit den spitzen Zähnen. Dieser zuckte herum und verpuffte plötzlich. Wieder wusste ich wer vor mir stand. „John Sinclair?“ fragte ich verblüfft. „Du kennst mich Junge? Tja, mein Ruf eilt mir wohl vor raus.“ „Äh… War das grad Graf Dracula?!“ fragte ich mit brüchiger Stimme. Langsam wurde es zu viel. „Jep… Das war Dracula. Komm mal mit!“ sagte Sinclair, dann bog er um eine weitere Ecke… und war weg. „Na super.“ Murmelte ich und drehte um. Vor mir stand niemand geringeres als Peter Pan. „Och nö…“ brummte ich als Pan lachend Feenstaub auf mich warf und sich in die Lüfte erhob. „Komm mit!“ lächelte er schwebend. „Nee danke… Ich steh nicht so auf Märchen.“ Erwiderte ich gereizt und drehte erneut um. Ich nutzte die Verdutztheit des grüntragenden Dauer-Kindes um die nächste Ecke zu erreichen. Als ich dann in diesen neuen Gang einbog stieß ich wieder mit jemandem zusammen. „Watson… können sie mir sagen wo wir hier- bei meiner Pfeife, Junge pass doch auf!“ knurrte er als ich ihm in den Rücken lief. Mein Blick wanderte von seinen Lackschuhen hinauf zu seinen feinen Sachen die aus dem 19. Jh. stammten und seinem Zylinder. Hätte ich nicht schon seit „Watson“ gewusst, dass es Sherlock Holmes war, so wäre ich wohl jetzt drauf gekommen. „Entschuldigung.“ Brummte ich zurück. Holmes warf mir einen unterkühlten Blick zu. „Haben dir deine Eltern keine Manieren bei gebracht? Weißt du denn nicht wie man einen Gentleman anspricht?“ Ich drehte wieder um und ging in die andere Richtung weiter. Ich hörte noch einige Schritte das Zetern des Detektives, dann jedoch ebbte es jäh ab. Wieder stand ich in einem neuen Gang. Und dieses Mal stand ich vor einem größeren Problem. Ich stand vor dem Hexenkönig von Angmar. Schon immer hatte ich mir gewünscht Herr der Ringe hautnah mitzuerleben. So echt fand ich dann aber irgendwie doch nicht so toll. Als er sein Schwert erhob, sein bloßer Blick hatte mich bereits fallen lassen, dachte ich nun wäre das Ende gekommen. Die Klinge stieß blitzend nieder, einen irren Moment lang hatte ich das Verlangen ein Herr der Ringe Zitat zu rufen. Doch als der Schmerz hätte einsetzen müssen hörte ich einen dumpfen Ruf. „ALEX?!“ „Was? Ich sterbe grade?“ „Wie du stirbst grade? Steh endlich auf du Schlafmütze!“ Ich riss entsetzt die Augen auf. Und blickte in das sorgenvolle Gesicht meiner Mutter. „Du hörst auch nichts, oder?“ „Mama wir haben Samstag.“ Knurrte ich. „Ja, aber wir wollen frühstücken!“ „Und deshalb kommst du einfach so in mein Zimmer?“ „Na ja..Die Tür war nur angelehnt.“
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Autorin / Autor: Alexander, 14 Jahre - Stand: 15. Juni 2010